Duisburg-Rheinhausen/Rumeln-Kaldenhausen. Überraschung in Rheinhausen: Die SPD wählt statt Astrid Hanske die Ex-Ratsfrau Elisabeth Liß auf Listenplatz eins. Rätselraten über die Gründe.
Das Gerücht schwebte schon länger über dem Rheinhauser Rathaus: Die Tage von Astrid Hanske als Bürgermeisterin, so hörte man, könnten gezählt sein, da einige der SPD-Ortsvereine im Bezirk hinter verschlossenen Türen an einer anderen Personalverteilung arbeiten würden. Bestätigen wollte das keiner. „Am 9. Juni wird entschieden, dann gibt es eine Pressemitteilung“, sagte Reiner Friedrich, der Vorsitzende des Bezirksverbands Rheinhausen/Rumeln-Kaldenhausen.
Die Bezirksbürgermeisterin ist nur auf Listenplatz drei
Das Papier mit der Überschrift „Rheinhausen stellt personelle Weichen für Kommunalwahl“ liegt nun, am Tag nach der SPD-Wahlkreisversammlung in der Mercatorhalle, vor und bestätigt die Gerüchte. Denn während es in der Vergangenheit stets Usus war, dass die ersten beiden Plätze an das amtierende Bezirksoberhaupt und den Fraktionsvorsitzenden gehen, stehen dort statt Astrid Hanske und Marcus Mellenthin aus Rumeln-Kaldenhausen nun die Namen Elisabeth Liß (Bergheim) und Mehmet Aslan (Rheinhausen-Mitte).
„Damit bin ich raus. Das war‘s“, schildert Astrid Hanske am Tag danach kurz und knapp ihre politische Lage. Zwar ist sie auf Listenplatz 3 gewählt, womit die 64-Jährige sicher wieder in die Bezirksvertretung kommt, aber vom Amt der Bürgermeisterin hat sie sich innerlich schon verabschiedet.
Zu offensichtlich sei, dass der SPD-Bezirksverband Rheinhausen nun auf Elisabeth Liß setzt. Sie war Leiterin des Rheinhauser Bodelschwingh-Seniorenheims und ist nun im Ruhestand. 2013 hatte die damals aktive SPD-Politikerin ihr Ratsmandat aus beruflichen und privaten Gründen niedergelegt. Warum sie jetzt plötzlich politisch wieder mitmischt, ist offen. Wir haben sie für ein Interview nicht erreicht.
Was ist da los im SPD-Bezirk Rheinhausen/Rumeln-Kaldenhausen? Das Schulterzucken der Noch-Bürgermeisterin am Telefon ist fast schon hörbar. „Mit mir hat niemand gesprochen. Ich habe keine Ahnung, ob den Herrschaften irgendetwas an meiner Arbeit nicht gepasst hat.“ Astrid Hanske klingt gefasst: „Ich hatte eine ungeheure Freude in den zweieinhalb Jahren und bin stolz und glücklich, dass wir so viele engagierte Menschen in Rheinhausen haben“, sagt sie, die ihre Amt auf der Silbe „Bürger“ betont – nicht auf der „Meisterin“.
Unstimmigkeiten zwischen den vier Ortsvereinen beim Verteilen der Posten
Zur überraschenden Personalentscheidung lässt sich Reiner Friedrich in der Pressemitteilung so zitieren: „Wir haben dieses Ergebnis in der Parteiführung und den Ortsvereinen selbstverständlich zu akzeptieren und stehen als gute Demokraten voll dahinter.“ Eine Aussage, die einen Beiklang hat, vor dem Hintergrund, dass es in einigen Ortsvereinen klare Ansagen gegeben haben soll, welche Kandidatin auf Platz eins zu wählen ist. So ist es aus internen Kreisen zu hören.
Zwischen den vier Ortsvereinen soll es Unstimmigkeiten bei der Verteilung der Posten gegeben haben. Es sei, so steht es in der SPD-Mitteilung, eine jahrzehntelange, bewährte Vereinbarung, dass die Ortsvereine reihum ihrer Größe nach die Kandidaten auf der Liste platzieren. Nachdem nun bei der vergangenen Wahl das kleine Rumeln-Kaldenhausen unüblicherweise sowohl die Bezirksbürgermeisterin (sie hatte sich gegen den Bergheimer Kandidaten durchgesetzt) als auch den Fraktionsvorsitzenden abbekommen hatte, sollen die Sahnestücke jetzt wieder neu verteilt werden.
Die Sache mit den Blumen
Der Fraktionsvorsitzende Marcus Mellenthin, der auf den wackligen 8. Platz gerutscht ist, nimmt es gelassen. „Ich habe ein Kleinkind und beruflich viel zu tun. Es freut mich, dass ich mehr Zeit habe.“ Auch Astrid Hanske sagt: „Ich brauche die Politik nicht, um glücklich zu sein.“ Aber sie macht keinen Hehl daraus, dass sie dennoch enttäuscht ist: „Darüber, dass ich keinerlei Wertschätzung von der eigenen Partei bekommen habe. Das ist bitter.“
Es gibt noch ein Gerücht: Einen Blumenstrauß soll Astrid Hanske damals direkt nach der Wahl zur Bezirksbürgermeisterin von ihren Genossen nicht bekommen haben – wohl aber von der CDU.