Duisburg. Während sich der Duisburger Arbeitsmarkt beruhigt, verzeichnet der Ausbildungsmarkt deutlich weniger Bewerber – und dies nicht nur coronabedingt.

Der Endspurt auf dem Ausbildungsmarkt ist noch nicht vorbei. Coronabedingt ist die Vermittlung von Ausbildungsstellen in diesem Jahr noch nicht abgeschlossen. „Wir hinken etwa drei Monate hinterher“, sagt Matthias Wulfert, stellv. Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK Duisburg-Wesel-Kleve. Durch den Lockdown und Schließung der Schulen im Frühjahr kamen die Vermittler nur schwer an die Jugendlichen ran. Viele bewährte Angebote zur Berufsberatung und -orientierung fielen aus. Mittlerweile habe man aber Wege gefunden, die Bewerber und Schulabgänger zu erreichen – durch virtuelle Beratungsangebote, digitale Ausbildungsmessen und über Social Media-Kanäle. So hat die IHK in Duisburg nun auch einen Instagram-Account, über den sie Jugendliche anspricht – „und der bereits beachtliche 1000 Follower hat“, wie Matthias Wulfert am heutigen Donnerstag nach der Regionalen Ausbildungskonferenz erzählt.

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„Die Unternehmen haben weitestgehend an ihrem Ausbildungs-Engagement festgehalten und ihre Stellenangebot aufrecht gehalten“, so Wulfert. Dies mögen die Zahlen auf den ersten Blick nicht bestätigen. So verzeichnet der Agenturbezirk Duisburg einen Rückgang der gemeldeten Ausbildungsstellen um knapp 10 Prozent auf 3.004. Die Zahl der Bewerber sank aber deutlich – nämlich um 14,2 Prozent von 3.740 auf 3.209.

Noch immer sind Ausbildungsstellen unbesetzt

Ende September waren 119 Bewerber noch ohne Ausbildungsstelle, dies ist ein Anstieg um 33 beziehungsweise 38,4 Prozent. Ihnen stehen aber noch 156 unbesetzte Ausbildungsstellen zur Verfügung, 47,5 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Wesel, der die Kreise Kleve und Wesel umfasst, sank die Zahl der gemeldeten Berufsausbildungsstellen gegenüber dem Vorjahr um 4,1 Prozent (-193 Stellen) auf 4.539. Davon sind 4.318 betriebliche Ausbildungsstellen, 273 oder 5,9 Prozent weniger als im letzten Jahr. Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber ging um 19,2 Prozent auf 4.559 zurück. Ende September waren 398 Bewerberinnen und Bewerber noch ohne Ausbildungsstelle, dies ist ein Anstieg um 10 beziehungsweise 2,6 Prozent. Ihnen stehen noch 610 unbesetzte Ausbildungsstellen zur Verfügung, 108 mehr als vor einem Jahr.

Rückgang an Bewerbern nicht nur coronabedingt

20 Prozent weniger Bewerber: Die hohe Zahl lasse sich aber nicht nur coronabedingt erklären. „Bereits im Februar hatten wir einen zweistelligen Bewerberrückgang. Der Hauptgrund dafür liegt aber im demografischen Wandel. Wir haben über zehn Prozent weniger Schulabgänger“, erklärt Markus Brandenbusch, Bereichsleiter bei der Agentur für Arbeit in Wesel. Deshalb können man nicht von einem „Coronajahrgang“ auf dem Ausbildungsmarkt sprechen.

Auch in Duisburg lässt sich der Rückgang an Bewerbern mit weniger Schulabgängern, etwa sieben Prozent, erklären. Auch hier suchte die Berufsberatung nach neuen Wegen, um mit den Schülern in Kontakt zu kommen. „Die Berufsberater haben sich beispielsweise mit den Schülern draußen getroffen. Das ist von den Jugendlichen gut angenommen worden“, sagt Thomas Kleine, Bereichsleiter der Agentur für Arbeit in Duisburg. Vor allem im Handel und in der Gastronomie gebe es noch offene Stellen.

Fachkräftegewinnung wird nach der Pandemie erneut oben auf der Tagesordnung stehen

„Den Unternehmen ist sehr bewusst, dass das Thema Fachkräftegewinnung nach der Pandemie erneut ganz oben auf der Tagesordnung stehen wird. Trotz enormer Belastungen durch die Corona-Krise halten auch in diesem Jahr viele Ausbildungsbetriebe engagiert an der Ausbildung fest. Doch erneut fanden Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt schwer zusammen“, erklärte Matthias Wulfert.

