Duisburg. Die Duisburger zeigen Verständnis für den ÖPNV-Streik am Dienstag. 180 Fahrer legen Arbeit nieder und wollen veränderte Tarifverträge.

Ganz schön was los auf der Mülheimer Straße in Richtung Innenstadt: Am Dienstag hat die Gewerkschaft Verdi mit einem Streik alle Busse und Bahnen im NRW-Nahverkehr lahmgelegt – auch in Duisburg. Entsprechend machen sich um 7 Uhr herum viele Arbeitnehmer und Schüler zu Fuß auf den Weg in die City und sorgen für eine ungewohnt viel Betrieb auf den Gehwegen an der Mülheimer Straße.

Aber auch am Hauptbahnhof herrscht um halb 8 Hochbetrieb, S-Bahnen und Regionalzüge fahren nämlich wie gewohnt, gerade die Züge aus Düsseldorf spucken viele Pendler in Duisburg aus. Und auf den Straßen sind zur Rush-Hour nochmal mehr Autos unterwegs. Für viele dauert der Weg zur Arbeit so länger.

Die allermeisten Duisburger haben Verständnis für die streikenden Bus- und Bahnfahrer, am coronabedingt entvölkerten Streikposten am Betriebshof Unkelstein sagen die Busfahrer: „Jetzt klatscht keiner mehr für uns“.

Duisburger ÖPNV-Fahrer bekommen Unterstützung durch Regenwetter

Hoch die Flagge: Am Betriebshof Unkelstein in Duisburg durften sich nicht alle streikenden DVG-Fahrer versammeln, eine Kerntruppe war aber vor Ort und hielt die Stellung.
Hoch die Flagge: Am Betriebshof Unkelstein in Duisburg durften sich nicht alle streikenden DVG-Fahrer versammeln, eine Kerntruppe war aber vor Ort und hielt die Stellung. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Stephan kommt aus Düsseldorf und arbeitet bei einer Bank in Duisburg, am Dienstag tritt er aber aus dem Hauptbahnhof in den Duisburger Regen. „Ich komme sonst mit der Straßenbahn, heute habe ich die S-Bahn genommen. Das war eigentlich kein Problem, ich bin nur mit dem Taxi zur Haltestelle gefahren.“ Für die streikenden Fahrer hat er Verständnis: „Die Jungs und Mädels machen einen guten Job und haben mehr Geld verdient“, sagt er, „und der Streik ist natürlich die effektivste Art und Weise, darauf aufmerksam zu machen.“

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Das findet auch Anne, die zwar jeden Tag zur Arbeit läuft, sich am Dienstag aber ausnahmsweise über den Regen freut. „Bei schlechtem Wetter wirkt der Streik ja noch viel besser, da merken die Leute, wie gut sie es sonst in den trockenen Bussen und Bahnen haben. Anders sehen das Maya und ihr Freund, die in der Duisburger Innenstadt zur Schule gehen. „Dass die Leute streiken ist ja in Ordnung, aber hätten die das nicht schon letzte Woche machen können? Dann wären wir wenigstens nicht nass geworden.“

Insgesamt scheinen die Duisburger, jung und alt gleichermaßen, aber gut auf den Streik vorbereitet, regenschirmbewehrt und mit dicken Jacken stapfen vor allem Schüler an den geschlossenen Rolltoren der Haltestellen vorbei.

Duisburger Fahrer: „Qualität für die Kunden, Wertschätzung für uns.“

Am Unkelstein-Betriebshof im Innenhafen, Hauptquartier der DVG-Busfahrer, tummeln sich einige wenige DVG-Mitarbeiter. Aus Coronagründen darf sich keine große Gruppe vor dem Haupttor versammeln. Unter dem dem Titel „Arbeitgeber verweigern Verhandlungen“ fordert Verdi mehr Geld für Fahrer in NRW, durch die Ankopplung der Fahrergehälter an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Bundesweit will die Gewerkschaft von der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) einen deutschlandweiten Rahmentarifvertrag – um „für Entlastung zu sorgen und die Ungleichbehandlung in den Ländern zu beenden.“

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Georg Kanzen, Betriebsrat bei der DVG, nennt die Verhandlungen mit den Arbeitgebern „überfällig, auch weil uns Corona da einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Jetzt heißt es, dass die Kassen wegen Corona leer wären.“ Jetzt klatsche keiner mehr, sagt er, und bezieht sich auf die vielen Sympathiebekundungen für systemrelevante Berufe während der Corona-Hochzeit. Die 180 Fahrer, die am Dienstag ihre Arbeit niedergelegt haben, wünschten sich mehr Wertschätzung, sagt auch Fahrer Jürgen Scholl. Und Busfahrer Isa Hizarci bringt es auf den Punkt: „Qualität für die Kunden, Wertschätzung für die Mitarbeiter.“

>> Am Mittwoch wird in den Kitas gestreikt

  • Der ÖPNV-Streik ist am Mittwoch, 30. September, um 3 Uhr morgens beendet. Am Mittwoch streiken dafür aber die Mitarbeiter der städtischen Kindertagesstätten.
  • Die Stadt konnte im Vorfeld nicht sagen, welche Einrichtungen konkret vom Streik betroffen sein werden.
  • Verdi ist sich des sensiblen Bereichs bewusst, in den ein Kita-Streik fällt. „Leider lässt uns die Arbeitgeberseite keine andere Möglichkeit“, erklärte eine Verdi-Funktionärin.
  • Auch die Mitarbeiter der Stadtwerke Duisburg sind zum Streik aufgerufen. Mit Auswirkungen für die Bürger rechnet Gewerkschaftssekretär Christian Jürgens nicht.