Duisburg. 13 Apotheken in Duisburg bieten in einem Modellprojekt Grippeschutzimpfungen an. Kritik gibt es weiter aus der Ärzteschaft. Eine Zwischenbilanz.
13 von rund 100 Apotheken in Duisburg bieten ihren Kunden seit ein paar Monaten eine Grippeschutzimpfung an. Damit machen zu Beginn deutlich weniger Pharmazeuten als erwartet an dem auf drei Jahre angelegten Modellversuch mit, an dem der Apothekerverband Nordrhein und die AOK Rheinland/Hamburg beteiligt sind. Peter Vogt, Vorsitzender des Apothekerverbands Duisburg, nennt die Gründe.
"Es hat einerseits bereits im Vorfeld Gegenwind von Ärzten gegeben, die in dem Projekt ein Konkurrenzgeschäft sehen", so Vogt. "Da ist Apothekern gedroht worden, nicht mehr bei ihnen zu bestellen und auch Patienten woanders hin zu schicken, wenn sie die Grippeschutzimpfung anbieten. Mir selber ist das direkt nicht passiert, aber Kollegen haben mir das erzählt. Dabei wollen wir - übrigens auf Wunsch der Bundesregierung - ja nur jene Menschen ansprechen, die eben nicht den Weg zum Arzt finden, um so die Impfquote in der Bevölkerung zu erhöhen."
Duisburger KV-Vorsitzender sieht Grippeschutzimpfungen durch Apotheker sehr kritisch
Peter Vogt selbst nimmt an dem Projekt teil - nach zweitägigen Fortbildungen bei der Apothekerkammer in Düsseldorf unter ärztlicher Anleitung.
Helmut Gudat, Vorsitzender der Duisburger Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), hält dies nicht für ausreichend, um Grippeschutzimpfungen durchführen zu können. "Ich sehe das weiter kritisch. Ich kaufe ja meine Brötchen auch beim Bäcker und nicht beim Schuster. Was ist, wenn Komplikationen auftreten?"
Christoph Herrmann, Sprecher der Duisburger Apotheker, beantwortet diese Frage: "Wenn es richtig heftig ist, dann rufen wir den Notarzt, aber das macht ein Hausarzt in einem solchen Fall auch."
Er selbst biete nur deshalb keine Grippeschutzimpfungen an, "weil ich nicht die räumlichen Voraussetzungen habe", so Herrmann. "Das ist auch ein Grund, warum die Teilnahmequote an dem Modelprojekt nicht ganz so berauschend ist. Einen separaten Bereich mit Liege einzurichten, das kriegen ich und viele andere einfach nicht hin."
Bisher sechs bis sieben Grippeschutzimpfungen pro beteiligter Apotheke in Duisburg
Bei Peter Vogt sieht das anders aus. Rund 20 Kunden seien bisher in seinen drei Apotheken in Duisburg geimpft worden. Sechs bis sieben Impfungen pro beteiligter Apotheke, dies sei auch die Rückmeldung, die er von Kollegen erhalten habe.
Die noch geringe Impfquote führt Vogt auf den verspäteten Beginn der Impfungen zurück. "Es gab Lieferengpässe beim Impfstoff, so dass wir nicht wie geplant im Oktober, sondern erst im November starten konnten. Allerdings haben wir die wichtige Erkenntnis gewonnen, dass es klappt und dass wir mit dem Projekt weitermachen können."
Grippewellen werden Ende Januar/Anfang Februar erwartet
Auch aktuell können sich die Menschen noch in dieser Grippesaison gegen die Influenza impfen lassen, sagt Helmut Gudat. Er empfiehlt dies ausdrücklich, zumal "wir Grippewellen oft erst Ende Januar, Anfang Februar oder manchmal noch später bekommen", so der Duisburger KV-Vorsitzende. "Das sollte aber eben meiner Meinung nach ein Arzt machen."
Der Grippe-Impfstoff werde aus den Virusstämmen hergestellt, die sich in der Vergangenheit als besonders virulent, also als besonders aggressiv herausgestellt haben. Es gebe nach einer Impfung zwar keinen hundertprozentigen Schutz, so Gudat, "aber die Trefferquote ist schon hoch."
Eine Übersicht über die Apotheken in Duisburg, die eine Grippeschutzimpfung anbieten, gibt es online auf https://www.av-nr.de/die-apotheke/grippeimpfungen-in-apotheken/
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