Duisburg. Seit zehn Jahren bündelt das Projekt „Bildung als Chance“ die Kompetenzen mehrerer Partner in Duisburger Schulen. Die Beteiligten ziehen Bilanz.
Verspricht es Erfolg, wenn verschiedene Sozialunternehmen gemeinsam ein Unterstützungsnetzwerk für benachteiligte Kinder und Jugendliche an vielen Schulen einer Stadt etablieren? Um die Antwort zu geben, schlossen sich Teach First Deutschland, Chancenwerk und Apeiros vor zehn Jahren unter Koordination der Haniel-Stiftung zum Projekt „Bildung als Chance“ zusammen. Am Mittwoch zogen sie eine erfolgreiche Bilanz.
Schulrückkehr, Lernkaskade und Fellow-Einsatz an vielen Duisburger Schulen
Apeiros unterstützt Schulverweigerer und Schüler mit vielen Fehlstunden bei der Rückkehr zu einem geregelten Unterrichtsbesuch, Chancenwerk etabliert eine „Lernkaskade“ für Förderunterricht und Teach First entsendet Hochschulabsolventen als „Fellows“ für jeweils zwei Jahre zur Unterstützung an Schulen. „Wir sind überzeugt, dass abgestimmtes Vorgehen einen spürbaren Mehrwert für die Schulen und die Schüler liefert“, sagt Dr. Rupert Antes, Geschäftsführer der Haniel-Stiftung. Der Wunsch von Mitgliedern der Haniel-Familie, benachteiligte Schüler in Duisburg zu fördern, war Ursprung des Projekts.
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„Wir haben damals vereinbart, mehr Druck aufzubauen. Mehr Fellows, mehr Chancenwerk“, erinnert Antes, „heute sind die Erfolge sichtbar“. Neun Fellows, so viele wie ansonsten nur in Berlin, entsendet Teach First derzeit nach Duisburg, an 22 Schulen etablierte Chancenwerk mit Hilfe von Uni-Absolventen seine Lernkaskade. „In der Kooperation kann jeder seine Expertise dort einbringen, wo sie am besten wirkt“, sagt Chancenwerk-Gründer Murat Vural. „Wir wollen möglichst viele Kinder erreichen – die Teach First-Fellows haben geholfen, uns in die Schulen hereinzuholen.“
Teach First: Müssen auf den Bedarf schauen
„Wir müssen auf den Bedarf schauen, damit wir etwas machen, was den Schülern etwas bringt“, sagt Teach First-Geschäftsführer Ulf Matysiak. „Wenn man die Kräfte bündelt, lässt sich der Zusammenhang zwischen Bildungschancen und Herkunft leichter durchbrechen. Auch Apeiros, dessen Unterstützung am Schultor endet, profitiere bei der Wiedereingliederung vom Netzwerk innerhalb der Schule, berichtet Sozialarbeiterin Katja Redeker: „Es ist wichtig, dass die Kinder nach Beendigung unserer Arbeit nicht allein dastehen.“
Rupert Antes: Probleme haben sich geändert, sind aber nicht kleiner geworden
Gestartet ist „Bildung als Chance“ in einem Schulsystem, das in Duisburg auf sinkende Schülerzahlen und Schrumpfung eingestellt war, fünf Jahre später kam die Kehrtwende zu stark steigenden Schülerzahlen. Geflüchtete und Zuwanderer kamen, Schüler mit Förderbedarf durch das „gemeinsame Lernen“. „Die Probleme der Schulen haben sich verändert, aber sie werden nicht kleiner“, stellt Dr. Rupert Antes fest.
Die Corona-Krise habe gezeigt, dass die Sozialunternehmen manchmal schnell und flexibler reagieren können als die Schulen selbst. So hat Chancenwerk für seinen Förderunterricht das Lernprogramm Cosimo entwickelt, dass sowohl analog, als auch digital funktioniert. Entstanden ist auch ein Elternprojekt, das künftig die Kommunikation mit der Schule verbessern soll. „Wir mussten schnell handeln, denn mit dem Lockdown konnten unsere Mitarbeiter von einem Tag auf den anderen nicht mehr arbeiten“, berichtet Murat Vural.
>>> ALETTA-HANIEL-PROGRAMM IST WEITERER BAUSTEIN
- Ein weiterer Baustein für die gezielte Förderung von Schülern für den Übergang von Schule zu Beruf oder Studium ist das Aletta-Haniel-Programm, das von der Haniel-Stiftung finanziert und vom Kommunalen Integrationszentrum (KI) der Stadt unterstützt wird.
- Es ist allerdings kein offizieller Teil des Kooperationsprojekts „Bildung als Chance“, weil es anders finanziert wird und nur an der Ruhrorter Aletta-Haniel-Gesamtschule stattfindet. Dort werden ab dem 8. Jahrgang jeweils 30 Schüler, deren Abschluss gefährdet ist, zwei Jahre lang gezielt unterstützt.