Duisburg. Im Theater Duisburg wurde im April 1929 die Oper „Maschinist Hopkins“ aufgeführt. Der junge Komponist Max Brand aus Wien wurde vor 125 geboren.

Der 13. April 1929 war ein spannender Tag für die Kulturszene in Duisburg. Stadttheater-Intendant Saladin Schmitt hatte die Uraufführung einer Oper angesetzt, die nicht in ferner Vergangenheit oder exotischer Kulisse spielt, sondern im harten Hier und Jetzt der vordergründig goldenen 1920er Jahre. Sie versprach eine Sensation.

„Maschinist Hopkins“, die erste Oper des kaum bekannten 32-jährigen Max Brand aus Wien, war angesetzt. Das Werk sollte als „Zeitoper“ den Zuschauer in seiner Gegenwart ansprechen, mit „allen seinen Wünschen, Leiden, Sehnsüchten und seinem Wollen“. Die Handlung gleicht einem Krimi: Ein Arbeiter steigt dank gestohlener Produktionsgeheimnisse auf und kommt durch Erpressung zu Fall. Die am Verbrechen beteiligte Frau endet als billige Prostituierte. Keine romantische Liebe, sondern Ausnutzen, Kumpanei, Berechnung. Die Liebesnacht wirkt süßlich-falsch.

Uraufführung in Duisburg erinnerte an Fritz Langs „Metropolis“

Die Oper „Maschinist Hopkins“ wurde in Duisburg uraufgeführt. Komponist Max Brand wäre am 26. April 125 geworden.
Die Oper „Maschinist Hopkins“ wurde in Duisburg uraufgeführt. Komponist Max Brand wäre am 26. April 125 geworden. © Universal Edition

Mit dem Maschinisten Hopkins erschafft Brand eine Figur, die wie kaum eine andere für den Zeitgeist steht: für den Fortschrittsglauben des Futurismus, die alles durchdringende Idee der Arbeit. Aber in der überhöhten Figur des „Mannes aus Eisen“ spiegelt sich die Faszination für einen „Führer“ wieder, die vier Jahre später folgenreiche Realität hervorbringen sollte.

Max Brand hat den Nerv der Zeit getroffen. In seiner Oper sind die Maschinen nicht Schauplatz, sondern haben Bewusstsein und Stimme, werden fast romantisch stilisiert „wie phantastische Fabelwesen“. Sie singen von ihrer Versklavung durch den Menschen und von ihrer tödlichen Kraft. Fritz Langs „Metropolis“ lässt grüßen.

Auszeichnung als „Oper des Jahres 1929“

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Die Kritik der Uraufführung war gespalten. Die Duisburger Rhein- und Ruhrzeitung schrieb, Brand sei der geborene Musikdramatiker, in seiner Musik gebe es keine Langeweile. Alfred Einstein kritisiert dagegen im Berliner Tageblatt die „skrupellose Erfolgsoper, nacktes Filmgerüst für Musik“. Doch die „Vision der Oper unserer Zeit“ wurde als „Oper des Jahres 1929“ ausgezeichnet und bis 1932 an 27 Theatern nachgespielt.

Der Jude Max Brand, am 26. April vor 125 Jahren in Lemberg geboren, musste Österreich 1938 verlassen. In den USA brachte die Metropolitan Opera New York sein Oratorium „The Gate“ heraus. Stets begierig auf Neues, entdeckte er die elektronische Musik, mit der er sich auch nach seiner Rückkehr nach Europa beschäftigte.

Vergessen und zuletzt dement, starb Brand 1980 in Niederösterreich. Seine Oper „Maschinist Hopkins“ wurde erst 1984 von John Dew, der als Oberspielleiter in Bielefeld vor allem durch seine „Ausgrabungen“ bekannt wurde, wiederentdeckt und gelegentlich nachgespielt – wenn auch nicht im Ruhrgebiet, wo das Thema Arbeit, Industrie und Maschine eigentlich ein Heimatrecht haben müsste.