Duisburg. Das Duisburger Gesundheitsamt arbeitet in der Corona-Krise am Limit. Eine Rentnerin, früher im Öffentlichen Dienst, will helfen – und darf nicht.

Das Gesundheitsamtarbeitet in der Corona-Krise am Limit. Die Stadt Duisburg wird aktuell nicht müde, dies zu betonen. Gerade die Kontaktnachverfolgung werde mit steigenden Zahlen und Inzidenzwerten immer schwieriger – trotz der Unterstützung von Bachelor-Studenten und zuletzt Bundeswehrsoldaten. Christa Will (67) hat dies alles in den Medien verfolgt, hat in der derzeitigen Situation mehr als genügend Zeit. Sie will helfen – und darf aber nicht.

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Die Rentnerin aus Wehofen kann darüber nur den Kopf schütteln. Sie hat nach eigenen Angaben 45 Jahre im Öffentlichen Dienst bei einer Krankenkasse gearbeitet und sieht sich deshalb für diese Aufgabe gewappnet. Über Call Duisburg habe sie am 19. Oktober zum ersten Mal versucht, mit dem Gesundheitsamt Kontakt aufzunehmen – ohne Erfolg. „Man konnte mich nicht durchstellen“, so Christa Will.

Gesundheitsamt am Limit: Duisburgerin (67) will helfen – und darf nicht

Die Duisburgerin sollte deshalb eine Mail direkt ans Amt schreiben, was sie dann auch getan hat. Zwei Tage später Christa Will erhält sie vom Personalamt der Stadt eine Antwort, die sie erst sacken lassen muss. Die entsprechende Mail liegt der Redaktion vor. Darin heißt es: „Derzeit sind das Gesundheitsamt sowie die beteiligten Fachbereiche mit ausreichend Aushilfen besetzt. Sollte weitere Unterstützung benötigt werden, wird hierfür eine erneute Ausschreibung stattfinden.“

Und: „Unter www.duisburg.de/karriere finden Sie alle aktuellen Stellenausschreibungen mit kurzen Aufgabenbeschreibungen zu den Tätigkeitsfeldern, die mögliche Vergütung und das Anforderungsprofil. Zudem möchte ich darauf hinweisen, dass Bewerbungen per E-Mail oder auf dem Postweg leider nicht mehr berücksichtigt werden können, da die Stadt Duisburg für Auswahlverfahren ausschließlich ein Onlinebewerbungsverfahren verwendet.“

Rentnerin glaubt zunächst an ein Missverständnis

Christa glaubt an Missverständnis und stellt zwei weitere Tage später per Mail klar, dass sie sich nicht um eine konkrete Stelle bewerben möchte, da ihre „Karriere“ als Rentnerin bereits beendet sei. Sie wolle schlicht helfen – ehrenamtlich. Eine Antwort darauf habe sie bis heute nicht bekommen.

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Auf Nachfrage der Redaktion betont Stadtsprecher Jörn Esser vorab, dass „wir das persönliche Engagement und die Einsatzbereitschaft von Frau Will sehr schätzen – und das ist keine Floskel.“ Es sei in der ersten Mail der Duisburgerin zunächst nicht klar ersichtlich gewesen, dass sie sich ehrenamtlich im Gesundheitsamt engagieren möchte. Aber auch unter diesem Aspekt komme „eine Mitarbeit nicht zustande“, so Esser.

Stadt Duisburg: Kontaktnachverfolgung ist ein datenschutzrechtlich sehr sensibler Bereich

Die Gründe: „Mitarbeiter, die in der Kontaktverfolgung arbeiten, haben Zugriff auf datenschutzrechtlich sehr sensible Bereiche“, erklärt der Stadtsprecher. Schon dies erschwere den Einsatz ehrenamtlicher Mitarbeiter enorm. Darüber hinaus erfordere die Kontaktnachverfolgung eine intensive Einarbeitung.

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„Hier hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass es immer eine gewisse Zeit dauert, bis neue Mitarbeiter eine ähnlich hohe Anzahl an Kontakten bearbeiten können“, so Esser. „Diese Einarbeitung ist also deutlich effektiver, wenn zugleich eine Vielzahl von Mitarbeitern angelernt wird – wie zum Beispiel bei den eingesetzten Bundeswehrsoldaten.“

Stadt Duisburg: Ehrenamtliche können schnell das Interesse verlieren

Bei Ehrenamtlern bestehe zudem die grundsätzliche Gefahr, „dass sie möglicherweise schon nach kurzer Zeit das Interesse an der Tätigkeit verlieren“, sagt Esser. „Der zuvor geleistete Aufwand bei der Einarbeitung wäre umsonst gewesen.“ Durch die extrem hohe Arbeitsbelastung in diesem Bereich müssen demnach Kräfte massiv gebündelt werden, um so maximal effektiv in der Krise arbeiten zu können.

Christa Will werde in Kürze noch eine entsprechende Antwort erhalten. Derzeit unterstütze nur ein Mitarbeiter ehrenamtlich das Gesundheitsamt. Es handele sich um einen Beamten der Stadt Duisburg im Ruhestand. Esser: „Sein Einsatz konnte aufgrund dieser besonderen persönlichen Voraussetzungen und Vorkenntnisse in Absprache mit dem Personalamt und dem Krisenstabsleiter ermöglicht werden.“

>> 163 MITARBEITER IM GESUNDHEITSAMT IN EINSATZ

• Derzeit sind 163 Mitarbeiter im Gesundheitsamt im (Corona-) Einsatz. Hiervon sind 40 Personen über die Firma Octeo beschäftigt.

30 Soldaten unterstützen die Kontaktnachverfolgung im Wege der Amtshilfe. Ab Freitag, 6. November, werden noch weitere 10 Soldaten hinzukommen.

• Darüber hinaus sind 31 Bachelor-Absolventen in der Kontaktnachverfolgung direkt bei der Stadt angestellt.