Duisburg. Der “Poseidon“ von Markus Lüpertz begrüßt nun den Schiffsverkehr in Duisburg. Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder enthüllte das von der Hafen AG gestiftete Kunstwerk.
Auf einem fünf Meter hohen Betonsockel blickt der über fünf Meter hohe bärtige Männerkopf rheinaufwärts. Zwar ist der „Poseidon“ von Markus Lüpertz seinem Gelsenkirchener „Herkules“ wie aus dem Gesicht geschnitten, aber sehr viel zurückhaltender in Bronze- und Erdtönen koloriert; die Augen nicht stechend blau, sondern dunkel, eher geschlossen. Die wulstig-vernarbte Oberfläche der Bronzeskulptur zeigt: Dieser Gott hat schon so manchen Sturm überstanden.
Mit einem aufwendig inszenierten Festakt ist gestern auf der Mercatorinsel „Das Echo des Poseidon“ eröffnet worden, die monumentale Bronze-Büste, die die Duisburger Hafen AG zum 300. Geburtstag des Hafens gekauft hat. Während ein Teil der rund 200 Gäste per Bus-Shuttle auf die Spitze der Mercatorinsel gebracht wurde, wo weiße Zelte, Lounge-Musik und Häppchen warteten, kamen der Künstler und Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder, Hafenchef Erich Staake, amtierende und ehemalige Minister, Oberbürgermeister Sören Link und Kulturdezernent Thomas Krützberg, aber auch Hans Grothe per Schiff. Auf dem Balkon des Kunstsammlers auf der anderen Rheinseite hatte Lüpertz die Mercatorinsel als reizvollen Standort für seinen „Poseidon“ entdeckt, Walter Smerling, Direktor des Museums Küppersmühle, stellte den Kontakt zu Staake her – und Duisburg ist jetzt um ein „wahrlich wunderbares Kunstwerk“ reicher, wie Schröder sagte.
Alt-Kanzler Gerhard Schröder schwärmt von Duisburg
Der Ex-Kanzler hatte bei der Schiffstour Duisburg „als lebens- und liebenswerte Stadt“ erlebt. Er nannte Lüpertz „einen der bedeutendsten Künstler in Deutschland“ und die „Poseidon“-Enthüllung „das schönste Ereignis der 300-Jahr-Feier“. Auf seinem Fünf-Meter-Sockel habe „Poseidon“ einen guten Überblick und sicheren Posten gefunden, von dem dieser manchmal auch rasende, zornige und launenhafte Meeresgott im Ernstfall Ruhrort schützen könne.
Auch interessant
Zuvor hatte Staake das Werk als „Geschenk an die Stadt, ans Land und auch ein bisschen an uns selbst“ bezeichnet. „Poseidon“ stehe in seiner „Robustheit“ auch für die Region, ihre Kraft und den erfolgreichen Strukturwandel. Oberbürgermeister Sören Link bedankte sich für ein „dauerhaftes, bleibendes Geschenk“.
Der Künstler erklärte nicht – wie die Redner zuvor erhofft hatten – warum seine Arbeit „Echo des Poseidon“ heißt. Er zeigte sich vielmehr erneut als Fan seiner Kunst: „Ich bin gerührt von der Qualität der Arbeit“, sagte Lüpertz. Er bezeichnete den Poseidon als Korrespondenz-Werk zum „Herkules“ in Gelsenkirchen, der in 90 Metern Höhe auf dem Turm der Zeche Nordstern thront. Der Poseidon dagegen sei im Wasser zu Hause, und er wünsche sich, dass er „mal das Wasser am Hals hat“.
War ein Schuss Ironie dabei, als Lüpertz sagte, er wolle das Land mit einem Netz seiner Werke überziehen, damit man ihnen nicht entkommen könne? Das Netz schließt sich weiter – mit „Uranus“ im Herbst in Essen.