Hafenchef Erich Staake verkündet eine Zugverbindung für Sattelauflieger von Duisburg nach Polen, um den Lkw-Verkehr von der Straße zu bringen.

Eines habe die Corona-Pandemie gezeigt: „Unser Netzwerk funktioniert auch in Krisenzeiten.“ Bislang sei der Duisburger Hafen gut durch die Corona-Zeit gekommen, auch wenn die Pandemie wegen der international verflochtenen Wertschöpfungskette auch die Hafengesellschaft getroffen hat. „Es ist ein schwieriges Jahr und auch das nächste Jahr sehe ich nicht so optimistisch“, sagt Duisport-Geschäftsführer Erich Staake. Allerdings „gab es zu keinem Zeitpunkt Einschränkungen in der Abwicklung.“ Es sei „uneingeschränkt“ gelungen, den Warenverkehr aufrechtzuhalten.

14 Stunden Transitzeit nach Poznań

Und nicht nur das: Seit einem Monat rollen Züge mit Lkw-Aufliegern zwischen Poznań (Polen) und Duisburg. Transitzeit: 14 Stunden. Die Abwicklung erfolgt in Hohenbudberg auf Logport III. Damit reagiert der Hafen auf „die zentrale europäische Forderung, den Lkw-Verkehr von der Straße zu bringen“, sagt Erich Staake. 29 Prozent des Verkehrsaufkommen zwischen Frankfurt Oder und dem Ruhrgebiet auf der A 2 seien Sattelschlepper. „Die meisten sind nicht kranbar. Darauf richten wir uns ein“, erklärte der Hafenchef gestern bei einem Pressegespräch und kündigte zugleich auch weitere „Relationen mit China“ noch in diesem Jahr an, ohne ins Detail zu gehen.

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Der Warenverkehr mit China laufe nach den coronabedingten Rückgängen im Februar und März besser denn je mit etwa 50 Zügen in der Woche. Der Containerverkehr zeige sich stabil, der Güterverkehr verzeichne einen Rückgang um sechs Prozent. Das habe aber „strukturelle Gründe“, die in der Stahlindustrie und dem rückläufigen Kohleumschlag liegen.

„Es werden vielen mittelständische Unternehmen nicht überleben“

Dies alles könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch der Duisburger Hafen in den vergangenen Monaten Kosten senken musste, „aber nicht beim Personal“, betont Erich Staake ausdrücklich. Im Gegenteil: Man werde mit Blick auf das Wachstum des Hafens noch weiteres Personal benötigen, um Aufträge abzuwickeln. 1600 Mitarbeiter zählt Duisport derzeit. Und man habe auch eines nicht gemacht: Lieferanten pauschal zehn Prozent weniger gezahlt oder sie im Preis gedrückt. „Dies zu tun, davor kann ich die Industrie nur warnen“, sagt Staake. Der Herbst, so vermutet er, wird für viele Firmen bitter: „Branchen wie die Verpackungsindustrie und die Auto- und Autozulieferer-Branche haben deutliche Bremsspuren erhalten“, beschreibt Staake die bis zu zweistelligen Umsatzeinbußen. „Es werden viele mittelständische Unternehmen nicht überleben.“ Entsprechend groß werden die Herausforderungen 2021 auch für den Hafen, der noch immer im ungelockerten Krisenbetrieb ist, sein.

Neues Terminal auf der Kohleinsel soll CO²-frei werden

Für den Hafen gelte weiter die Devise: „Wir streben nicht nach Maximierung, sondern einer Optimierung der Geschäfte“, sagt Erich Staake mit Blick auf die großen baulichen Projekte des Hafens wie den Bau des neuen trimodalen Terminals auf der Kohleninsel im Hafen, „der ein Musterbeispiel für die zukünftige Warenabwicklung und CO²-frei werden soll“ – auch unter umweltpolitischen Gesichtspunkten. So sollen beispielsweise die Lokomotiven mit Wasserstoff angetrieben werden.

Neue Halle auf Mercatorinsel wird trotz Kritik gebaut

Dies zeige, dass der Hafen nach wie vor wachse und Arbeitsplätze in Duisburg schaffe. Vor diesem Hintergrund kommentierte Erich Staake gestern auch die jüngste Kritik „von einigen Wenigen“ in sozialen Netzwerken an dem Neubau der Logistikhalle vor Tiger & Turtle sowie dem geplanten Hallenbau auf der Mercatorinsel, die den Ausblick vom Leinpfad Richtung Rheinorange gefährde. Duisport werde an dem Bau der Hallen festhalten.

„Tiger & Turtle ist kein Weltkulturerbe“

Man müsse sehen, was zuvor auf den Flächen war: In Wanheim eine „Kloake“, die die ehemalige Zinkhütte hinterlassen hatte, in Ruhrort drei große verrostete Kräne als Überbleibsel des einstigen Erzumschlagplatzes.

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„Noch 2001 hatten die Nachbarn rote Tischdecken, wenn der Wind wehte“, erinnert der Hafenchef. „Wir werden nicht davon Abstand nehmen, auf einer der wenigen verbliebenen Flächen zu bauen, wenn 370 Arbeitsplätze entstehen.“ Was die Halle vor Tiger & Turtle betreffe, so habe Duisport nicht einmal die mögliche Hallenhöhe ausgenutzt, sondern um zwei Meter reduziert. Außerdem sei „Tiger & Turtle kein Weltkulturerbe.“

Duisport-Pressesprecher Thomas Hüser berichtet von Hafenmitarbeitern, die für die Kritik an den Hallenbauten kein Verständnis haben. Und auch sie seien „Ruhrorter und Walsumer“. Zudem seinen die Bebauungspläne „Ergebnisse demokratischer Prozesse.“