Duisburg. Das Lehmbruck-Museum in Duisburg zeigt 2021 in der Ausstellung „Alles ist Skulptur“ Werke von Beuys und Lehmbruck. Besucherzahlen brechen ein.
Das Jahr 2021 im Lehmbruck-Museum steht im Zeichen von Joseph Beuys – jedenfalls künstlerisch. Wenn es denn Corona bis zur geplanten Eröffnung der Ausstellung „Alles ist Skulptur“ am 26. Juni zulässt. 2020 mussten gleich zwei große Ausstellungen wegen der Pandemie kurz nach ihrer Eröffnung schließen.
Der erste Lockdown im März beendete im Frühjahr vorzeitig die Ausstellung mit Skulpturen des britischen Künstlers Lynn Chadwick, der zweite im November die erst drei Tage zuvor eröffnete Ausstellung mit Werken von Stephan Balkenhol. „Geradezu tragisch“ nannte das Kulturdezernentin Astrid Neese bei der Vorstellung des Jahresprogramms am Freitag per Video-Konferenz.
Balkenhol-Ausstellung bleibt bis Pfingsten in Duisburg
Auch interessant
Die beeindruckende Präsentation mit Holzskulpturen eines der bekanntesten deutschen Künstler, dessen Familie für die Duisburger Ausstellung einen sehr persönlichen Rundgang für Kinder per Tonie-Box entwickelt hat, kann glücklicherweise bis zum 24. Mai verlängert werden. 500 Besucher hatten sie allein am Eröffnungstag zeitlich gestreckt sehen können.
„Ein kleiner Lichtblick“ sei, dass das Museum im März bei einem Inzidenzwert unter 35 wieder öffnen könne, so Astrid Neese über ein weiteres Jahr „mit Fragezeichen“. Zwar habe Corona auch den Museen einen Digitalisierungsschub gebracht, aber die direkte Begegnung mit Kunst „fehlt uns sehr“ und sei wieder „dringend nötig“.
Besucherzahlen wohl um die Hälfte eingebrochen
Genaue Zahlen gebe es für 2020 noch nicht, so Museumschefin Dr. Söke Dinkla. Aber sie rechne mit einem Einbruch der Besucherzahlen „bestimmt um die Hälfte“. Das Sommerfest, Konzerte und viele Veranstaltungen mussten ausfallen, und auch während der Öffnungszeiten habe es ja Hygiene-Restriktionen gegeben. Dass das Haus dennoch „finanziell gut durchgekommen“ sei, erleichtere sie. „Die Einbußen konnten mit Hilfe unserer Förderer wieder ausgeglichen werden.“ Wobei wiederum die Digitalisierung „sehr, sehr viele“ virtuelle Besucher angelockt habe, „vor allem von außerhalb“.
Auch die Verleihung des Lehmbruck-Preises am 20. September an das kanadische Künstlerpaar Janet Cardiff und George Bures Miller konnte nur online über die Bühne gehen. Die Ausstellung ihrer Klangskulpturen und Installationen, die ein ganzes Genre geprägt haben, wird ins Jahr 2022 verschoben, kündige Museumschefin Dr. Söke Dinkla an.
Fantastische Musikinstrumente von Nevin Aladağ werden ab Mai in der Reihe „Sculpture 21st“ in der Glashalle gezeigt. Die Künstlerin, die in Stuttgart aufgewachsen ist, wurde vor allem 2017 durch ihre Teilnahme an der 57. Biennale von Venedig sowie an der Documenta 14 in Athen und Kassel bekannt. Sie habe Skulptur weitergedacht und überwinde dabei kulturelle Grenzen, so Söke Dinkla.
Gemeinsamkeiten von Beuys und Lehmbruck nachspüren
Der prägende Künstler des Jahres ist Joseph Beuys. Wie bedeutsam die Beziehung des am 12. Mai 1921 in Krefeld geborenen Kunst-Revolutionärs zum Werk des 1919 gestorbenen Lehmbruck war, hat Beuys in seiner Dankesrede zur Verleihung des Lehmbruck-Preises kurz vor seinem Tod 1986 in Duisburg betont. Der Satz „Ich danke meinem Lehrer Wilhelm Lehmbruck“ erzeuge bis heute bei ihr Gänsehaut, sagt Söke Dinkla.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Die Ausstellung „Alles ist Skulptur“ mit Skulpturen und Zeichnungen soll Gemeinsamkeiten im Werk der beiden bedeutenden Künstler nachspüren, deren gemeinsames Thema die Erfahrung von Schmerz, Leiden und Tod gewesen sei. „Leiden als kreative Kraft“, wie Söke Dinkla sagt. Parallel dazu zeigt die Bundeskunsthalle in Bonn die Ausstellung „Beuys – Lehmbruck: Denken ist Plastik“.
>>„VOR ORT“: WERKE HEIMISCHER KÜNSTLER
● Das Ausstellungsjahr soll schließen mit der Präsentation „Vor Ort“, die Ausstellung in Zusammenarbeit der Interessengemeinschaft Duisburger Künstler.
● Die Jury habe bereits im Dezember getagt und aus 119 Bewerbungen 39 Werke von von 21 Künstlerinnen und 19 Künstlern ausgewählt, die eng mit der Stadt Duisburg verbunden sind.