Duisburg. Der Kunstverein Duisburg zeigt im Corona-Lockdown Ausstellungen mit Kunst, deren Entstehung weit auseinander liegt. Ein Lehmbruck überrascht.
Der Kunstverein Duisburg hat im letzten Jahr nicht nur unter den Schließungen wegen der Corona-Pandemie gelitten. Auch ein Rohrbruch hat den Ausstellungsbetrieb lange lahm gelegt. Jetzt ist der Verein mit zwei Ausstellungen zurück, in die vorerst nur die Internetseite Einblicke gibt.
Ausgerechnet zum Tag des offenen Ateliers Ende September hat ein geplatztes Wasserrohr in der 2. Etage das Haus am Weidenweg geflutet. Wände, Fußboden – alles durchfeuchtet, wie Vereinsvorsitzender Herbert Gorba sagt. Ein Schaden von 60.000 Euro sei entstanden, noch bis vor vier Wochen waren die Elektriker im Haus, um die Reparatur abzuschließen.
Rohrbruch zwingt Kunstverein Duisburg zur Renovierung
Das Unglück habe aber auch Positives mit sich gebracht, so der stellvertretende Vorsitzende Peter Withof. Durch die Renovierung ist der große Ausstellungsraum im Erdgeschoss attraktiver geworden, und die neue Technik hat die Möglichkeiten der Präsentation verbessert. So konnten für die Webseite Videoaufzeichnungen entstehen, die in Wort und Bild Eindrücke der beiden neuen Ausstellungen vermitteln.
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Eigentlich eine Bühne für zeitgenössische Kunst, zeigt der Kunstverein diesmal auch Kunst der Gruppe Junges Rheinland, überwiegen Druckgrafik, aber auch Ölgemälde und Aquarelle. Das Duisburger Sammlerpaar Else Heiermann und Günter Krusch hat rund 540 Blätter zusammengetragen. Während sich der 73 Jahre alte Betriebswirt mit Zahlen und Organisation beschäftigte, war sein Bruder Künstler. Nach dessen Tod begann Günter Krusch 2003, sich mit dessen Erbe und Kunst näher zu beschäftigen.
Kunst von Duisburgern, auch von Wilhelm Lehmbruck
Zu den renommierten Namen zählen Käthe Kollwitz, von der im Saal im Obergeschoss ein Porträt einer Arbeiterfrau zu sehen ist, Otto Dix’, der mit einem „Blinden Kind“ vertreten ist, oder Otto Pankoks Holzschnitt-Porträt der berühmten Johanna „Mutter“ Ey, die in den 1920er Jahren in Düsseldorf Kunst und Künstler förderte. Auch fünf Duisburger Künstler sind vertreten, die zwischen 1919 und 1929 dem Jungen Rheinland angehörten. Vom bekanntesten, Wilhelm Lehmbruck, ist eine wunderschöne „Sitzende Japanerin“ zu sehen, eine der seltenen Lithographien des Künstlers aus dem Jahr 1916.
Ruhrort taucht gleich mehrfach auf. Ein „Schiff im Ruhrorter Hafen“ aquarellierte Volkram Anton Scharf; der 1910 in Ruhrort geborene Heinz Kiwitz ist mit einem Don-Quichotte-Motiv vertreten; Adolf Uzarski, 1885 in Ruhrort geboren, aquarellierte einen sitzenden Mädchenakt. Der Duisburger Johannes Molzahn (1892-1965), von dem ein Fabeltier zu sehen ist, flüchtete später als „entarteter Künstler“ vor den Nazis in die USA.
Krusch hat viele Informationen über die Künstler zusammen getragen, deren Werke er und seine Frau erstanden haben. Übrigens stets nach eigenem Geschmack, wie er sagt. Landschaften, Menschen, Tiere – das Junge Rheinland blieb zumeist gegenständlich, farblich eher zurückhaltend, atmosphärisch dicht. Ausnahme ist da das farbstarke, expressive Bild einer Frau mit Puppe von Franziskus Dellgruen (1901-1984).
Kunst – so vielfältig wie die Vereinsmitglieder
Um einige Generationen jünger ist die Kunst im großen Ausstellungsraum. 28 Künstlerinnen und Künstler sind vertreten, Peter Withof und Kerstin Phoa, neu und aktiv im Kunstverein, haben die Ausstellung kuratiert, die stilistisch und technisch so vielfältig ist wie es die Vereinsmitglieder sind. Kerstin Phoa malt Menschen von heute ganz realistisch und aktuell wie ihren Teenager-Sohn, der mit Wut und Trotz auf seine Schulschließung wegen Corona reagiert.
Dorothee Impelmann ist als Duisburger Industriemalerin mit einem leuchtenden Stahlbild zu sehen, Gudrun Kleffe mit einer Filztechnik, aus der sie kissenartige Objekte schafft, es gibt das breite Landschaftsbild auf Stoffbahnen von Marayle Küpper oder schwarz-graue Bilder winterlicher (oder toter?) Bäume von Maren Goldenbaum-Henkel. Es gibt eine steinerne Echse von Jobst Paul, Fotos einer Aktion von Karin Dauenheimer oder ein Bild von Peter Withöft aus seiner Mond-Serie: jeden Monat ein Bild.
>>Besuch abhängig von Pandemie-Regelungen
- Die Ausstellung „Ganz Frei Neun“ mit Arbeiten der Kunstvereinsmitglieder im Untergeschoss bleibt bis zum 16. Mai und kann im Prinzip freitags und samstags von 17 bis 20 Uhr, sonntags von 14 bis 18 Uhr besucht werden (abhängig von Pandemie-Regelungen).
- Die Ausstellung mit Werken der Gruppe Junges Rheinland bleibt voraussichtlich länger am Weidenweg 10. Informationen unter www.kunstverein-duisburg.de, 0203 718 78 41.