Vermittlungsaktivitäten werden fortgeführt

An der Regionalen Ausbildungskonferenz nahmen auch in diesem Jahr Vertreter der IHK und Agenturen für Arbeit, Jobcenter, Berufskollegs, des DGB und Handwerkskammern in Duisburg teil. Die Konsenspartner gehen davon aus, dass in diesem Jahr verstärkt bis in den Winter hinein Ausbildungsverträge geschlossen werden. Auch im Herbst werden Vermittlungsaktivitäten fortgeführt. Um den aktuell noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern ein passendes Angebot unterbreiten zu können, bieten die Agenturen für Arbeit in Duisburg und Wesel, die Jobcenter der Region, die Niederrheinische IHK und die Handwerkskammer individuelle Nachvermittlungsgespräche an. Auch die Berufskollegs sind auf einen späteren Einstieg in die diesjährige Ausbildung vorbereitet.

Handwerk: Aus dem Dornröschenschlaf erwacht

Der Aufholprozess auf dem Ausbildungsmarkt aus dem Sommer sei noch nicht abgeschlossen. Auch nicht im Handwerk, das ebenfalls ein „Minus an geschlossenen Ausbildungsverträgen im zweistelligen Bereich“ verbucht, wie Christian Henke, Geschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf erklärt. Er spricht gar von einem „Dornröschenschlaf“, in dem der Ausbildungsmarkt bis zum Sommer lag. „Die Bewerber waren nicht ansprechbar“, fasst er zusammen. Und auch wenn es hieße, dass die Jugendlichen digital unterwegs sind, „so ist es scheinbar doch ein Unterschied, Spiele zu spielen oder sich digital zu bewerben“, sagt Henke. Auch das Handwerk hat einen Instagram-Account für interessierte Jugendliche angelegt – unter dem Titel: „Ab ins Handwerk“.

Denn auch jetzt gebe es auch im Handwerk noch freie Lehrstellen. Seit Mitte Oktober bieten die Konsenspartner individuelle Nachvermittlungsgespräche an. Gezielt genutzt werden können zudem die Ausbildungs-Förderinstrumente der Bundesagentur für Arbeit sowie der Jobcenter, wie zum Beispiel die „assistierte Ausbildung“ oder „ausbildungsbegleitende Hilfen“. Ebenso können sich Betrieb und Bewerberinnen und Bewerber über ein längerfristiges Praktikum im Rahmen der Einstiegsqualifizierung besser kennenlernen.

Arbeitslosenzahlen sind erneut gesunken

Qualifizierung ist auch nach wie vor ein wichtiges Thema beim allgemeinen Blick auf den Arbeitsmarkt.

Nachdem die Zahl der Arbeitslosenzahlen in Duisburg seit Beginn der Corona-Pandemie über Monate gestiegen sind, stabilisiert sich der Arbeitsmarkt seit September. Auch im Oktober ist die Zahl der arbeitslosen Menschen in Duisburg zurückgegangen und liegt aktuell bei 32.863, das sind 574 Männer und Frauen weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote lag im Oktober bei 12,7 Prozent (Vormonat: 12,9 Prozent, Vorjahr: 10,4 Prozent).

Auch die Jugendarbeitslosigkeit liegt unter dem Niveau des Vormonats, hier sind 118 junge Menschen weniger arbeitslos als noch im September. Ob sich diese leichte Stabilisierung fortsetzen wird, hängt maßgeblich von der Entwicklung der Infektionszahlen und den gegeben falls veranlassten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ab,“ kommentiert Marcus Zimmermann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Duisburg die aktuellen Zahlen.

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Was sich mittlerweile in den Arbeitslosenzahlen zeigt: „Kurzarbeit hat vielen Menschen in Duisburg ihren Arbeitsplatz gesichert“, so Zimmermann. Im Oktober haben 29 Duisburger Betriebe für 663 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt. Wie viele die Kurzarbeit dann tatsächlich in Anspruch nehmen, zeigt sich erst nach einer Wartezeit von sechs Monaten. Somit liegen aktuell die realisierten Kurzarbeiterzahlen für März und April vor und damit für den Beginn der Corona Krise. Im März befanden sich in Duisburg 1.460 Betriebe in Kurzarbeit, davon waren 8.191 Mitarbeiter/innen betroffen. Im April waren es 2.493 Betriebe mit 18.687 Beschäftigten.

Wichtig sei es, so sagt Agenturchef Zimmermann, „die Zeit, in der sich die Menschen in Kurzarbeit befinden, zu nutzen und sich über Möglichkeiten der Qualifizierung zu informieren. „Hier können wir unterstützen und die passende Weiterbildungen anbiete.“