Duisburg. In der Corona-Testwelle sind auch die Hausärzte gefragt, mehr Abstriche zu machen. Aber viele fürchten den organisatorischen Aufwand.
Mit den Reiserrückkehrern und den Beschäftigten in Kindergärten sowie Schulen ist eine neue Corona-Testwelle in Duisburg angerollt (wir berichteten). Als erste Anlaufstellen werden seit Beginn der Pandemie die Hausärzte genannt. Die aber scheuen den organisatorischen Aufwand, um Ansteckungen zu verhindern. Infizieren sich Mitarbeiter, droht die zeitweise Schließung der Praxis.
„Wir sind gerade dabei zu erheben, wie viele Praxen tatsächlich testen“, sagt der Internist Dr. Helmut Gudat, Vorstand der Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO). Denn von den geschätzt 120 Hausärzten in Duisburg machen nur einzelne den Test in ihren Praxen, die meisten schicken die Patienten zum Testzentrum ins Theater am Marientor (TaM).
Trennung der Patienten ist organisatorisch aufwendig
Warum die Hausärzte sich beim Testen zurückhalten, begründet Dr. Eugen Breimann, Sprecher der Duisburger Hausärzte mit Praxis in Beeck, vor allem mit dem organisatorischen Aufwand. „Mal eben“ in der normalen Sprechstunde auf Corona testen sei gar nicht möglich, die Patienten müssten strikt getrennt werden. Nur wer keine Symptome hat noch sich in einem Risikogebiet aufgehalten hat, darf die Praxisräume betreten. Das wird über einen Fragebogen ermittelt. Dennoch gebe es Patienten, „die trotz aller Appelle und Informationen reinkommen und einem dann die Symptomatik erzählen“, sagt Breimann.
„Der krönende Fall war ein Mann mit Symptomen, der unter Quarantäne stand und bedauert hat, dass es dann mit dem Termin beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt wohl auch nichts wird.“ Folge: eine komplette Desinfektionsrunde in allen Räumlichkeiten, die der Mann betreten hatte. Da Breimann auch eine Palliativambulanz betreut und bei Schmerzpatienten und chronisch Kranken Hausbesuche macht, schütze er sich besonders.
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Inzwischen seien die Sprechstunden wieder fast so voll wie vor Corona: „Die Patienten waren anfangs sehr ängstlich wegen der Ansteckungsgefahr.“ Inzwischen sei aber ein neuer Alltag mit weniger Betrieb eingekehrt. Er blickt mit Sorge auf den Herbst, „wenn wie jedes Jahr die Erkältungsinfektionen zunehmen“.
Großzügige Praxis-Räumlichkeiten ermöglichen Tests
Ein Arzt, der in seiner Praxis testet, ist Dr. Johnny Bülthoff. Er verfügt in Bergheim über großzügige Räumlichkeiten und hatte schon beim Ausbruch der Pandemie ein „Corona-Stübchen“ eingerichtet. Inzwischen hat er in einen Behandlungsraum ein Fenster zur überdachten Terrasse brechen lassen. „Und ich lasse die Patienten jetzt am Hintereingang rein und am bisherigen Eingang raus.“
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Pro Tag würden bei ihm sechs bis sieben Abstriche gemacht – „seit Wochen ohne Befund“. Die Praxis-Mitarbeiter tragen keine Schutzkleidung, weil sie den Patienten nur von der Seite erklären, was sie tun müssen. Wichtig ist, dass das Teststäbchen tief in den Rachen eingeführt wird. „Wenn sie würgen, ist es tief genug drin.“
Bülthoff kann verstehen, dass Kollegen mit einer normalen Etagen-Praxis nicht testen. Die müsse bei jedem Verdachtsfall dekontaminiert werden, denn der Ausgangspunkt ist: „Jeder, der zum Test kommt, ist erstmal positiv.“
Gespräche über eine erneute Erweiterung des Testzentrums im TaM
„Es sollte nach Möglichkeit jeder testen“, sagt Gaudat. „Aber wir können nur bitten, Ärzte sind Freiberufler.“ Schwierig sei auch, ein Netzwerk von Test-Praxen aufzubauen, denn die Ärzte, die testen, müssten auch ihre eigenen Patienten betreuen, und dazu kämen sie kaum noch, wenn sie zusätzlich testen würden. „Das ist die Krux.“
Am Mittwoch gebe es ein Gespräch mit der Stadt über das gemeinsam betriebene Testzentrum im TaM. „Wir wollen die Kapazitäten erweitern – aber wo sollen die Mitarbeiter herkommen?“
„Von meinen Patienten war nur eine länger als drei Tage krank“, ist Bülthoff froh über die zumeist milden Verläufe der Covid-19-Erkrankung. Die eine, das sei eine 89-Jährige mit Vorerkrankungen gewesen, die mit ihrem Rollator viel unterwegs sei und sich infiziert hatte. Sie musste mit einer Lungenentzündung ins Krankenhaus. „Nach zwei Wochen stand sie wieder vor der Tür und sagte: Mir geht’s gut.“ Sie habe einen schriftlichen Befund von ihm gewollt, weil ihre Freundinnen Angst hatten, sich bei ihr zu infizieren.
Am Wochenende nur mit akuten Beschwerden zum Arzt
• Christoph Schneider, Sprecher der KVNO, geht davon aus, dass der Test-Höhepunkt in den kommenden Tagen mit Ferienende und Schulbeginn erreicht wird.
• Wer am Wochenende akute Beschwerden hat, könne die 116 117 wählen, über diese Nummer werden auch Hausbesuche vermittelt. Besetzt sind auch die Notdienstpraxen am Bethesda-Krankenhaus in Hochfeld und am St. Johannes-Klinikum in Hamborn. Wer keine Beschwerden habe, soll bis zum Wochenbeginn warten. „Alle werden versorgt, aber nicht sofort und immer“, sagt Gaudat.