Duisburg. Die Verkehrsführung am Duisburger Marientor ist vor allem für auswärtige Autofahrer kniffelig. Das Spurenwirrwarr führt immer wieder zu Unfällen.
Duisburg ist echt… unübersichtlich. Zumindest mancherorts, ganz besonders aber im Verkehrswirrwarr vor dem Theater am Marientor. Hier treffen sich die Verkehrsströme aus Ruhrort, vom Logport, aus der Innenstadt, aus Richtung Hauptbahnhof und von der A40 und versuchen sich unter der Rampe hindurch zu schlängeln. Die Straßen vor dem Marientor waren schon früher ein kritischer Punkt, besonders für auswärtige Autofahrer, doch seit die Plessingstraße, die Rampe also, saniert wird, hat sich die Verkehrsführung mehrfach verändert – und das nicht zum Besseren.
Als Udo Scharf nach seinem Urlaub die aktuelle Verkehrsführung das erste Mal erlebte, traute er seinen Augen kaum. „Besonders für Autofahrer, die von der A40 die Abfahrt herunterkommen und über die Steinsche Gasse in die Stadt fahren, ist die Ecke dort wirklich gefährlich“, erklärt er. Scharf fährt die Strecke öfter privat, aber auch in seinem Beruf als Busfahrer bei den Duisburger Stadtrundfahrten passiert er das Nadelöhr regelmäßig. Sein Urteil: „Die neueste Verkehrsführung ist noch einmal problematischer geworden. Hier passieren den ganzen Tag Unfälle oder Beinahe-Unfälle. Als mir hier jemand ins Auto gefahren ist, war die Polizei überhaupt nicht überrascht, dass der Unfall ausgerechnet dort passiert ist.“
Ortsunkundige Autofahrer verzweifeln am „Tor nach Duisburg“
Auch beim Selbstversuch wird es mehrmals ganz schön knapp, und das gleich an zwei besonders kniffligen Stellen. Zweispurig kommen die Autofahrer von der Schnellstraßenabfahrt hinunter (grüne und rote Spur in unserer Grafik). Schon an der Ampel an der Kreuzung mit der Vulkanstraße allerdings werden viele Autofahrer auf der grünen Spur nervös, denn schon von dort ist zu erkennen, dass die grüne Spur nur geradeaus auf die Heerstraße weiterführt und keine Linksabbiegerspur in Richtung Steinsche Gasse ist.
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Auf der Abfahrt selbst weißt kein Schild darauf hin, nur ein kleiner Hinweis auf „geänderte Verkehrsführung“ ist dort angebracht – in welcher Form die Verkehrsführung wie geändert wurde, wird daraus nicht ersichtlich. Wird die Ampel dann grün, ziehen die Autofahrer blind von der grünen auf die rote Spur.
Dann beginnt der Ärger aber erst richtig. Plötzlich tut sich links eine ganz neue Spur auf (blau), mit Pfeilen nach links versehen, scheinbar also eine Abbiegespur auf die Steinsche Gasse. Das denken wahrscheinlich auch zwei Autofahrer mit Neusser Kennzeichen, die sich prompt dort einordnen.
Was sie nicht wissen: Die blaue Spur ist ausschließlich eine links-links Spur, macht also einen U-Turn. Als die beiden Neusser das erkennen, wechseln sie fast panisch zurück auf die rote Spur, schließlich wollen sie in die Innenstadt und nicht zurück auf die Schnellstraße. Ein Lasterfahrer auf der roten Spur verhindert nur durch eine Notbremsung einen Zusammenstoß.
Duisburger ist sicher: Problem wäre ganz leicht zu entschärfen
Der Tragödie letzter Teil ist dann die violette Spur, die zusammen mit der roten Spur auf die Steinsche Gasse führt. Die ist nämlich erst nach dem Nadelöhr zwischen blauer und roter Spur befahrbar – und in der Folge selten benutzt, weil sie in der „Spurenverwirrung“ kaum ein Autofahrer entdeckt. „Das könnte man ja zum Beispiel dadurch entschärfen, dass man den Autofahrern erlaubt, von der grünen Spur auch links abzubiegen, also auf die violette Spur“, ärgert sich Udo Scharf über die vermeidbaren Probleme.
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Überhaupt, glaubt der Duisburger, wäre das Chaos mit ganz einfachen Mitteln leicht zu mindern. „Wenn man schon auf der Abfahrt der Schnellstraße Schilder mit Pfeilen aufstellt, die ganz klar erklären, wo welche Spur hinführt, wäre große Abhilfe geschaffen.“ Die blaue „links-links“-Spur müsse zudem viel deutlicher als solche gekennzeichnet werden, durch einen U-Pfeil auf der Fahrbahn zum Beispiel, ist sie doch der Hauptgrund für viele Unfälle und brenzlige Situationen.
Polizei Duisburg sieht am Marientor keinen Unfallschwerpunkt
Die Duisburger Polizei hat in den vergangenen anderthalb Jahren 37 Unfälle im betreffenden Bereich aufgenommen, in vier Fällen gab es Leichtverletzte, in zwei Fällen erheblichen Sachschaden. „Wir kategorisieren diesen Bereich nicht als Unfallschwerpunkt“, erklärt eine Sprecherin der Polizei.
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Stadtsprecher Sebastian Hiedels verweist auf die Beschilderung, die die Stadt am Marientor aufgestellt hat. „Es wurde mit großen Hinweistafeln auf die geänderte Verkehrsführung nach der Abfahrtsrampe hingewiesen“, so der Sprecher. Dass diese Schilder beim WAZ-Selbstversuch nirgends zu sehen waren, könne daran liegen, dass sich „der Abbau dieser Schilder mit der erlebten Verkehrssituation überschnitten“ hat. Seit Donnerstag, 30. Juli, ist die Rampe über dem Marientor nämlich wieder geöffnet, „die Verkehrsführung wurde durch die Öffnung der Marientorbrücke für den Verkehr wieder in den bekannten und bewährten Zustand vor Beginn der Sanierungsarbeiten versetzt.“