Duisburg. Die Ausstellung mit Werken von Stephan Balkenhol sollte im Lehmbruck-Museum in Duisburg prominent eröffnet werden. Es wurde eine im Corona-Stil.

Es sollte die prominenteste Ausstellungseröffnung des Jahres im Lehmbruck-Museum in Duisburg werden. Mit dem weltberühmten Künstler Stephan Balkenhol und einem Grußwort von Altkanzler Gerhard Schröder. Es wurde eine Ausstellungseröffnung im neuen Corona-Stil.

Mit mehr als 200 Exponaten ist es die größte Museumsausstellung Stephan Balkenhols in Deutschland seit 2008, damals im Museum Küppersmühle. Sie zeigt auch die weniger bekannten Reliefs und Zeichnungen, dazu Gipsmodelle. Und sie ist eine besondere, weil der Holzbildhauer eigens für die Präsentation im Lehmbruck-Museum eine neue Gruppe mit Kopfskulpturen geschaffen hat.

Ausstellungseröffnung in Duisburg mit Timeslots und Masken

500 Anmeldungen gab es für die Eröffnung am Donnerstag, höchstens 40 Teilnehmer hätten wegen der Corona-Auflagen dabei sein können. Schon bevor die neuen Einschränkungen kamen, habe man umgeplant, so Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla. Bereits ab 16 Uhr wurden die Besucher eingelassen, sie hatten jeweils 45 Minuten Zeit, die Ausstellung im Einbahnstraßen-System zu sehen, bevor sie hinaus begleitet wurden. Um 17 und um 20 Uhr durften die Nächsten rein. „Diese Timeslots für Besucher beruhigen mich sehr“, so Söke Dinkla.

Lauter disziplinierte Kunstfreunde waren unterwegs, die Einzigen, die bei dieser Eröffnung keine Maske trugen, waren Balkenhols Figuren und die Eröffnungsredner, deren Video-Botschaften am Eingang in Dauerschleife liefen. Kanzler a.D. Gerhard Schröder sprach aus seinem Arbeitszimmer, in dem auch eine Balkenhol-Skulptur steht.

Altkanzler Schröder appelliert: Künstler in der Corona-Krise unterstützen

Er sei mit der Familie Balkenhol freundschaftlich verbunden, seitdem er den Künstler vor 20 Jahren eingeladen habe, den Bankettsaal im Bundeskanzleramt zu gestalten: Fünf große Holzskulpturen auf hohen Sockeln schuf Balkenhol für den Raum, in dem Empfänge für Staatsgäste ausgerichtet werden. Schröder appellierte, in der Corona-Krise müsse der Staat Solidarität mit den Kunst- und Kulturschaffenden zeigen und sie „mehr als bisher“ unterstützen. Gerade jetzt gebe Kunst „Halt, Orientierung, Ruhe und Kraft“.

Für die Führung per Tonie-Box hat Stephan Balkenhol eine Mini-Figur entworfen.
Für die Führung per Tonie-Box hat Stephan Balkenhol eine Mini-Figur entworfen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Der Ausstellung, die in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler und seiner Frau Kathrin Balkenhol entstanden ist, hat die Familie sehr persönliche Note gebegeben mit einer knallroten Tonie-Box. Die schaltet sich an, wenn eine der typischen Balkenhol-Figuren im Kleinformat aufgesetzt wird. Mit den Töchtern Paula und Hermine, die der Künstler „meine Mini-Musen“ nennt, erzählen die Balkenhols „Die Abenteuer des Mannes mit schwarzer Hose und weißem Hemd”, also der Lieblingsfigur des Künstlers.

Kindgerechte Führung per Tonie-Box macht auch Erwachsenen Spaß

Die kindgerechte Führung, die auch Erwachsenen Spaß macht, beginnt mit einem Besuch im Atelier, in dem gerade eine neue „Papatur“ entsteht. Man hört, wie sie aus dem Holz geschlagen wird, und die Mädchen berichten, dass sie das Wort erfunden haben „für Skulpturen, die Papa gemacht hat“. Die Familie erzählt fröhlich und abwechslungsreich in 37 Minuten, wie der Künstler arbeitet, wie seine Skulpturen und Plastiken entstehen und warum er schneller zeichnet, als er denken kann.

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Es sind auch solche charmanten Details, die den 1957 geborenen Künstler so nahbar machen, wie es auch seine Figuren sind. Still, in sich gekehrt, gelassen – man begegnet ihnen gerne. Zumal wenn sie Bekanntes mit dem Alltagsmenschen verbinden und so ins Absurde wenden wie den antiken Mythos von Perseus und den Medusen. Balkenhols unheroischer, schmalbrüstiger Perseus trägt zum ganz und gar unblutig abgeschlagenen Medusenhaupt eine schwarze Hose.

Die „Frau im Schlangenmantel“, 2018 von Stephan Balkenhol geschaffen, ist bis Ende Februar im Lehmbruck-Museum in Duisburg zu sehen.
Die „Frau im Schlangenmantel“, 2018 von Stephan Balkenhol geschaffen, ist bis Ende Februar im Lehmbruck-Museum in Duisburg zu sehen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

>>DAS BEGLEITPROGRAMM

  • Zum Begleitprogramm der Ausstellung, die bis Ende Februar bleibt, gehören Führungen, Vorträge in der Reihe Lehmbruck Lectures (ab November) und Bildbetrachtungen zum Thema „Menschenbilder. Skulptur seit 1945“ (ab Januar). Informationen unter www.lehmbruckmuseum.de
  • Bei der ersten Sonntagsführung am 25. Oktober um 11.30 Uhr und 15 Uhr widmet sich Madalina Rotter vor allem dem Material des Künstlers. Am 15. November führt Ronja Friedrichs durch die Ausstellung, die sie kuratiert hat.