Duisburg. Viele Duisburger Parteien gehen mit jungen Kandidaten in die Kommunalwahl 2020. Wir stellen die jüngsten Gesichter unter ihnen vor.
Welche Nachwuchspolitiker schicken die Parteien bei der Kommunalwahl 2020 ins Rennen? Und wer sind die jungen Menschen, die in Duisburg Lokalpolitik machen wollen? Der 18-jährige Anas Nafile ist der jüngste Direktkandidat. Hier stellen wir weitere junge Ratskandidaten vor.
Duisburg: Björn Pollmer (22) will für die CDU in den Stadtrat
In Walsum schenkt die CDU einem jungen Politiker das Vertrauen: Der 22-jährige Björn Pollmer tritt dort bei der Kommunalwahl als Direktkandidat an. Sein Wahlkreis umfasst den gesamten Stadtteil Wehofen und erstreckt sich bis ins benachbarte Fahrn.
Björn arbeitet als Kommunalbeamter in Dinslaken, wohnt jedoch seit mehr als zehn Jahren im Duisburger Norden. „Man trifft mich hier beim Joggen, Radfahren und auch mal bei einem Bier in der Kneipe“, erzählt der Nachwuchspolitiker. In der CDU ist er seit August 2018 aktiv. „Mir ist es wichtig, mich für meinen Stadtteil zu engagieren, statt nur zu meckern“, sagt Björn mit Blick auf seine Parteiarbeit.
Drei Themen liegen dem jungen Kandidaten besonders am Herzen: Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung. Zu seinen Anliegen zählt unter anderem die durchgängige Besetzung der Polizeiwache Walsum. „Zuletzt wurden hier zwei Geldautomaten gesprengt“, erzählt Björn. „Das führt natürlich dazu, dass sich einige Bürger nicht mehr sicher fühlen.“ Aus diesem Grund möchte er sich auch für mehr Polizeistreifen und eine bessere Beleuchtung dunkler Straßenzüge einsetzen.
Kim Tadema (18): Erfahrung aus der Schulzeit als Motivation
Mit 18 Jahren ist Kim Tadema die jüngste Kandidatin der Grünen. Die Nachwuchspolitikerin hat in diesem Jahr ihr Abitur am Mercator-Gymnasium abgelegt. Ihre Schule war auch der Ausgangspunkt für Kims politisches Engagement: „Wir hatten an unserer Schule viele Schüler mit Migrationshintergrund“, erzählt sie. Viele dieser Schüler seien damals nicht ausreichend gefördert worden. „Das hat mich richtig wütend gemacht“, sagt Kim.
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Als Reaktion trat sie 2016 im Alter von 14 Jahren der Grünen Jugend bei. Der Eintritt in die Partei war dann einige Zeit später der logische nächste Schritt. Damals wie heute liegt Kim die Bildungs- und Sozialpolitik besonders am Herzen. „Für mich sind die Grünen eine echte Menschenpartei“, erzählt sie. Das sieht sie auch als Grund, warum die Partei vor allem bei jungen Wählern aktuell so beliebt ist: „Ich denke, dass wir uns als Partei sehr weltoffen präsentieren“, findet Kim. „Damit spricht man viele junge Menschen an.“
Im Hinblick auf ihre persönliche Zukunft möchte sich die 18-Jährige aktuell noch nicht endgültig festlegen. „Es gibt viele Bereiche, die mich interessieren“, sagt sie. Zum kommenden Wintersemester möchte Kim zunächst einmal anfangen, an der Universität Duisburg-Essen Kommunikationswissenschaften zu studieren – dann vielleicht schon als Mitglied des Duisburger Stadtrats.
Julien Gribaa möchte Lehrer werden und für die Linke in den Stadtrat kommen
Die Linke setzt bei der Kommunalwahl unter anderem auf den 22-jährigen Julien Gribaa. Der junge Kandidat ist seit 2016 Mitglied der Partei. „Ich war schon immer politisch interessiert. Irgendwann hat es mir dann nicht mehr gereicht, nur über Politik zu reden“, begründet Julien sein politisches Engagement. Neben der Arbeit für seine Partei studiert der 22-Jährige an der Universität Duisburg-Essen die Fächer Deutsch und Geschichte auf Lehramt.
