Düsseldorf. In “Hotspots“ mit Inzidenzen über 200 soll Distanzunterricht möglich sein, so die Regierung. Aber das reicht manchen Kommunen nicht.

Das NRW-Gesundheitsministerium hat nun doch einen Maßnahmenkatalog für Städte und Kreise mit sehr hohen Infektionszahlen vorgelegt. Zu dieser mit den Kommunen abgesprochenen „Hotspot-Strategie“ gehört die Möglichkeit, „schulscharf“ Distanzunterricht einzuführen. Davon ausgenommen sind allerdings jüngere Schüler und Abschlussklassen.

Städten mit einer Inzidenz über 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche dürfen demnach außerdem die Kontaktbeschränkungen auf zwei Personen im öffentlichen Raum verschärfen, die Maskenpflicht erweitern, Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit verbieten und Stehplätze in Bussen abschaffen.

Distanzunterricht auch unter einer Inzidenz von 200?

Mehrere Großstädte in NRW versuchen es ihren Schulen unabhängig von dieser Hotspot-Strategie und der starren Inzidenz von 200 zu erleichtern, Hybrid- und Wechselunterricht einzuführen. Die Bereitschaft der Landesregierung und der Bezirksregierungen, solche Modelle zuzulassen, ist offenbar weiter gering.

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Nach Auskunft der Stadt Bielefeld haben daher Bielefeld (Inzidenz 180,7 am Donnerstag), Duisburg (203,7), Hagen (215,2), Solingen (214,8), Hamm (146,7) und Herne (202) in Absprache „Allgemeinverfügungen“ beschlossen. Kern des Vorstoßes: Wenn ab Klasse 8 ein Mindestabstand von 1,50 Meter nicht eingehalten werden kann, dürfen allgemeinbildende Schulen Wechselunterricht (vormittags und nachmittags, tage- oder wochenweise) sowie Hybridunterricht (Mischung aus Präsenz- und Onlineunterricht) einführen. Abschlussklassen sollen davon ausgenommen sein. Die Entscheidung, ob dies zulässig ist, liegt beim Land NRW. Die Landesregierung hat Bielefeld aufgefordert, die Allgemeinverfügung noch einmal leicht zu überarbeiten.

In Lünen bremste die Bezirksregierung eine Gesamtschule aus

Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) begründet den Vorstoß mit den nach wie vor sehr hohen Inzidenzzahlen in seiner Stadt, die allerdings aktuell wieder unter der Schwelle von 200 liegen. Die Kommune habe bei ihrer Entscheidung sorgfältig zwischen Infektionsschutz und Bildungschancen abgewogen, so Clausen.

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Wie schwer sich die Behörden in NRW damit tun, Wechselunterricht an einzelnen Schulen zu erlauben, zeigt ein Fall aus Lünen. Die dortige Käthe-Kollwitz-Gesamtschule hatte zusammen mit den Eltern ein Konzept für rollierenden Unterricht entwickelt, der ermöglichte, dass nur die Hälfte der Schüler in einer Klasse anwesend war. Dies galt auch für die Abschlussklassen.

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Die Bezirksregierung Arnsberg zwang die Schule aber, zum Präsenzunterricht zurückzukehren, weil NRW für Abschlussklassen ausdrücklich Präsenzunterricht einfordert. Nur für die Klassen 8 und neun mache das rollierende System aber keinen Sinn, so die Schule. ​ Schulleitung und Eltern sind enttäuscht und befürchten nun, dass der Schulbetrieb wegen der Rückkehr zum Präsenzunterricht womöglich komplett eingestellt werden muss. Der Kreis Unna, zu dem Lünen gehört, erreicht aktuell eine Wocheninzidenz von rund 179).