Duisburg. Erst der ÖPNV, dann die Kitas: Verdi ruft zu weiteren Warnstreiks in Duisburg auf. Das müssen Pendler, Schüler und Eltern jetzt wissen.
Erst der ÖPNV, dann die Kitas: Die Gewerkschaft Verdi hat in Duisburg nicht nur die Bus- und Bahnfahrer der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) für Dienstag, 29. September, zum Streik aufgerufen, sondern nun auch die Mitarbeiter in den städtischen Kindertagesstätten – und zwar für Mittwoch, 30. September. Die Stadt kann derzeit aber noch nicht sagen, welche Einrichtungen konkret vom Streik betroffen sein werden.
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Sofern Notbetreuungsgruppen eingerichtet werden, können berufstätige Eltern diese nach Angaben der Stadt wegen der bestehenden Hygienevorschriften ausschließlich in der eigenen Kita in Anspruch nehmen. Eine solche Betreuung könne aber nur in den Einrichtungen angeboten werden, in der eine Mindestbesetzung von drei Fachkräften gewährleistet ist. Bis Dienstagnachmittag soll mehr Klarheit herrschen.
Streik in Duisburger Kitas: Gewerkschaft spricht von intensiver Diskussion unter Verdi-Aktiven im Vorfeld
Es sei intensiv unter den Verdi-Aktiven diskutiert worden, ob man in der jetzigen Situation streiken soll, sagt der zuständige Gewerkschaftssekretär Markus Renner. „Letztlich führt aber das gering schätzende Verhalten der Arbeitgeberseite in den Tarifverhandlungen und auch die schwierige Situation vor Ort dazu, dass die Kita-Beschäftigten sich dazu entschlossen haben, ihre Forderungen mit einem Warnstreik zu untermauern.“
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Und: „Wir wissen, dass wir uns hier in einem sehr sensiblen Bereich bewegen“, erklärt Martina Hüskes, Geschäftsführerin im Bezirk Duisburg-Niederrhein. „In dem Bewusstsein, dass die letzten Monate für die Eltern sehr belastend waren, informieren wir schon frühzeitig. Somit geben wir den Eltern die Möglichkeit, eine Ausweichmöglichkeit für die Kinderbetreuung zu finden. Leider lässt uns die Arbeitgeberseite keine andere Möglichkeit.“
Nachdem laut Verdi die Arbeitgeber im öffentlichen Dienst am vergangenen Wochenende in Potsdam auch in der zweiten von drei vereinbarten Verhandlungsrunden kein Angebot abgegeben hatten, hatte die Gewerkschaft bereits vor einigen Tagen weitere Warnstreiks in Duisburg angekündigt.
DVG: Es fahren am Dienstag keine Busse und Bahnen
Am Dienstag werden dadurch keine Busse und Bahnen fahren – auch nicht auf den E-Linien, die vor allem von Schülern genutzt werden, stellt Sprecher Felix zur Nieden für die DVG klar. Und die gemeinsam mit Düsseldorf betriebene U79-Linie ist ebenfalls betroffen.
Eine Sprecherin der Bezirksregierung betont auf Nachfrage der Redaktion, dass ein angekündigter Streik eines Unternehmens des öffentlichen Personennahverkehrs die Schulpflicht nicht außer Kraft setze. Eltern müssen demnach dafür Sorge tragen, dass ihr Kind die Schulpflicht erfüllt.
Bezirksregierung: Ein angekündigter Streik im ÖPNV setzt die Schulpflicht nicht außer Kraft
Bei unvorhersehbaren Ereignissen, so die Sprecherin, entscheiden die Erziehungsberechtigten eines Schülers oder einer Schülerin, ob der Schulweg zumutbar ist. Dann sei die Schulleitung entsprechend zu informieren. Weitere Infos dazu gibt es auf https://bass.schul-welt.de/15402.htm.
Stadtsprecherin Susanne Stölting betont, dass alle Schulbusse, die außerhalb des ÖPNV eingesetzt sind, am Dienstag auch fahren werden. Ansonsten sei der Streik bereits in der vergangenen Woche angekündigt worden. Eltern und Schüler hätten sich demnach darauf einstellen und über Alternativen nachdenken können – mit dem Fahrrad zur Schule fahren oder Fahrgemeinschaften zu bilden. Auch S-Bahnen und Regionalbahnen seien eine Alternative.
Züge der Deutschen Bahn sind nicht vom Streik betroffen
Züge der Deutschen Bahn und privater Bahnanbieter wie Abellio sind in der Tat nicht vom Streik betroffen. Das gilt auch für die Ersatzbusse, die derzeit auf der RE1- und S1-Strecke in Richtung Essen eingesetzt werden, wie Bahnsprecher Dirk Pohlmann bestätigt. Ebenfalls unterwegs seien die DB-Busse wie Rheinlandbus.
Die NIAG, die den Duisburger Westen bedient, wird zwar ebenfalls bestreikt. Dort rechnet das Unternehmen nach Angaben des Sprechers Michael Block allerdings damit, dass „nur“ 25 bis 30 Prozent der Verbindungen vom vorübergehenden Ausstand betroffen sein werden.
Trotz des Streiks: NIAG kann Großteil des Verkehrsangebots aufrechterhalten
Der Großteil des Verkehrsangebots könne wohl dank des Einsatzes der Schwestergesellschaften LOOK und VSN sowie der von der NIAG beauftragten Busunternehmen bereitgestellt werden. Voraussichtlich seien aber gerade auch die teils stark ausgelasteten Linien besonders vor Schulbeginn und nach Schulende betroffen, weil sogenannte Verstärkerfahrten wegfielen. Hier kommen normalerweise die als „E-Wagen“ gekennzeichnete Busse zum Einsatz, die nun nicht mehr alle fahren können.
ADAC Nordrhein gibt Tipps für den Streik im ÖPNV: Fahrrad ist eine gute Alternative
Prof. Dr. Roman Suthold, Mobilitätsexperte des ADAC Nordrhein, hat einen Tipp für alle vom Streik betroffenen ÖPNV-Pendler: „Wer nicht unbedingt zur Arbeit fahren muss, sollte deshalb besser einen Home-Office-Tag machen oder mobil arbeiten. Ansonsten raten wir dazu, zumindest die Stoßzeiten zu vermeiden und antizyklisch zu fahren.“
Für kürzere Strecken sei gerade im Stadtverkehr das Fahrrad eine gute Alternative zu Bus und Bahn und zum Auto. „Radfahrer sind bei Entfernungen bis zu fünf Kilometern in der Stadt ohnehin meist schneller am Ziel als Autofahrer“, so Suthold. „Gegenüber dem ÖPNV hat das Fahrrad sogar bis zu einer Distanz von über neun Kilometern einen Zeitvorteil.“
>> SPARKASSE DUISBURG AUCH VOM WARNSTREIK BETROFFEN
• Die Sparkasse Duisburg teilt mit, dass auch sie am Dienstag, 29. September, vom Warnstreik im öffentlichen Dienst betroffen ist. Es müsse mit Verzögerungen im Betriebsablauf und Wartezeiten gerechnet werden. Dies gilt demnach auch für das Kunden-Service-Center.
• Welche Geschäftsstellen am Streiktag nur einen eingeschränkten Service anbieten oder geschlossen sein werden, will die Sparkasse am Dienstag auf www.sparkasse-duisburg.de und auf ihrer Facebookseite mitteilen.