Duisburg. An 144 Stellen in Duisburg ist es besonders laut. Der Lärmaktionsplan erklärt, wie die Stadt dagegen vorgehen will. Bürgerbeteiligung erwünscht.
Der Lärm zieht sich durch die ganze Stadt. Wie Adern ziehen sich die stärksten Lärmquellen kreuz und quer durch Duisburg , viele Hauptverkehrsstraßen werden von mehreren Millionen Fahrzeugen pro Jahr befahren. Die Stadt Duisburg überarbeitet jetzt ihren Lärmaktionsplan , noch bis zum 30. November können sich Bürger beteiligen.
Die Autobahnen sind laut, auch die Schienenwege der Haupteisenbahnstrecken machen deutlichen Lärm, wie die „Strategische Lärmkarte“ zeigt. Knallrot ist es auch rund um die Häfen und die sogenannten IED-Anlagen, also Industrie- und Gewerbeanlagen, die nach europäischen Industrie-Emissionsrichtlinien betrieben werden. Hier werden gleich ganze Flächen als Lärmquelle ausgewiesen.
Millionen Fahrzeuge passieren jährlich die Hauptverkehrsstraßen in Duisburg
Auf der A 3 verkehren bis zu 50 Millionen Fahrzeuge pro Jahr, Anwohner der Friedrich-Ebert-Straße in Walsum können stellenweise über 12 Millionen Fahrzeuge jährlich vorbeifahren sehen – mehr als auf der B 288 am anderen Ende der Stadt, wo „nur“ rund neun Millionen Kraftfahrzeuge binnen zwölf Monaten gezählt werden. Stark belastet sind außerdem die Ruhrorter Straße (bis zu 9 Millionen), die Kardinal-Galen-Straße (bis zu 8 Millionen) und die Brücke der Solidarität (13 Millionen).
Aktionsplan gegen Lärmbelästigung im Duisburger Süden Kleinere rote Adern als Zeichen von Lärmbelästigung ziehen sich aber durch jeden Bezirk, jeden Stadtteil. Festgestellt wurden 144 Belastungsschwerpunkte. Dort liegt der Lärmpegel Tag und Nacht über 70 Dezibel oder nachts über 60.
Je nach Grenzwert ist jeder zehnte Duisburger von Krach betroffen
Betroffen sind nach Angaben der Stadt bei diesen Schwellengrenzen insgesamt 12.000 Bürger – 5000 von Straßenverkehrslärm und 7000 von Schienenverkehrslärm. Von mehr als 55 Dezibel Straßenverkehrslärm sind jedoch 57.600 Tag und Nacht betroffen - jeder zehnte Duisburger. Sie gelten nach den Europäische Richtlinien aber nicht als Lärmschwerpunkt, auch wenn der Krach mürbe macht. Ähnlich sieht es beim Schienenverkehr aus: Von 55 Dezibel sind 58.200 Bürger betroffen. Mehr als 75 Dezibel bekommen nach den Tabellen im Lärmaktionsplan noch 700 Duisburger ab.
Zum Vergleich: 55 Dezibel, das ist so laut wie Regen, ein Gespräch oder ein brummender Kühlschrank. 65 Dezibel sind gefühlt schon doppelt so laut, Verursacher ist etwa der Straßenverkehr. Der Rasenmäher liegt bei 75 Dezibel und Discos brachten es vor dem Lockdown auf 110 Dezibel. Gesundheitsgefährdend gilt Lärm ab 60 Dezibel, wenn er länger auf das Gehör einwirkt.
Vom Lärm sind auch Schulen und Krankenhäuser betroffen: 400 Schul- und 54 Krankenhausgebäude bekommen 55 Dezibel und mehr ab, 100 Schulgebäude sogar 65 Dezibel.
149 Belastungsschwerpunkte konnten abgebaut werden
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Der Lärmaktionsplan, der alle fünf Jahre aktualisiert werden muss, ist nach Ansicht der Autoren aber auch eine Erfolgsgeschichte: 149 Belastungsschwerpunkte seien abgebaut worden. Geholfen haben dabei lärmmindernder Asphalt , Schallschutzwände an Autobahnen und Bahnstrecken, Schallschutzfenster für Anwohner, der Ausbau von Radwegen und Kreisverkehren, Tempolimits und viele weitere Projekte.
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Kritiker des Lärmaktionsplans bemängeln indes, dass er vor allem auf Berechnungen mit einem Lärmsimulationsprogramm basiert und nicht auf tatsächlichen Messungen. Für die Berechnung des Umgebungslärms der Hafenanlagen liegen gar keine Emissionsdaten vor, bekennen denn auch die Autoren. Die alternativ benutzte Methode führe jedoch zu einer Überschätzung des tatsächlichen Lärms, heißt es im Plan.
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Einige Vorhaben der nächsten Jahren:
- Neue Radfahrstreifen sind an der Kardinal-Galen-Straße, der Koloniestraße und der Friedrich-Ebert-Straße in Meiderich geplant, langfristig sollen außerdem Radwege an Teilstrecken der Max-Peters-Straße, dem Kalkweg und der Jägerstraße entstehen. Grünwegeverbindungen, die sich zu einem Grünen Ring um die Innenstadt fügen, der Ausbau des Ruhrtalradwegs und des Radschnellwegs Ruhr sollen das Radfahren attraktiver machen. Zuletzt wurde die Stadt mit dem Negativpreis „Pannenflicken“ der Initiative Cycleride „geehrt“.
- Der Öffentliche Nahverkehr soll beschleunigt werden, etwa durch Vorrangschaltungen an Ampeln. Der Fuhrpark der DVG soll probehalber auf einer Linie auf Elektrobusse umgestellt werden. Die Straßenbahnflotte wird komplett ausgetauscht , die neuen Fahrzeuge sollen leiser sein.
- Die Lkw sollen über Vorrangrouten und numerische Leitsysteme gelotst werden. Für den Wirtschaftsverkehr ist eine „Logistikdiagonale“ mit Umgehungsstraßen geplant, die von Walsum im Norden über den Hafen in Ruhrort durch Hochfeld nach Rheinhausen führen soll.
>>>BÜRGERBETEILIGUNG BEIM LÄRMAKTIONSPLAN
- Der Entwurf des Lärmaktionsplans kann beim Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement, Stadthaus, Friedrich-Albert-Lange-Platz 7, eingesehen werden. Termine können unter den Rufnummern 0203/283 3557, -3626 oder -3271 sowie über laermaktionsplanung@stadt-duisburg.de vereinbart werden. An diese E-Mail-Adresse gehen auch Hinweise oder Bedenken.
- Im Lärmaktionsplan sind Lärmquellen wie Schiffsverkehr, Sport- und Freizeitanlagen sowie Nachbarschaftslärm nicht enthalten. Der Großflughafen Düsseldorf hat nach Berechnungen des Lanuv keine Auswirkung auf Duisburg.
- Der Lärmaktionsplan berücksichtigt nicht nur den Umgebungslärm und die Ziele zur Minderung, sondern er schützt auch besondere ruhige Gebiete, die vor mehr Lärm bewahrt werden sollen.
- Er stellt keine Rechtsgrundlage dar und es gibt keine Finanzierungsgrundlage. Erkenntnisse und Maßnahmen müssen daher in die Planungen zu Stadtentwicklung, Luftreinhaltung, Klimaschutz und Verkehr eingebracht werden.
- Alle Details und Daten zum Download unter https://www.duisburg.de/microsites/pbv/verkehr/laermaktionsplan.php