Duisburg. An einem Pilotversuch zur Grippeimpfung ab Oktober beteiligen sich auch einige Duisburger Apotheker. Gegenwind gibt es aus der Ärzteschaft.

Die Grippeschutzimpfung können sich Duisburger ab Oktober nicht nur bei ihrem Hausarzt, sondern auch in einigen Duisburger Apotheken holen. Die Resonanz der Pharmazeuten auf einen dreijährigen Modellversuch, an dem der Apothekerverband Nordrhein und die AOK Rheinland/Hamburg beteiligt sind, ist allerdings verhalten. Bedenken und Gegenwind aus der Ärzteschaft sind nur ein Grund, warum sich wohl nur jede vierte der Duisburger Apotheken beteiligen wird.

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In zweitägigen Fortbildungen bei der Apothekerkammer in Düsseldorf lernen die Pharmazeuten unter ärztlicher Anleitung den fachkundigen Pieks unter die Haut und das Einschätzen von etwaigen Risikofaktoren für die Impfung. Insgesamt sollen sich 200 Apotheker aus den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf an dem Versuch beteiligen. Dessen Ziel ist es, zu klären, ob mit einer Beteiligung der Apotheker die Impfquote in der Bevölkerung gesteigert werden kann.

Wie viele Duisburger Apotheker gegen Grippe impfen, ist ungewiss

„Das ist schon ganz schön schnell hingezimmert worden“, sagt Dr. Christoph Herrmann. Dass sich seine Duisburger Kollegen an der Fortbildung beteiligen, stelle noch nicht sicher, dass sie tatsächlich auch impfen, sagt der Sprecher des Apothekerverbandes Duisburg/Niederrhein. Denn dazu muss in der Apotheke ein separater Raum mit einer Liege vorhanden sein. „Ich kriege das nicht hin, in meinen kleinen Besprechungsraum passt keine Liege“, sagt Herrmann, der die Hubertus-Apotheke in Großenbaum und die Paracelsus-Apotheke in Wanheimerort betreibt.

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Auch der finanzielle Anreiz ist überschaubar. Für jede Impfung gibt’s eine pauschale Vergütung von 12,61 Euro netto. Damit werden Vorgang, Verbrauchsmaterialien und die Erhebung der Daten für die notwendige Evaluation des Projektes abgegolten. Allerdings: Die impfenden Apotheker müssen mit steigenden Haftpflicht-Beiträgen rechnen. „Das sind bei einigen Versicherungen bis zu 700 Euro“, sagt Herrmann, „dafür muss ich schon eine ganze Reihe von Leuten impfen“.

Apothekerverband: Ergänzung zum Impfangebot der Ärzteschaft

Während die Pharmazeuten ihren Einsatz als zusätzlichen Service zum hausärztlichen Grippeschutz verstanden wissen wollen, sehen die Mediziner das Pilotprojekt als Eingriff in ihr Revier. Der Patientenschutz sei vermindert, argumentieren sie, allergische Reaktionen von Patienten könnten ärztliches Notfallhandeln erfordern. „Es gibt eine massive Gegenreaktion bis hin zu Drohungen, gegen einzelne Apotheker, nicht mehr bei ihnen zu bestellen, falls sie sich an der Impfung beteiligen“, berichtet Christoph Hermann. Dabei, so betont er, „wollen wir den Ärzten keine Impfungen wegnehmen, sondern zusätzliche machen.“

Auch Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, verteidigt das Pilotprojekt. „Die Apothekerschaft sieht ihr Angebot als eine Ergänzung zum Impfangebot der Ärzteschaft. Das Ziel besteht darin, mit vereinten heilberuflichen Kräften der ernüchternden Tatsache entgegenzuwirken, dass bislang nur rund 35 Prozent der Bundesbürger ab 60 Jahren gegen Grippe geimpft sind. Zielmarke gemäß Weltgesundheitsorganisation WHO sind indes 75 Prozent.“

>>> APOTHEKER: IMPFSTOFF KÖNNTE KNAPP WERDEN

  • Weil wegen der Corona-Pandemie geraten wird, sich durch Impfung vor einer Grippe-Erkrankung zu schützen, rüsten sich Apotheker und Ärzte für eine verstärkte Nachfrage ihrer Kunden und Patienten.
  • „Ich bestelle eigentlich 3000 Dosen der Grippeimpfung, in diesem Jahr habe ich 4500 geordert und schon bald weitere 2500 nachbestellt“, berichtet Dr. Christoph Hermann. Die Ärzte, so erlebt er es derzeit, bestellten bis zum Doppelten der Vorjahresmenge, so der Sprecher des Apothekerverbandes Duisburg/Niederrhein.
  • Zwar stehe auch bis zu 30 Prozent mehr Impfstoff zur Verfügung, sagt Herrmann, „aber wenn sich deutlich mehr Menschen impfen lassen, könnten die Vorräte zwischenzeitlich ausgehen“.