Duisburg-Friemersheim. Nicht nur die Krupp-Hütte und Logport drückten Duisburg-Friemersheim ihren Stempel auf. Fast 1000 Jahre gehörten Ländereien dem Kloster Werden.
Einseitig ausgerichtet zu sein, zumindest was die Besitzverhältnisse angeht, war bislang Schicksal . Das war so während der Zugehörigkeit zum Kloster Werden , ebenso in der Krupp-Ära . Und es ist heute so mit der Logistik .
Die Siedlung entstand auf einer hochwasserfreien Erhebung. Frankenkönig Karl der Große , König bis 814 nach Christus, besaß laut dem früheren Stadtarchivar Hans-Georg Kraume dort einen Königshof als Reisestation . Dazu gehörten 19 Orte. Schon um 900 gab es die Dorfkirche .
Karl der Große schenkte das Areal den Werdenern. Aufgaben wie die höhere Rechtsprechung regelte weiter der Statthalter des Grafen. Die Kirche verhängte keine Todesurteile („Du sollst nicht töten“). Die weltliche Herrschaft lag im 11. Jahrhundert bei den Grafen von Berg , ab 1392 bei denen von Moers.
Zum Schutz ihres Besitzes bedienten sich die Mönche der Ritter von Friemersheim . Zum Dank für frühere Verdienste war ihnen der Hof Friemersheim verpachtet. Um 1200 bauten sie auf dem dortigen Werth, einer Rheininsel, eine Burg.
Seit 1547 gibt es eine evangelische Gemeinde in Friemersheim
Das Kloster hielt seinen Besitz bis 1803. Nur kamen die Gläubigen abhanden. Seit 1547 gab es eine evangelische Gemeinde.
Schon 1487 hatte der Graf eine neue Burg errichtet. Davon ist heute der achteckige Turm des Werthschen Hofs erhalten. 1600 kam die Grafschaft Moers an die Niederlande, 1702 an Preußen. Während der französischen Besatzung ab 1794 bildete Friemersheim mit dem Umland eine Bürgermeisterei . Daraus wurde 1816 die (preußische) Bürgermeisterei Friemersheim.
Das moderne Zeitalter begann 1866 mit der Eisenbahn aus Hochfeld . 1896 wurde ein Güterbahnhof für das Chemiewerk in Uerdingen angelegt. Die zugehörige
Eisenbahnersiedlung entstand ab 1912
.
In der Nähe nahm der Essener Industrielle Friedrich Alfred Krupp (1854 bis 1902) auf bis dahin freiem Feld ein Hüttenwerk in Betrieb. Viele Arbeiter wanderten aus Oberschlesien zu. Die Hütte brachte viel Schmutz, aber auch Wohlstand. Für drei Generationen galt, dass ihre Söhne dort Arbeit fanden und ihre Töchter Partner .
Vom neuen Zentrum verkehrte ab 1909 die Straßenbahn nach Homberg
Nordöstlich des alten Ortskerns entstand ein neues Zentrum. Ab 1909 verkehrte die Straßenbahn nach Homberg . Hochemmerich lehnte einen Zusammenschluss ab.
Von Dezember 1918 an war auch Friemersheim belgisch besetzt , bis 1926, und hermetisch vom anderen Rheinufer abgeriegelt. Ab 1920 war Bliersheim keine Gemeinde mehr. Sie hatte 1910 noch 2135 Einwohner, musste vollständig der Hütte weichen. Krupp errichtete eine Siedlung für seine Angestellten .
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1923 vereinigten sich Friemersheim und Hochemmerich zur Bürgermeisterei Rheinhausen . Der Preisanstieg 1923/24 und die Arbeitslosigkeit führten zu Unruhen. Gegen die Wohnungsnot entstand 1927 die Siedlung Borgschenhof .
