Duisburg. Der Unternehmerverband lehnt die Forderung der Politik nach Homeoffice-Vorgaben ab. Er widerspricht Zahlen, nach denen das Homeoffice zurückgeht.

Homeoffice ist während der Corona-Pandemie "das Mittel der Wahl", findet Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbands mit Sitz in Duisburg. Gesetzliche Vorgaben zum Homeoffice samt Bußgeldern für Firmen dürfe es aber nicht geben, sagt er und greift die Politik an, die diese Forderung aktuell erhoben hat.

Die Unternehmen an Rhein und Ruhr hätten seit März "überall dort, wo Homeoffice möglich ist, die betrieblichen Prozesse verantwortungsvoll angepasst." Zusätzlich minimierten Corona-spezifische Arbeitsschutzstandards das Infektionsrisiko am Arbeitsplatz. Viele Aufgaben in Industrie, Handwerk und Dienstleistungen ließen sich aber "schlicht nicht mobil, sondern nur vor Ort erledigen". Das werde bei der aktuellen Forderung ignoriert.

Streit um Homeoffice-Zahlen: Hans-Böckler-Stiftung versus Bitkom

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CDU) hatten jüngst den Druck auf Unternehmen erhöht, Homeoffice anzubieten. Ihre Forderungen nach mehr Heim- statt Präsenzarbeit kam kurz nach Berichten über eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung, der zufolge immer mehr Arbeitnehmer vom coronabedingten Homeoffice wieder an den Arbeitsplatz im Büro zurückkehren: Kurz nach Beginn der Pandemie im März arbeiteten demnach 27 Prozent der Arbeitnehmer überwiegend oder ausschließlich von zu Hause aus; während des zweiten Lockdowns im November seien es nur noch 14 Prozent gewesen.

Diesen Zahlen der Arbeitnehmer-nahen Stiftung setzt der Unternehmerverband die des Digitalverbands Bitkom entgegen: Demnach arbeitete Ende 2020 jeder vierte Berufstätige ausschließlich im Homeoffice, weitere 20 Prozent teilweise. Vor der Pandemie arbeiteten der Bitkom-Befragung zufolge drei Prozent der Berufstätigen vollständig im Homeoffice, weitere 15 Prozent zum Teil.

Unternehmerverband in Duisburg: Politik hat keine Exit-Strategie für Corona

Wolfgang Schmitz kritisiert für den Unternehmerverband, die Homeoffice-Forderungen der Politik träfen "auf eine Zielgruppe, die in den vergangenen Monaten gehandelt und Konzepte für den nachhaltigen Umgang mit der Pandemie entwickelt hat." Exit-Strategien der Politik seien "hingegen auch nach Monaten der Pandemie nicht erkennbar."

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