Duisburg. Am 2. Tag des Platzhirsch-Festivals zog es die Besucher erneut auch in den Kantpark – zum „Theater Tom Teuer“ und „Kochkraft durch KMA“.
Kunst, Theater und Musik: Im weitesten Sinne sind das die drei Grundpfeiler, auf denen das Duisburger Platzhirsch-Festival „für Artenvielfalt im Stadtrevier“ steht – auch in diesem besonderen Corona-Sommer. Erstmalig sind in diesem Jahr wirklich alle Veranstaltungen kostenlos, nur ein Onlineticket müssen sich die Besucher für jede Veranstaltung reservieren. Am zweiten Festivaltag, am Samstag, lässt das Festival seine Kultur-Muskeln spielen, bietet bildende Kunst aus dem Alltag, meditative Klaviermusik – und Kindertheater auf Augenhöhe der jüngsten Besucher.
Platzhirsch-Galerie in Duisburg zeigt Kunst, ganz nah am Alltag
Im „S13“, einer Galerie am Salvatorweg, zeigt Künstler Martin Gensheimer an allen drei Festivaltagen seine Arbeiten. Die tragen den Titel „Die Transpirale – Dokumente künstlerisch leistungsorientierter Zeittotschlägerei“ – das klingt erstmal kompliziert, beschreibt aber ganz gut, was Gensheimer im kleinen Kunstraum so zeigt.
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Spannend ist ein Projekt, das eher aus einem Unfall als aus langen Überlegungen entstanden ist. Weil Bleistifte in seiner Umhängetasche ständig die anderen Gegenstände im Beutel bemalten, montierte Gensheimer kurzerhand Papier und Minen in der Tasche und ging mit seinem Hund spazieren. Herausgekommen sind abstrakte Zeichnungen, die so viele Figuren und wiederkehrende Motive erkennen lassen, dass sie eher konstruiert als vom Zufall geschaffen anmuten.
Noch mehr gibt es zu bestaunen, etwa wie sich Martin Gensheimer Jahr für Jahr bei einem Volkslauf künstlerisch auf den ersten Platz hievte und wie er eine Kronkorken-Verlosung von König-Pilsener auf Herz und Leber testete und er nach gut 300 Kronkorken tatsächlich ein Playboy-Abo gewann. Unscheinbar, aber tiefphilosophisch: Eine Sammlung Zigaretten, „die ich gedreht und nicht geraucht habe, während ich auf etwas Größeres wartete“.
Kindertheater im Kantpark und Musik zum Träumen in St. Joseph
Schon am Samstagmittag spielt das „Theater Tom Teuer“, mit Tom Teuer in allen Rollen, seine ganz eigene Version des Märchens „Hans im Glück“. Auf der weit offenen Kantparkbühne schwurbelt Teuer mit Worten, springt über Heuballen und philosophiert meta-mäßig über Theater, die Kinder im Publikum kichern – und entlarven den Schauspieler schließlich, als Hans seinen Goldbrocken bekommt: „Ist aus Plastik“, ruft ein Steppke laut, die Stimmung ist ausgelassen-fröhlich.
Später, am Abend, spielt die Duisburger Band „Kochkraft durch KMA“ im Kantpark und muss die Besucher hinter den Absperrbändern bitten, Abstand zu halten, so sehr zieht der „neue“ Platzhirsch die Besuchermassen in den Park.
In der Kirche St. Joseph träumt sich am Samstagabend Thilo Schölpen in sein neues Album „Across the Universe“ hinein, sozusagen mit einem Releasekonzert. Die Piano-Solokompositionen sind zwar schon am 8. Mai erschienen, „aber ich hab’ die Stücke bis heute nicht live gespielt“, erklärt der Künstler.
Die sphärischen Stücke leben von der klaren Trennung der rechten und linken Hand, über das ostinate Bassgewitter erheben sich in allen Stücken verspielte Melodien in den oberen Registern. Die außergewöhnliche Optik der Kirche mit ihrer riesigen Glaswand und der kirchentypische Hall tun ihr Übriges – schon nach dem ersten Stück rutschen einige Besucher in eine Liegehaltung, legen den Kopf zurück, schließen die Augen – und hören.
>> Flagge zeigen und den Platzhirsch unterstützen
• Der Platzhirsch ist auf die Unterstützung seiner Fans angewiesen, in diesem besonderen Jahr, aber auch sonst. Das geht auch noch nach dem Festivalende.
• Allerhand Merchandise, zum Beispiel die schicken Emaille-Ansteckpins, gibt es im Internetshop des Platzhirschs unter platzhirsch.bigcartel.com zu kaufen.
• Wer größer denken will, kann Fondsmitglied werden, mit einer Spende an den Kultursprung e.V. mit Stichwort „Platzhirsch-Fonds“ bei der Sparkasse Duisburg unter der IBAN DE73 3505 0000 0200 2142 11. Dafür gibt es auch eine Spendenquittung.