Duisburg. Die IG Metall hat vor Beginn der nächsten Verhandlungsrunde für den Metall-, Elektro- und Stahlbereich in Duisburg weiter Druck aufgebaut.

Hupkonzerte auf dem Parkplatz der MSV-Arena haben sich bewährt. Jedenfalls die, die von den MSV-Fans vor den letzten Heimspielen des heimischen Drittligisten veranstaltet wurden. Statt Weiß-Blau war am Dienstagmittag allerdings gewerkschaftliches Rot die dominierende Farbe auf dem gut gefüllten Parkplatz-Areal vor dem Stadion. Die Duisburg-Dinslakener IG Metall hat sich zur Unterstützung der Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie und den Eisen- und Stahlbereich mit ihren Aktionen bisher kreativ gezeigt. So auch beim großen „Warnstreik im Autokino-Format“. Damit sollte vor den nächsten Tarifrunden am Donnerstag und am Freitag noch einmal Druck auf die Arbeitgeber ausgeübt werden.

Und der Protest fiel zur Freude der Organisatoren ziemlich lautstark aus. Einige hundert Pkw samt Insassen hatten sich vor der – etwas zu kleinen – Videowand aufgebaut, die Reden der IG-Metall-Offiziellen konnte man über das Autoradio verfolgen. Die Gewerkschaft ist derzeit an zwei Fronten im Einsatz.

Tarifverhandlungen: Duisburger IG Metall mit Angebot unzufrieden

Mehrere Verhandlungstage gab es bereits im Metall- und Elektro-Sektor und in der Eisen- und Stahlindustrie. Das bisherige Angebot der Arbeitgeber bezeichnet der Duisburger IG-Metall-Bevollmächtige Dieter Lieske als äußerst dürftig: „Da muss mehr kommen, das reicht nicht.“ Die IG Metall fordert für beide Industriebereiche Erhöhungen in einem Gesamtvolumen von vier Prozent. Gewerkschaftsvorschlag ist, einen Anteil der Erhöhung für Beschäftigungssicherungs-Maßnahmen zu verwenden. Dieter Lieske: „Jede Stunde Freizeit sichert Arbeitsplätze.“

Hauptredner auf der Protest-Demo waren die zweite Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner und der aktuelle nordrhein-westfälische Verhandlungsführer der Metallgewerkschaft, Bezirksleiter Knut Giesler. Christiane Benner stellte die mangelnde Zukunftsperspektive für junge Arbeitnehmer in den Fokus: „Zuletzt gab es einen Rückgang an Ausbildungsplätzen um 25 Prozent, junge Leute haben es derzeit schwer, einen Ausbildungsplatz zu finden, die brauchen eine Perspektive.“ Sie mahnte: „Wir müssen unbedingt eine Generation Corona verhindern, das sind Fachkräfte, die später fehlen.“

„Bisher liegt noch kein vernünftiges Angebot auf dem Tisch“

Die Streikteilnehmer an und in ihren Autos.
Die Streikteilnehmer an und in ihren Autos. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Mit dieser Aussage fand sie bei den Teilnehmern der Auto-Demo große Zustimmung, wie das passende Betätigen der Warnblink-Anzeigen deutlich zeigte. Benner stellte klar, dass die Mitarbeiter in den Betrieben ihren Beitrag in den vergangenen Monaten geleistet haben: „Die Beschäftigten haben in Corona-Zeiten überall den Laden am Laufen gehalten.“ Dass nun die Arbeitnehmer ein Recht auf Einkommensverbesserungen haben, unterstrich Knut Giesler, der seit einigen Wochen am Verhandlungstisch sitzt. Die bisherigen Angebote der Arbeitgeber bezeichnete er als ebenfalls als „dürftig“: „Wir gehen jetzt in die sechste Verhandlungsrunde im Metall- und Elektrobereich, bisher liegt noch kein vernünftiges Angebot auf dem Tisch.“ In der Metall- und Elektrobranche sind von den Arbeitgebern bisher noch keine konkrete Zahlen genannt worden. Nur, dass man von Arbeitgeberseite bereit sei, eine nicht näher bezifferte Einmalzahlung zu leisten und eine etwaige Tariferhöhung erst im zweiten Halbjahr 2022 wirksam werden zu lassen. Als „völlig unzureichend“ bezeichnete Giesler auch das Arbeitgeber-Angebot für den Bereich Eisen und Stahl.

Für das aktuelle Jahr wurde eine einmalige steuerfreie Corona-Prämie in Höhe von 350 Euro angeboten, eine Einmalzahlung in gleicher Höhe – allerdings brutto – soll im Jahr 2022 folgen. Christiane Benner dazu: „Das Angebot ist so gut wie nichts, viele Betriebe sind stabil durch die Corona-Zeit gegangen, können ihren Aktionären hohe Dividende zahlen.“ Was die Streik-Teilnehmer in ihren Pkw davon hielten, machte das ohrenbetäubende Hupkonzert mehr als deutlich.

>>IG METALL HAT 550.000 MITGLIEDER IN NRW

  • Die IG Metall ist mit rund 2,3 Millionen Mitgliedern (Stand 2019) die größte Einzelgewerkschaft in Deutschland und hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Sie wurde am 1. September 1949 gegründet. Die IG Metall vertritt die organisierten Arbeitnehmer der Metall/Elektro- und Stahlindustrie, aber auch Arbeitnehmer der Bereiche Textil und Bekleidung, Holz und Kunststoff und Mitarbeiter der Informations- und Kommunikationstechnologiebranche.
  • Erster Vorsitzender ist Jörg Hofmann. Die IG Metall Nordrhein-Westfalen hat rund 550.000 Mitglieder. Landesweit gibt es 39 Geschäftsstellen.