Duisburg. Ein Duisburger Ärzte-Netz übt harte Corona-Kritik am Gesundheitsamt. Die Stadt räumt Fehler ein, betont aber: Grundsätzlich stimmten die Abläufe.

Zu spät übermittelte oder gar keine Informationen an positiv Getestete, Ärger über die Corona -Sonderrufnummer, teils fehlende Sachkenntnis, Missachtung von Richtlinien des Robert Koch-Instituts (RKI) sowie mangelnde Bereitschaft zum Austausch mit den Hausärzten : Nach über einem halben Jahr Pandemie haben Axel Heidböhmer und Kerstin Wernken vom Vorstand des Medizinischen Netz Duisburg, einem Zusammenschluss von rund 50 Hausärzten in Duisburg , harte Kritik am Gesundheitsamt geübt. Auf Nachfrage der Redaktion reagiert nun Stadtsprecherin Anja Kopka auf die Vorwürfe.

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Von Thomas Mader, Stephanie Weltmann und unseren Lokalredaktionen

So könne das Gesundheitsamt die Betroffenen nur dann über ein positives Ergebnis informieren , wenn ihm ein solches gemeldet wird. „Vor dem Hintergrund der enormen Anzahl der Fälle ist es sicher möglich, dass dies im Einzelfall nicht zeitnah gelingt“, so Kopka. „Sei es, weil wir einen Fehler machen, weil ein positiver Befund aus dem Labor nicht an das Gesundheitsamt gemeldet wird oder weil ein positiv Getesteter nicht telefonisch zu erreichen ist.“

Stadt Duisburg: Wir haben wiederholt klar gemacht, was bei Corona-Test zu beachten ist

Corona- Duisburger Ärzte-Netz kritisiert Gesundheitsamt hart Die Stadt habe wiederholt in der Pressekommunikation und über die sozialen Medien deutlich gemacht, was im Falle einer Testung passieren muss, so Kopka:

• Dass sich positiv getestete Personen, schon bevor sie vom Gesundheitsamt kontaktiert werden, umgehend in häusliche Quarantäne begeben müssen.

• Dass für Infizierte die Isolation zehn Tage ab dem Zeitpunkt des vorgenommenen Tests beginnt.

• Dass die Quarantäne ende, wenn zuvor am neunten und zehnten Tag ununterbrochen keine Beschwerden mehr aufgetreten sind.

• Dass das Gesundheitsamt ansonsten individuell eine eventuelle Verlängerung kommuniziere.

• Dass die Personen, die mit der positiv getesteten Person in einem Haushalt zusammen leben oder nahen Kontakt zu ihr hatten, insgesamt für 14 Tage in Quarantäne müssen – wieder gerechnet ab dem Datum des Tests.

„Diese ganzen Regeln werden sicher auch über die Hausärzte kommuniziert“

„Diese ganzen Regeln werden sicher auch über die Hausärzte kommuniziert, wenn sie ihrem Patienten das positive Testergebnis übermitteln“, so die Stadtsprecherin.

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Den Ärger über die automatische Bandansage nach Wahl der Corona-Sonderrufnummer kann sie nicht nachvollziehen. Heidböhmer hatte kritisiert, dass immer noch nicht deutlich werde, bei welchen Personen mit welchen Symptomen ein Test aufgrund der neuen RKI-Richtlinien überhaupt erfolgen soll. Kopka dazu: „Die Ansage wurde und wird mit der Kassenärztlichen Vereinigung abgestimmt.“ Und: „Diese spricht für die Gesamtheit der niedergelassenen Ärzte.“

Missachtung von RKI-Richtlinien? Gesundheitsamt weist diesen Vorwurf energisch zurück

Duisburgs Stadtsprecherin Anja Kopka.
Duisburgs Stadtsprecherin Anja Kopka. © Stadt Duisburg | ZOLTAn Leskovar

Den Vorwurf, dass das Gesundheitsamt sich nicht an RKI-Vorgaben halte, weist die Stadtsprecherin darüber hinaus nachdrücklich zurück: „Sollte es individuell zu überprüfende Fälle geben, bitten wir um Konkretisierung. Nur so wäre eine individuelle Aufarbeitung möglich.“

Sie widerspricht auch dem Vorwurf, dass es bisher keinen Kontakt zum Medizinischen Netz gegeben habe. Dies sei wiederholt der Fall gewesen. „Die Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsamt und etlichen niedergelassenen Ärzten, die wichtige Arbeit leisten, funktioniert auf bilateraler Ebene gut“, sagt Kopka. „Eine weitere Verbesserung ist dennoch immer unser gemeinsames Ziel.“

Herausforderung: Stadt verweist auf Gesetzesänderungen in teils sehr kurzen Abständen

Kopka sagt weiter: „Es wäre schön, wenn alle an der Bewältigung der Pandemie Beteiligten ihre Kräfte bündeln und zunächst davon ausgehen würden, dass die vermeintlich ,andere Partei’ im Rahmen ihrer Möglichkeiten und nach Kräften arbeitet.“

Durch immer wieder veränderte Regelungen des Gesetzgebers, teils in sehr kurzen Abständen, werde auch das Gesundheitsamt vor große Herausforderungen gestellt.

„Gleichwohl werden aktuelle Informationen im Internet, auf unseren Social-Media-Kanälen, über entsprechende Pressemitteilungen, aber natürlich auch über unsere Hotline kommuniziert und laufend an neue Gegebenheiten angepasst“, so Kopka. „Täglich leisten die Kolleginnen und Kollegen im Gesundheitsamt 4500 Telefonate. Dabei passieren sicher auch uns Fehler – grundsätzlich stimmen jedoch die Abläufe.“

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Dr. Axel Heidböhmer kann inzwischen zumindest bestätigen, dass sich das Gesundheitsamt bei ihm und seiner Rumelner Kollegin gemeldet habe. Dies sei aber erst jetzt, nach Einschalten der Presse erfolgt. In einem konstruktiven Gespräch sei demnach eine zukünftig bessere Zusammenarbeit und Kommunikation mit den niedergelassenen Ärzten erörtert worden. Auch die Inhalte der Telefonansage seien dabei endlich abgestimmt worden.