Duisburg. Mit Klausuren in Englisch haben die Abiturprüfungen begonnen. In Duisburg haben sich die meisten Schüler vorher auf Corona testen lassen.

Erschöpft und erleichtert kommen die Zwölftklässler aus der Aula des Landfermann-Gymnasiums. Am Freitag haben die Duisburger ihre ersten Abiturklausuren geschrieben in den Grund- und Leistungskursen Englisch.

Der Kopf raucht, die Finger sind tintenblau geschrieben in viereinhalb Stunden: Leonard Luven (17) und Can-Luca Dursun (18) haben die erste von vier Prüfungen hinter sich. Zur Auswahl standen Themen wie die Black-Live-Matters-Bewegung in Amerika sowie utopische und dystopische Zukunftsvisionen, mal als Gedicht, mal als Sachtext.

Schnelltest vor der ersten Abiturklausur

Am Tag zuvor schon haben sie sich testen lassen, mussten die „Negativ“-Urkunde vor Klausur-Beginn vorzeigen, erzählt Luven. Sorgen hatten sich die beiden nicht gemacht, seit Wochen sind sie bis auf einige Schulbesuche freiwillig in Quarantäne, haben kaum Kontakte. Sicher ist sicher.

Habt ihr euch auch inhaltlich gut vorbereitet gefühlt? „Ja“, sagen beide wie aus einem Mund. „Wer nicht vorbereitet war, der war selbst schuld“, findet Dursun. Die Lehrer hätten jedenfalls alles gegeben - ob im Präsenz- oder Distanzunterricht.

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Der Wechsel zwischen den Unterrichtsformen habe vieles durcheinandergebracht, finden sie. Und dann das Lüften: „Ich hatte teilweise zwei Hosen an und hab trotzdem gefroren“, berichtet Dursun. Es klingt so, als wäre er ein bisschen froh, nur noch drei mal die Schule betreten zu müssen. Donnerstag geht es für sie weiter mit Bio.

Die Schüler Can-Luca Dursun und Leonard Luven haben am Freitag ihre Abi-Klausur im Grundkurs Englisch am Landfermann-Gymnasium in Duisburg geschrieben. Nach viereinhalb Stunden sind sie k. o. und ein bisschen erleichtert.
Die Schüler Can-Luca Dursun und Leonard Luven haben am Freitag ihre Abi-Klausur im Grundkurs Englisch am Landfermann-Gymnasium in Duisburg geschrieben. Nach viereinhalb Stunden sind sie k. o. und ein bisschen erleichtert. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Durch die Pandemie viel Unterrichtsstoff verpasst

Ein paar Minuten später kommen auch Sofia Spinelli und Hannah Tummes heraus, sie wirken ein bisschen entspannter. Die große Aufregung vor der ersten schriftlichen Prüfung ist der Erkenntnis gewichen, dass die Klausur nicht viel anders ablief als die vielen Klausuren ihres bisherigen Schülerlebens.

Die beiden 18-Jährigen berichten, dass sie viele Monate Unterrichtsstoff verpasst hätten. „Video-Unterricht ist einfach was anderes.“ Wenn man nicht beobachtet wird, gebe es viele Möglichkeiten zur Ablenkung, gesteht Tummes. Das Hin und Her des Schulministeriums hat Spinelli wie viele schwer genervt, aber allmählich blickt sie nach vorne: Sie hat einen Studienplatz für Hebammenkunde bereits sicher, Hannah Tummes wird je nach Abischnitt (1,3 müsste es sein) Biomedizin studieren - oder erst mal Biologie.

Neun Selbsttest-Verweigerer an den Duisburger Gymnasien

Auch die jungen Frauen ließen sich testen, alles andere als ein negatives Ergebnis hätte sie überrascht, so stark hatten sie ihre Kontakte reduziert. Ein Klassenkamerad habe sich ursprünglich nicht testen lassen wollen, erzählt Tummes. Als er aber hörte, dass alle Ungetesteten in einem Raum schreiben müssen, war ihm das Risiko doch zu groß.

Die Schülerinnen Sofia Spinelli und Hannah Tummes aus Duisburg haben ihre erste Abi-Klausur hinter sich gebracht.
Die Schülerinnen Sofia Spinelli und Hannah Tummes aus Duisburg haben ihre erste Abi-Klausur hinter sich gebracht. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Dazu kam es am Ende nicht, weil sich alle Klausur-Teilnehmenden vorher testen ließen, berichtet Schulleiter Christof Haering. Auch an den anderen Gymnasien sei es glatt gelaufen, insgesamt habe es lediglich neun Verweigerer gegeben. Zudem seien nur wenige Tests positiv ausgegangen, berichtet Haering aus der Schulleiter-Konferenz. Diese Schüler müssen einen PCR-Test machen und die Abiturprüfung nachschreiben.

Haering ist ein bisschen erleichtert, „der erste Tag ist glatt gelaufen“, freut er sich und gönnt sich bei allem Pandemiestress mal „ein gutes Gefühl“. Ein Entgegenkommen dürfen die Schüler aber auch bei den nächsten Prüfungen nicht erwarten, „das hat das Land nicht zugelassen“, betont Haering. Die Vergleichbarkeit der Abschlüsse zwischen den Bundesländern habe Vorrang gehabt. Dabei hätte man für das Corona-Jahr durchaus „ein bisschen Luft“ lassen können - mehr jedenfalls als drei statt zwei Auswahlthemen.

Abiturprüfungen mit mehr Aufsichtspersonal

An der Gesamtschule Meiderich konnten ebenfalls alle Schüler zu den Englisch-Klausuren antreten, berichtet Schulleiter Bernd Beckmann. Dem Schulformsprecher will das Wort „Routine“ nicht so recht über die Lippen, aber die ersten Abiturprüfungen scheinen überall gut gelaufen zu sein.

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Die Abiturienten seien am Donnerstag zum Selbsttest erschienen und konnten mit den Negativ-Urkunden am Freitag zur Prüfung gehen. Lediglich eine Schülerin habe sich aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst testen können, sie habe die Klausur in einem separaten Raum geschrieben. Der einzige Unterschied zu den Abiturprüfungen der Vorjahre sei entsprechend ein höherer Bedarf an Aufsichtspersonal, so Beckmann.

Angesichts der weiter steigenden Inzidenzwerte in Duisburg geht er davon aus, dass die Schulen noch den ganzen Mai im Distanzunterricht bleiben. „Ich weiß allerdings nicht, wie die Eltern das noch machen.“

>>ABITURPRÜFUNGEN IN DUISBURG

  • Die schriftlichen Abiturprüfungen laufen bis zum 5. Mai, die Nachschreibetermine stehen vom 7. bis 21. Mai an.
  • Montag geht es mit Klausuren in Latein, Italienisch, Niederländisch, Russisch und Türkisch weiter. Deutsch wird am 30. April geschrieben, Mathe am 4. Mai.
  • Die mündlichen Prüfungen finden ab dem 7. Mai statt.
  • Die Zeugnisse werden spätestens am 3. Juli übergeben.