Essen. Arbeitslosigkeit sank im September deutlich, Herbstbelebung laut Bundesagentur so stark wie seit 2012 nicht mehr. Aber nicht in allen Branchen.

Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen erholt sich langsam: Im September sank die Zahl der Arbeitslosen im Monatsvergleich um gut 26.000 auf landesweit nun 774.000. Die saisonübliche Herbstbelebung fiel damit ungewöhnlich kräftig aus. Nachdem die Frühjahrsbelebung in diesem Jahr der Corona-Krise geschuldet ins Gegenteil verkehrte, stellen viele Betriebe nun wieder ein. Im September haben fast 50.000 Arbeitslose eine neue Stelle beginnen können – das waren der Bundesagentur für Arbeit (BA) zufolge mehr als in Boom-Zeiten.

Die Arbeitslosigkeit sei stärker gesunken „als im jeweiligen September der vergangenen konjunkturstarken Jahre“, sagte Torsten Withake, BA-Chef in NRW, „eine ähnliche Entwicklung zum Herbstbeginn gab es zuletzt 2012.“ Dennoch sind die Folgen der Rezession durch die Pandemie längst nicht überwunden: Vor einem Jahr lag die Zahl der Arbeitslosen noch um rund 140.000 Menschen und damit ein gutes Fünftel niedriger.

Mehr als 30.000 neue Stellen gemeldet

Die Unternehmen suchten im September wieder aktiv nach Verstärkungen – 30.700 offene Stellen wurden im Monatsverlauf neu gemeldet, das waren 15 Prozent mehr als noch im August. Auch hier sind allerdings die Auswirkungen der Corona-Krise in einigen Branchen deutlich sichtbar: So würden laut BA etwa in der Gastronomie oder im Einzelhandel weiterhin nur sehr wenige Stellen angeboten. Besonders die Gastronomen blicken mit Sorge auf die kalte Jahreszeit, weil viele Gäste noch immer ihre Innenräume meiden. Im Sommer fingen vergrößerte Außenflächen vieles auf, das fällt schon jetzt weitgehend weg.

Im Ruhrgebiet fiel der Rückgang der Arbeitslosigkeit um knapp 10.000 auf 262.000 Arbeitslose leicht unterdurchschnittlich aus. Kräftige Erholungen gab es nur in wenigen Revierstädten, etwa in Herne, wo die Arbeitslosenquote deutlich von 12,6 auf 12,0 sank, und in Oberhausen (11,1 Prozent nach 11,5 im August). In Duisburg und Essen tat sich dagegen eher wenig auf dem Jobmarkt.

Jugendarbeitslosigkeit sank besonders stark

Insgesamt ging die Erholung auch darauf zurück, dass viele Jüngere eine Stelle oder einen Ausbildungsplatz antreten konnten, in der Gruppe der Unter-25-Jährigen sank die Arbeitslosigkeit am stärksten. Zahlen zur Entwicklung am Lehrstellenmarkt veröffentlicht die BA für September aber nicht, die Bilanz für das eigentlich in diesem Monat ablaufende Ausbildungsjahr erfolgt stets im Oktober. In diesem Jahr wird sie aber auch dann noch nicht voll aussagekräftig sein, weil die Arbeitgeber wegen der Verzögerungen durch die Corona-Krise noch bis zum Jahresende Lehrlinge einstellen wollen.

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Im August sah es noch ziemlich düster aus, 28.700 Ausbildungsplätze waren unbesetzt bei nur 23.500 unversorgten Bewerbern. Vor einem Jahr blieben letztlich rund 10.000 Ausbildungsplätze unbesetzt, das droht sich in diesem Jahr zu wiederholen. Den Fachkräftemangel vor allem im Handwerk würde das weiter verschärfen. Auch der Bau klagt über Nachwuchsmangel. „Deshalb läuft in diesem Jahr der Ausbildungsmarkt auch im Herbst auf Hochtouren weiter“, sagt BA-Landeschef Withake. Er appelliert: „Eine coronabedingte Lücke bei der Ausbildung kann sich die Wirtschaft in NRW nicht leisten.“