Essen. Vereinssport verboten, Schulsport erlaubt: Essen hält Turnhallen und Schwimmbäder für Schulen geöffnet. Andere Städte entscheiden anders.

Trotz der massiven Corona-Einschränkungen, die seit Montag gelten, findet an Essener Schulen derzeit Sport- und Schwimmunterricht statt. Ist das sinnvoll? Diese Frage wird derzeit unter Eltern, Pädagogen und Fachleuten diskutiert.

Die neuesten Lockdown-Gesetze, die seit Montag gelten, verbieten Sportvereinen, Trainingszeiten in Hallen und auf Plätzen abzuhalten. Auch alle Schwimmbäder sind für die Öffentlichkeit geschlossen. Doch Schulsport und -schwimmen finden weiter statt – unter Auflagen: Duschen sind geschlossen, Masken sollen auch in den Umkleiden getragen werden.

Wann im Sportunterricht Masken getragen werden, entscheidet der Lehrer

Wie funktioniert Sportunterricht unter Corona-Bedingungen? „Die Lehrer sind gehalten, möglichst kontaktarme Sportarten trainieren zu lassen“, sagt Rainer Severin, Leiter des Helmholtz-Gymnasiums, einer „Eliteschule des Sports“ in NRW, die pro Jahrgang eine Sportklasse einrichtet. Das heißt: Kampfsportarten mit intensivem Körperkontakt sollen nach Möglichkeit vom Lehrplan verschwinden, und wer Fuß- oder Handball unterrichtet, soll möglichst Taktik- und Strategie-Angelegenheiten üben lassen statt den reinen Zweikampf. Wie und wo dabei Masken getragen werden müssen, liegt im Ermessen der Lehrer.

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Viele Eltern sind derzeit irritiert, dass ihre Kinder nachmittags zwar nicht zum Fußball-Training gehen dürfen, aber morgens in der Schule eng gedrängt in der Umkleidekabine stehen – wie ist dieser Widerspruch zu klären? „Viele Eltern sind irritiert“, berichtet die Lehrerin einer Grundschule im Westen der Stadt.

In Duisburg findet kein Schulsport in der Halle statt

Die Stadt Essen verweist auf die Schulmail des NRW-Bildungsministeriums vom 8. Oktober: Ausdrücklich heißt es darin, dass Schulsport stattfinden soll. Daran haben auch die neuen Lockdown-Regeln nichts geändert, die seit Anfang November gelten: Schulsport und -schwimmen sei weiter „zulässig“, heißt es in Paragraph 9 der aktuellen Corona-Schutzverordnung vom Wochenende. Doch schon am 8. Oktober legte das Land fest: Städte können Turn- und Schwimmhallen für die Schulen schließen, wenn die Belüftungssituation vor Ort für nicht ausreichend erklärt wird.

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Und während die Stadt Essen nach den Ferien alle Sportstätten ausdrücklich öffnete, entschied man in anderen Kommunen – zum Beispiel in Duisburg – genau gegenteilig: „Die städtischen Turnhallen stehen aufgrund der noch immer steigenden Infektionszahlen derzeit für den Schulsport nicht zur Verfügung“, heißt es dort offiziell.

Draußen ist es warm und trocken: Noch spielt das Wetter mit

So lange das Wetter – wie im Moment noch – mitspielt, es draußen warm und trocken ist, verlegen die meisten Sportlehrer ihren Unterricht ins Freie. Doch das kann sich schlagartig ändern. „Mir drängt sich der Eindruck auf, dass hier der komplette Bildungsbetrieb aufrecht erhalten soll, als reiner Selbstzweck“ kritisiert Ulf Gebken, Sport-Professor an der Uni Duisburg-Essen. Dass Sport-Leistungskurse, in denen es um Abi-Punkte gehe, stattfinden müssten, sei klar. „Doch ob der Schulsport in Grundschulen nicht auch warten kann, während so vieles Andere pausieren muss, diese Frage drängt sich durchaus auf.“

Doch bei der Stadt Essen führt man ausdrücklich die Schulmail vom 8. Oktober ins Feld: Besonders jetzt, heißt es dort vom Landesministerium, sei der Schulsport wichtig, „um Bewegungsmöglichkeiten zu schaffen“ und somit „gesundheitsförderlich zu wirken“.

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