Duisburg. Ein 60 Millionen teures Bahn-Terminal im Duisburger Hafen kommt seit Jahren nicht über den Probebetrieb hinaus. Verschwendung von Steuergeld?
Zwei mächtige Kräne haben bislang nur wenige Container verladen: Die KV-Drehscheibe im Bahnhof Ruhrort-Hafen kommt seit 2016 nicht über den Probebetrieb hinaus. Weiterhin ist schwer absehbar, wann das Terminal der Bahn an das Straßennetz angebunden wird. Die Hängepartie um die teure Anlage hat nun der Bund der Steuerzahler scharf kritisiert.
„60 Millionen Euro für das Terminal sind bislang ebenso für die Katz wie die zusätzlich aufgelaufenen Betriebskosten“, schreibt der Verein in seinem eigenen Magazin. Mit dem Steuerzahler im Rücken lasse sich offenbar entschleunigt planen, heißt es vor dem Hintergrund, dass mit DB Netze ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn für Bau und Betrieb der Anlage verantwortlich ist.
Steuerzahler: Hin und her bei KV-Drehscheibe „eine Posse“
Tatsächlich läuft bei dem Projekt längst nicht alles rund. 2008 plante man eine reine Schiene-Schiene-Umschlaganlage, deren Inbetriebnahme für 2013 angesetzt war. In der Zwischenzeit wuchs jedoch der Entschluss, das Terminal auch an den Straßenverkehr anzuschließen, Container also auch zwischen Bahn- und Lkw-Verkehr zu verladen.
Auch interessant
Schienen und Kräne wurden 2016 fertig. Gleichzeitig arbeitete DB Netze daran, die Zufahrtswege für Lkw bauen zu können. Nach Kritik von lärmbesorgten Anwohnern wurde nochmals umgeplant, über welche Straßen die Laster das Terminal anfahren sollen. Und auch die Aussagen des Unternehmens zur täglichen Anzahl der Lkw änderten sich mehrfach. Der Bund der Steuerzahler bezeichnet das jahrelange hin und her als „eine Posse“.
Bahn ändert Zeitplan für Anschluss ans Straßennetz erneut
Den aktuell verfolgten Plan, den Schwerlastverkehr über die Sympherstraße vom Bahnhof in Richtung Kreuz Kaiserberg zu lenken, stellte DB Netze Anfang 2018 im Rahmen einer Bürgerinformation vor. Zur öffentlichen Auslegung des Bebauungsplans gab es zwei Jahre später einen weiteren Info-Abend. „Wir werden niemanden belästigen“, versprach damals Projektleiter Frank Margenfeld, der ein Lkw-Aufkommen von elf Fahrzeugen pro Stunde ankündigte. Margenfeld stellte eine Inbetriebnahme Mitte 2021 in Aussicht.
Auch interessant
Dieses zeitliche Ziel wurde nun erneut korrigiert. Auf Nachfrage der Redaktion teilt eine Sprecherin der Bahn mit: „Noch fehlen die bau- und wasserrechtlichen Genehmigungen sowie eine zusätzliche Genehmigung für den Hochwasserschutz, die für den Baustart zwingend erforderlich sind. Die DB geht nach jetzigem Stand von einer Fertigstellung der Straße über das Hafengelände im Jahr 2023 aus.“
Duisburger Bahn-Terminal: Probebetrieb soll nur wenig Geld Kosten
Zu den Vorwürfen des Steuerzahler-Vereins sagt die Sprecherin, die Millionen-Investition sei „keinesfalls für die Katz“, sondern „von Anfang an für ein perspektivisches Verkehrswachstum konzipiert gewesen, um möglichst viele Verkehre von der Straße auf die umweltfreundliche Schiene zu verlagern“.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Der seit 2016 laufende Probebetrieb ermögliche im ersten Schritt einen Güterumschlag von einem Zug auf einen anderen. Wie viele Container bisher auf diese Weise verladen werden, teilt DB Netze dagegen nicht mit. In der Vergangenheit war zu hören, dass die Nachfrage gering ist – nicht ohne Grund entschied man sich nachträglich dazu, die Anlage doch an das Straßennetz anzubinden.
Dass die Kräne überhaupt im Probebetrieb fahren, ist eher der Technik geschuldet: Die Krananlagen müssen regelmäßig bewegt werden, um zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme gut geschmiert zu sein. Laut der Bahn-Sprecherin fallen dabei nur geringe Kosten an, etwa für den Stromverbrauch.
>>MEIDERICHER SEHEN DIE KV-DREHSCHEIBE KRITISCH
• Die KV-Drehscheibe (KV steht für „kombinierter Verkehr“) befindet sich am Bahnhof Ruhrort-Hafen, der jedoch bereits zu Mittelmeiderich gehört.
• Dort haben viele Anwohner Angst, dass die Lkw durch ihr Wohngebiet fahren. Die Bahn ist davon überzeugt, dem mit entsprechenden baulichen Maßnahmen und neuer Verkehrsregelung vorbeugen zu können.