Friemersheim war schon vor der Machtergreifung eine Nazi-Hochburg
Joseph Goebbels unterstützte 1926 die Gründung einer NS-Ortsgruppe . Der Zuspruch war groß. Schon vor 1933 erzielte die Nazis bei Wahlen bis zu 50 Prozent. Im Zweiten Weltkrieg waren die Zerstörungen groß.
Bei Kriegsende 1945 hatte sich die Bevölkerung fast halbiert. Die Not war enorm. Ende 1946 hatten 57 Prozent der Schulkinder kein festes Schuhwerk.
In den 50er Jahren nahm die Bevölkerung stark zu, stagnierte aber ab 1960. Jugendzentren, Altentagesstätten, Kindergärten und der Rheinuferpark entstanden.
Nach Duisburg 1975 eingemeindet während der kommunalen Neugliederung
1975 kam die Eingemeindung nach Duisburg . Das Naherholungsgebiet Rheinaue ist seit 1979 Naturschutzgebiet. 1986 wurde der Rangierbahnhof stillgelegt. Das Areal ist heute Gewerbegebiet. Mit der Hütte gingen ab 1987 rund 10.000 Arbeitsplätze verloren . 2002 entstand dort das Logistikzentrum Logport mit 2300 Arbeitsplätzen. Friemersheim hat heute 12.000 Einwohner.
>> VOM ERSTEN HOCHOFEN BIS ZUR STILLLEGUNG DES KRUPP-HÜTTENWERKS RHEINHAUSEN 1993
Die Lage am Rhein mit den benachbarten Kohlezechen in Moers und Homberg gab den Ausschlag für den Standort Rheinhausen . 382 Hektar groß war das Areal 1913.
Ende 1897 wurde der erste von zehn Hochöfen angeblasen . Die Rohstahlerzeugung betrug bald 1,1 Millionen Tonnen pro Jahr, das Vierfache der anfänglichen Pläne.
Zur Hütte gehörten auch ein Walzwerk für Schienen, eine Benzol- und Brikettfabrik, ein Drahtwalzwerk und eine Kokerei. Eigenständig war der Brückenbau.
Arbeiterführer beschrieb 1909 bittere Arbeitsbedingungen
1909 beschrieb der katholische Arbeiterführer Franz Wieber die Arbeitsbedingungen: hohe Unfallhäufigkeit in den 24-Stunden-Schichten, hohe Fluktuation, Verhöhnung der Arbeiter, Missachtung ihrer Beschwerden, dadurch eine erbitterte Stimmung in der Arbeiterschaft.
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Die Hütte beschäftigte im Juli 1918 über 10.000 Menschen, darunter rund 2000 Frauen und 2937 Ausländer, viele Kriegsgefangene.
Nach Kriegsende und während der belgischen Besatzung war die Produktion stark eingeschränkt. Es gab Streiks. 1928 verzeichnete das Werk eine Rekordproduktion. Sie brach dann Ende 1930 stark ein. Massenentlassungen folgten .
Heftiger Arbeitskampf verhinderte die Stilllegung der Krupp-Hütte nicht
Historische Fotos aus Duisburg Friemersheim
Autobahnbau und Aufrüstung durch das Nazi-Regime führten schon 1936 zum nächsten Produktionsrekord. Viele Zwangsarbeiter wurden im Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Erst 1944 legten Luftangriffe die Hütte lahm.
1945 gestattete die britische Militärregierung nur einen Notbetrieb. 1947 wurde das Werk von der Liste der Demontagen gestrichen. Neu war die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in Vorstand und Aufsichtsrat . 1950 warf das Werk wieder Gewinne ab, wurde modernisiert. 1960 wurden 2,2 Millionen Tonnen Rohstahl erzeugt. Es gab 16.000 Beschäftigte. Bis Mitte der 70er Jahre wurde noch erweitert. Dabei waren die Erlöse rückläufig. 1980 begann die Stilllegung einzelner Betriebsteile und nach einem heftigen Arbeitskampf 1987 folgte bis 1993 das Ende für die ganze Hütte. Zuletzt erzeugten 2252 Beschäftigte dort gleich viel Stahl wie 1960.