Duisburg. . Ein Projekt der Bildungsregion hat Handlungsempfehlungen für Schulen gebündelt. Sie sollen die Vernetzung verbessern und Schulabbrüche verhindern

Wenn Kinder und Jugendliche nur unregelmäßig oder gar nicht mehr im Unterricht erscheinen, muss die Schule eingreifen. Das geschieht oft zu spät oder ohne Unterstützung von zahlreichen Fachstellen, die Lehrern qualifiziert Hilfe und Entlastung anbieten können. Ein neuer Katalog mit Handlungsempfehlungen für Schulleiter, Lehrer, Sozialarbeiter und Betreuer soll das ändern. Er ist Ergebnis eines Projekts des Büros Bildungsregion und wurde nun den Leitungen aller Grund- und weiterführenden Schulen vorgestellt.

Viele Gründe für Absentismus

Mobbing oder Gewalt, Armut, Bildungsferne oder Suchtprobleme in den Familien – die Gründe für Absentismus (das Fernbleiben von der Schule) sind vielfältig. „Eigentlich wissen Schulen auch, wie sie damit umzugehen haben“, sagen Schulrätin Ulrike Nixdorff und Jugendamtsleiter Hinrich Köpcke. Als Grundlage gab es dafür bisher ein Kompendium für Schulverwaltung und Schulaufsicht. „Das war gut, aber nicht gut genug“, so Bildungsdezernent Thomas Krützberg zur Motivation, in einem Projekt einen neuen Handlungskatalog zu erarbeiten. Externe Expertise lieferte das Green-Institut – engagierte Verfechterin kooperativer Unterrichtsmodelle ist dort die Rheinhauser Sekundarschul-Leiterin Martina Zilla Seifert.

„Lehrer bemerken zwar oft, dass etwas nicht in Ordnung ist, aber dann herrscht bisher zu oft das Delegationsprinzip“, so Schulrätin Nixdorff. Ziel sei es deshalb gewesen, ein Gesamtkonzept zu erarbeiten. „Einheitliches Handeln und Vernetzung soll künftig gewährleistet sein“, erklärt Angelika Eller-Hofmann von der Bezirksregierung Düsseldorf.

Es gibt unterschiedlichste Interventionsmöglichkeiten

Das beginnt mit der gesetzlichen Grundlage – sie ist jeder Handlungsempfehlung beigefügt, um den Pädagogen Unsicherheiten zu nehmen. Ausführlich beschreibt der Katalog unterschiedlichste Interventionsmöglichkeiten von niedrigschwelligen Angeboten der Jugendhilfe bis zu einem Programm, bei dem das Jugendamt kooperiert mit dem Verein Apeiros: Er bringt im Ruhrorter Brückenturm hartnäckige Schulverweigerer wieder auf Kurs. „Ein Problem ist, dass unsere Möglichkeiten in den Schulen zu wenig bekannt sind“, bedauert Ingeborg Stiller (Institut für Jugendhilfe).

„Mit ist bewusst, dass die unzureichende Ausstattung mit Lehrern und Sonderpädagogen in Duisburg ein Problem ist“, räumt Eller-Hofmann ein. Umso notwendiger sei es aber deshalb aus Sicht der Bezirksregierung „dass wir einen Handwerkskoffer haben, um mit einer zunehmend heterogenen Schülerschaft umzugehen“. Auch Schulpsychologe Volker Rohse wirbt dafür, beizeiten zu Rate gezogen zu werden: „Dafür soll der Katalog eine Orientierung geben.“

In Duisburg sieben Prozent der Schüler ohne Abschluss

Im vergangenen Jahr verließen an Duisburger Schulen 346 Jugendliche die Schule ohne Hauptschulabschluss oder Förderschulabschluss. Das entspricht sieben Prozent der gesamten Schulabgänger.

Die Statistik verzeichnet damit einen Zuwachs: In 2016 waren es 294 Schüler (5,7 Prozent). Damit liegt Duisburg unter dem Landesdurchschnitt von 2016 (5,3 Prozent ohne Abschluss) und 2017 (5,7 Prozent)