Duisburg. Nach dem lebensgefährlichen Sprung eines Duisburger Teenagers aus einer fahrenden Bahn erklärt die DVG auch das Phänomen der „Türaufrisse“.
Die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) spricht von einem tragischen Vorfall, „der uns in dieser Form so noch nicht begegnet ist“, wie DVG-Sprecher Thomas Kehler sagt. Ein 15-Jähriger aus Duisburg war am Montagnachmittag in Alt-Hamborn aus einer fahrenden Straßenbahn der Linie 903 gesprungen, um sich nach Angaben der Polizei einer Fahrkartenkontrolle zu entziehen. Er hatte demnach die hintere linke Tür der Straßenbahn geöffnet und sich nach dem Sprung lebensgefährlich verletzt.
Duisburger (15) springt aus fahrender Bahn – LebensgefahrFragen zum konkreten Fall beantwortet die DVG mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen der Polizei nicht. Grundsätzlich sei es zwar während der Fahrt für Fahrgäste technisch nicht möglich, die Türen zu öffnen, erläutert Sprecher Kehler. „Bauartbedingt lassen sich die in unseren Straßenbahnen verbauten Falttüren aber gewaltsam öffnen.“
DVG: Phänomen der gewaltsamen „Türaufrisse“ während der Fahrt in Duisburg länger bekannt
Das Phänomen der gewaltsamen „Türaufrisse“ von innen während der Fahrt sei der DVG schon länger bekannt – ebenso wie das missbräuchliche Ziehen der Notbremse.
Kehler betont: „Abgesehen von der Sachbeschädigung und dem gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr sind beide Vergehen für alle Fahrgäste wegen des abrupten Bremsvorgangs gefährlich. Weil zunächst die Funktionsfähigkeit der Türanlage überprüft und sichergestellt sein muss, führen diese Vorfälle oft auch zu deutlichen Verspätungen.“
Unabhängig vom konkreten Fall, der noch zu prüfen sei, geht die DVG nach eigenen Angaben grundsätzlich konsequent gegen solche Störungen vor. Das Verkehrsunternehmen hat demnach seit 2016 bereits 1042 Anzeigen wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr gestellt. Im vergangenen Jahr habe es 284 Fälle solcher Anzeigen gegeben, im Jahr 2019 waren es laut Kehler 261.
DVG: „Türaufrisse“ bei neuen Bahnen deutlich schwerer
Bei den neuen 47 bestellten DVG-Straßenbahnen, von denen aktuell zwei bereits im Rahmen von Testfahrten ohne Fahrgäste durch Duisburg rollen, sei aufgrund von Außenschwenktüren wie in den Bussen das gewaltsame Öffnen während der Fahrt zumindest deutlich erschwert. „Unabhängig davon müssen und werden Bahnen in einem Notfall grundsätzlich zu öffnen sein“, so der DVG-Sprecher.