Duisburg. In den vergangenen Monaten fielen Reisen weg, Geschäfte hatten immer wieder geschlossen. So viel haben die Duisburger deshalb auf Seite gelegt.

Die Geschäfte hatten lange Zeit geschlossen, shoppen ist derzeit nach Termin wieder möglich. In den vergangenen Monaten haben viele Duisburger die Corona-Pandemie allerdings auch genutzt, um Geld, das sie sonst vielleicht für einen Urlaub ausgegeben hätten, zur Seite zu legen. Sämtliche Banken bestätigen, dass im Corona-Jahr mehr gespart wurde. Die Sparkasse verzeichnet sogar die größte Einlagensteigerung „in diesem Jahrtausend“.

Andreas Vanek, Sprecher der Sparkasse, rechnet vor: „Allein in 2020 haben unsere Kunden uns über 321 Millionen Euro anvertraut – der Gesamtbestand lag am Jahresende bei 5.085 Milliarden.“ Häufig landen die Euro erst einmal auf „unrentablen Tagesgeldkonten, aber auch immer mehr in Aktien- und Immobilienfondsanlagen.“

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Im Jahr 2020 wurden zudem 439,5 Millionen Euro an Immobilienkrediten vergeben – im Jahr davor waren es nur 360,2 Millionen Euro. „Aber es fehlt mittlerweile häufig an den richtigen Immobilien-Angeboten“, weiß Vanek. Er glaubt nicht, dass der Anstieg bei den Sparern nur ein vorübergehender Corona-Effekt ist. „Wir gehen davon aus, dass Zinsen in den nächsten Jahren weiterhin niedrig bleiben oder nicht vorhanden sind.“ Umso wichtiger sei es für die Sparer, aus unrentablen Spar- und Tagesgeldkonten auf Fonds und Aktien umzusteigen.

Duisburger investieren mehr: Häuser als Anlageobjekte begehrt

Claudia Behrens, Sprecherin der Volksbank Rhein-Ruhr, ist anderer Meinung. „Wir gehen davon aus, dass nach Abklingen der Pandemie, das Konsumverhalten der Menschen wieder anziehen wird.“ Auch die Berater der Volksbank raten eher zu alternativen Anlageformen als dem Sparbuch. „Einen deutlichen Anstieg gibt es auch beim Hauskauf.“

Für die Banken ist die neu erfrischte Spar-Leidenschaft indes gar nicht so günstig. „Banken müssen sich aktuelle mit hohen Kosten über die Zentralbanken refinanzieren“, so Behrens. Etwa 25 Prozent aller Konten bei der Volksbank Rhein-Ruhr werden privat geführt.

Targobank in Duisburg: Konsumanlässe für Kunden fehlen

Die Targobank in Duisburg zählt rund 47.300 Kunden und führt 21.300 Girokonten. Das Volumen der Spareinlagen betrug zum Jahresende 2020 insgesamt 56,9 Millionen Euro – das ist ein Plus von elf Prozent im Vergleich zum Dezember 2019. Das Depotvolumen belief sich auf 124,1 Millionen Euro und ist somit ebenfalls um zwölf Prozent gewachsen.

„Coronabedingt fehlten den Duisburgern, wie allen anderen Menschen ja auch, die Konsumanlässe. Gastronomie, Reisen und größere Anschaffungen – all das fiel im vergangenen Jahr größtenteils aus. Gemerkt haben wir das in erster Linie an den Kreditkartenaktivitäten unserer Kunden“, beschreibt Targobank-Filialleiter Helge Schräder.

Ein deutlicher Effekt sei die „spürbare Zunahme im Investmentgeschäft. Durch die anhaltende Niedrigzinsphase und die Möglichkeit, auch im Lockdown zu handeln, sind die Kennziffern in diesem Bereich deutlich nach oben gegangen.“

Tipp von Anlageberatern: Vom Sparbuch aufs Aktiendepot umsteigen

Verena Severin, Niederlassungsleiterin der Commerzbank und zuständig für Privat- und Unternehmerkunden in Duisburg, vergleicht: „Bundesweit legte die Sparquote im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent zu. In Duisburg sparten die rund 110.000 Privat- und Unternehmerkunden der Commerzbank mehr als vier Prozent.“

Nach einer Studie im Auftrag der Commerzbank täten sich allerdings 79 Prozent der befragten Sparer in Duisburg schwer, eine geeignete Geldanlage zu finden. Zwei Drittel der Anleger sagten demnach, sie kennen sich mit den Formen der Geldanlage nicht gut aus. „Vom Geld vermehren mit Fonds und Wertpapieren haben zwar die meisten gehört, aber viele zögern noch. Dabei ist es die beste Möglichkeit, aus der Zinsfalle herauszukommen.“ Daneben blieben Aktien ein essenzieller Depotbaustein, „ohne den der Vermögenserhalt beziehungsweise Vermögensaufbau nahezu unmöglich sind“, so Severins Fazit.

>> Nur wenige Kunden setzen Kreditraten aus

• Durch Kurzarbeit und die Schließungen im Lockdown mussten zahlreiche Duisburger auch in den vergangenen Monaten auskommen. „Wir haben gemeinsam mit unseren Kunden Lösungen gefunden und zum Beispiel Tilgungen ausgesetzt“, sagt Claudia Behrens von der Volksbank Rhein-Ruhr.

• Auch bei der Sparkasse Duisburg gab es „im Zusammenhang mit Kreditausfällen noch keine Besonderheiten.“ In 2020 haben etwa 900 Privatkunden das Angebot zur Tilgungsaussetzung für drei Monate bei Darlehen in Anspruch genommen – dies entspricht etwa einem Volumen von 1,3 Millionen Euro. Insgesamt führt die Sparkasse 239.000 Privatgirokonten und über 23.000 Geschäftsgirokonten.