Duisburg. Mobile Altenpfleger sind potenzielle Superspreader in Risikogruppen. In Duisburg gibt es aktuell viele neue Fälle – und wenige geimpfte Pfleger.
Dem Krisenstab bereiten im Kampf gegen die Viren zurzeit zwei Fronten besonders Sorgen. Erstens gibt es wieder mehr neue Corona-Fälle, vor allem wegen der ansteckenderen Mutationen – trotz des Teil-Lockdowns. Am Donnerstag ist die Sieben-Tage-Inzidenz am elften Tag in Folge gestiegen, auf 90,2 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner. Andererseits sind in Duisburg zumindest bis Mitte dieser Woche noch 50 bis 70 Prozent der AstraZeneca-Impftermine abgesagt worden – obwohl das Vakzin sehr wirksam schützt und es keine Hinweise auf bedenkliche Nebenwirkungen gibt. Beide Baustellen betreffen die ambulanten Pflegedienste in Duisburg aktuell besonders.
Das bestätigt Stadtsprecherin Anja Kopka. Nach ihren Angaben registriert das Gesundheitsamt, dass es im Stadtgebiet „vermehrt zu Ausbrüchen kommt, die über mobile Pflegedienste eingetragen werden“.
Ambulante Pflege in Duisburg: Infektionskette mit neun Infizierten und einem Todesfall
Kopka berichtet von einem „Cluster mit neun Betroffenen“ in dieser Woche – eine pflegebedürftige Person sei gar an/mit Covid-19 verstorben. „Hinzu kommen etliche Einzelfälle, bei denen aktuell umfangreiche Testungen der Kontaktpersonen anstehen.“ Neben familiären Ausbrüchen und solchen in Gemeinschaftsunterkünften seien Ansteckungen von zuhause gepflegten Senioren ein weiterer Treiber in der sich nun auftürmenden dritten Welle.
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In NRW werden etwa 120.000 Menschen täglich von ambulanten Pflegediensten versorgt. Bei einer vierstündigen Pflegediensttour müssen im Schnitt 16 Patienten versorgt werden. Das sind täglich 16 Möglichkeiten für Pflegekräfte, sich anzustecken und/oder das Virus weiterzugeben – ausgerechnet an Risikopatienten. Diese Pfleger sind potenzielle Superspreader. Seit dem 16. Dezember müssen sie sich alle drei Tage testen lassen.
Nachdem sich die ambulante Pflege bei den Impfungen zunächst benachteiligt sah, zählen die Pflegekräfte inzwischen zur Gruppe 1. Ihre Impfung hat „Höchste Priorität“, läuft zurzeit. Auch in Duisburg werden die Pfleger wie Rettungsdienstmitarbeiter und medizinisches Personal zurzeit mit dem AstraZeneca-Impfstoff geimpft.
Stadtsprecherin: AstraZeneca-Impftermine „leider nur zögernd angenommen“
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Oder auch nicht: Denn auch für die tourenden Pfleger berichtet Stadtsprecherin Kopka eine große Impf- und nun auch: AstraZeneca-Skepsis. Prozentzahlen kann sie für die verschiedenen Pflegedienste nicht nennen, aber das Impfangebot werde „leider bislang nur zögernd angenommen. Wir hoffen, dass sich das bald ändert.“
Die Impfskepsis ist in der Senioren- und Krankenpflege bekanntlich groß, Aufklärung und Impfberatung sind hier besonders wichtig. Und wirksam, wie das Beispiel Malteser-Altenstift St. Sebastian zeigt: Die Heimleiterin in Mündelheim nahm die Bedenken ernst und leistete aktiv Aufklärung. Die Impfquote beim Personal lag dort bereits Ende Januar bei 97 Prozent (wir berichteten).