Duisburg. Im Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie wirft der Unternehmerverband der IG Metall Sturheit vor und fordert Ausnahmeregeln.

Die bisher festgefahrenen Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie werden am Donnerstag fortgesetzt. In den bisherigen fünf Gesprächsrunden waren sich Arbeitgeberverbände und die Gewerkschaft IG Metall nicht entscheidend nähergekommen.

„Es müssen sich alle bewegen“, sagt Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes Metall Ruhr-Niederrhein und der Unternehmerverbandsgruppe, zum aktuellen Stand im Tarifkonflikt. Dass mittlerweile die sechste Verhandlungsrunde eingeläutet wurde, liege auch an der beharrlichen Position der IG Metall, die von ihren Forderungen „bislang keinen Millimeter abgerückt“ sei.

Tarifstreit: Das sind die Forderungen der IG Metall

Konkret fordert die Gewerkschaft ein Volumen von vier Prozent, das je nach Situation der Betriebe zur Stärkung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen oder zur Finanzierung von Maßnahmen der Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann. Mit Zukunftstarifverträgen sollen passgenaue betriebliche Lösungen gefunden werden, die Zusagen für Investitionen, Standorte, Beschäftigung und Qualifizierung enthalten.

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Im Kampf um höhere Löhne und Arbeitsplatzsicherung hatten am Dienstag laut Angaben der IG Metall insgesamt 4860 Beschäftigte aus 35 Betrieben in NRW die Arbeit niedergelegt. Die größte Aktion fand in Duisburg statt, wo vor dem MSV-Stadion insgesamt 1300 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie sowie der Stahlindustrie für ihre Forderungen mit einem Autokino-Warnstreik demonstrierten.

Arbeitgeberseite schlägt „substanzielle Einmalzahlung“ vor

Die Arbeitgeberseite, so Schmitz, werde nun ihren schon lange vorliegenden Strukturvorschlag – Zahlung eines Mix aus Einmalzahlung und Tabellenerhöhung ab 2022 – justieren: „Wir werden der IG Metall vorschlagen, für dieses extrem fordernde Corona-Jahr eine substanzielle Einmalzahlung an die Beschäftigten tarifvertraglich zu vereinbaren“, erklärt der Hauptgeschäftsführer. Verbunden damit sei die Bereitschaft für eine reguläre Tariferhöhung im Jahr 2022.

Metall-Arbeitgeber in NRW bieten Einmalzahlung für 2021 an Im Gegenzug dazu fordere die Arbeitgeberseite verlässliche Ausnahmeregeln für Betriebe, die in ernsten Schwierigkeiten stecken. Der Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes Metall Ruhr-Niederrhein schätzt, dass zwei Drittel der Betriebe in der Rhein-Ruhr-Region Probleme haben. Nicht nur wegen Corona, sondern etwa auch aufgrund des Strukturwandels.

Ausnahmeregeln für Unternehmen in Schieflage gefordert

„Wir wollen eine Differenzierung nach Leistungsfähigkeit der Unternehmen erreichen“, damit solche wirtschaftlichen Hindernisse einkalkuliert wären, so Schmitz. Bei den Forderungen der IG Metall winkt der Hauptgeschäftsführer ab. Die Höhe des Gehaltsvolumens von vier Prozent passe nicht in die Zeit, da zahlreiche Unternehmen „um die nackte Existenz“ kämpfen würden.

In Bezug auf die von der IG Metall geforderten Zukunftstarifverträge heißt es: Die unternehmerische Entscheidungsfreiheit müsse gewahrt bleiben. „Die Unternehmen wissen selbst sehr gut, was nötig ist, und nehmen ihre Verantwortung mit Augenmaß wahr.“

Mit Blick auf die sechste Verhandlungsrunde hofft Schmitz, dass es noch vor Ostern zu einer Einigung kommt. „Diese andauernde Unsicherheit braucht niemand. Und letztlich haben wir ein gemeinsames Ziel: Beschäftigung zu sichern in zukunftsfähigen Unternehmen.“

>> IG-METALL SIEHT „VERWEIGERUNGSHALTUNG“

• Nicht nur der Unternehmerverband, sondern auch die Gewerkschaft sieht eine „Verweigerungshaltung“ des Verhandlungspartners. Die Vier-Prozent-Forderung sei „maßvoll“, so der Duisburger IG-Metall-Bevollmächtige Dieter Lieske. Er könne sich nicht an viele Verhandlungen erinnern, in die die Gewerkschaft mit einer solch geringen Forderung eingestiegen sei.

• Der IG Metall ginge es in erster Linie um Beschäftigungssicherung. „Wir wollen keinen langen Streit“, bekräftigt Lieske. Zwar sei die Corona-Krise für einige Unternehmen eine Herausforderung, doch gebe es auch jene Betriebe, die in der Krise sehr gut wirtschaften. Die Pandemie dürfe deshalb nicht als Vorwand zur Profitmaximierung genutzt werden.