Duisburg. An den weiterführenden Schulen gilt ab Klasse 8 Distanzunterricht. Von den unteren Jahrgängen in Duisburg sind überraschend viele Kinder vor Ort.
An den Gesamtschulen und Gymnasien in Duisburg ist trotz der Aufhebung der Präsenzpflicht für Schüler reichlich Betrieb - rund zwei Drittel der Schüler der 5., 6. und 7. Klassen sind an Bord, berichtet Christof Haering vom Landfermann-Gymnasium. An der Gesamtschule Meiderich sind es knapp die Hälfte. Die Verteilung sei allerdings extrem unterschiedlich.
Bernd Beckmann, Leiter der Gesamtschule Meiderich, hat am Montag und Dienstag 218 von 530 Kindern der unteren Jahrgänge im Haus gehabt. Die Verteilung auf die Klassen unterliege aber keiner Gesetzmäßigkeit. „Es gibt Klassen mit zwei Schülern und Klassen mit 20 Schülern.“ Eine ähnliche Beobachtung macht Haering, einzelne Klassen seien sogar zu 100 Prozent anwesend. „Das sind deutlich mehr, als ich gedacht habe“, sagt der Schulformsprecher, auch an den anderen Gymnasien sei im Schnitt die Hälfte der Schüler vor Ort.
Schule wird vor den Weihnachtsferien „abgewickelt“
In der Oberstufe würden „nicht zu knapp Klausuren geschrieben, sagt Beckmann, die Arbeiten in den anderen Jahrgängen fallen größtenteils weg und können im Januar auch nicht nachgeholt werden. Er schränkt aber ein: Auch in normalen Schuljahren würde er in der Woche vor den Weihnachtsferien „die Schule abwickeln“. Wer sich erinnert: Filme gucken, Plätzchen essen und Wichtelgeschenke auslosen gehörte schon früher zum Standardrepertoire.
Beckmann berichtet von bis zu 100 Schülern, die in Spitzenzeiten seit den Herbstferien in Quarantäne waren. Sie seien über die Lernplattformen und zum Teil über Videostreams in den Präsenzunterricht eingebunden worden. Auch am Landfermann seien fast alle Arbeiten in den Jahrgängen 5 bis 8 abgesagt worden, nur einige wenige Oberstufenklausuren werden im Januar geschrieben.
GEW: Lehrer doppelt belastet durch Präsenz- und Distanzunterricht
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Christina Wenzel, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), berichtet, dass in der Lehrerschaft „völliges Unverständnis“ herrscht über die Entscheidungen des Schulministeriums. Es sei viel verpasst worden, etwa die Einführung von Wechselmodellen. Stattdessen seien Lehrer nun doppelt belastet, weil sie zugleich Präsenz- und Distanzunterricht geben müssen, weil alle Schüler beschult werden müssen.
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Auch der Januar verspreche keine Entspannung. „Keiner weiß, was nach dem 10. Januar ist,“, so Wenzel. Die Freitagsnachmittags-Mails des Schulministeriums hatten auch jetzt wieder für viel Wochenend-Arbeit bei den Schulleitern gesorgt.
Schulleiter hoffen auf bessere Kommunikation und verlässlichere Planung
Für 2021 haben diese deshalb klare Wünsche: Dass sie nicht erst am 8. Januar erfahren, wie es weitergeht, und dass es eine klare Perspektive gibt, am besten bis zu den Osterferien.
Auch die Wissenslücken, die sich allmählich offenbaren, lassen die beiden Schulleiter nicht kalt. Beckmann fordert, den Lehrplan zu entschlacken, um zentrale Themen nacharbeiten zu können. Haering sagt, dass der aktuelle Abitur-Jahrgang und auch die nächsten Abiturienten echte Nachteile hätten, „da muss eine Entlastung her!“ Beckmann ergänzt: „Es wäre naiv, zu glauben, dass wir alles in vier Monaten repariert kriegen. Wir brauchen Ansagen aus Düsseldorf.“
>>>BREITBANDAUSBAU UND TABLETS AN SCHULEN
- Am Dienstag bekam das Landfermann-Gymnasium einen Breitbandanschluss, damit sollte das Distanzlernen künftig reibungsloser funktionieren. Außerdem werden die Tablets verteilt.
- Die Stadt habe sich gut gekümmert und einen ambitionierten Zeitplan umgesetzt, lobt der Schulleiter. Perspektivisch müssten aber alle Schüler und nicht nur zehn Prozent ausgestattet werden. Es sei unfair, insbesondere für Familien mit mehreren Kindern, die mit ihrem Einkommen nur knapp über der Grenze des Bildungs- und Teilhabegesetzes liegen.
- Bis Ende des Jahres sollen alle Schulen ans Breitbandnetz angeschlossen sein, sagt ein Sprecher der Stadt Duisburg. Die Mittel dafür stammen aus dem Topf „Gute Schule“.