Julien hat sich bewusst für die Linke entschieden: „Für mich haben sie die besten Antworten auf viele aktuelle Fragen“, erzählt der Nachwuchspolitiker. Vor allem das Konzept der Partei im Hinblick auf die Bekämpfung des Klimawandels überzeugt ihn. Doch auch Themen wie soziale Gerechtigkeit und gesellschaftliche Teilhabe liegen Julien am Herzen.
Dies zeigt sich auch beim Blick auf seine politischen Anliegen. „Ich habe mich sehr für die Einrichtung des soziokulturellen Zentrums in Duisburg eingesetzt“, berichtet Julien. Dieses solle in Zukunft ein kultureller Treffpunkt für alle Duisburger werden. Als Mitglied des Stadtrats würde sich Julien bald gerne für weitere Themen aus dem Bereich Kultur stark machen.
Alexander Schaary (31) ist Ratskandidat der AfD
Bereits ein wenig Erfahrung im Politikgeschäft hat Alexander Schaary, einer der jüngsten Kandidaten der AfD. Der 31-Jährige ist für seine Partei als Referent im Düsseldorfer Landtag tätig. Zudem studiert der gelernte Speditionskaufmann Anglistik und Geschichtswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Politisch interessiert war Schaary nach eigenen Angaben schon immer, doch erst Ende 2016 entschied er sich für den Eintritt in die AfD. Dies führt er auf einige politische Entscheidungen der letzten Jahre zurück: „In Folge dessen wurde der Meinungskorridor in Deutschland zusehends verengt. Kritiker wurden zu Außenseitern erklärt“, findet Schaary.
Die AfD sieht er als Alternative für bürgerlich-konservative Wähler. „Die Übernahme vieler linker Positionen durch die CDU/CSU hinterließ eine große Lücke“, so Schaary. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis eine Alternative diese Lücke füllen würde.“ Ein wichtiges Anliegen Schaarys betrifft den Fernverkehr rund um das Logport Logistic-Center in Rheinhausen. „Die Straßen sind für den erhöhten Lkw-Verkehr nicht ausgelegt“, sagt der AfD-Politiker. Außerdem gebe es in der Nähe kaum Übernachtungsmöglichkeiten und sanitäre Anlagen für Fernfahrer. Hier möchte Schaary Unternehmen mehr in die Pflicht nehmen, fordert aber gleichzeitig von der Stadt, den Ausbau der Infrastruktur voranzutreiben.
Junge FDP-Kandidatin richtet ihren Blick auf den ÖPNV
Auch die FDP setzt bei der Kommunalwahl auf jüngere Kandidaten – eine von ihnen ist die 25-jährige Kira Schulze Lohoff. Die Nachwuchspolitikerin tritt als Direktkandidatin im Wahlkreis in Wanheimerort an. Zusätzlich zu dem Engagement für ihre Partei arbeitet Schulze Lohoff als Rechtsreferendarin am Düsseldorfer Landgericht. Auf die FDP ist sie erstmals in der Schule aufmerksam geworden: „Wir haben damals die Parteien im Unterricht durchgenommen“, erinnert sich die 25-Jährige. „Die FDP war schon damals die Partei, mit der ich mich am meisten identifizieren konnte.“
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So entschied sich Schulze Lohoff im Alter von 16 Jahren für die Mitgliedschaft bei den Liberalen. Bereits ein Jahr zuvor war sie der Jugendorganisation der FDP beigetreten, in der sie auch heute noch aktiv ist: „Wir organisieren dort viele Veranstaltungen für junge Parteimitglieder“, erzählt Schulze Lohoff. Auch aus diesem Grund glaubt sie, dass die FDP für junge Menschen durchaus eine attraktive Partei ist.
Mit Blick auf ihre politischen Ziele legt die junge Kandidatin besonderen Wert auf eine gelungene Digitalisierung. „Wir würden zum Beispiel gerne erreichen, dass man Anträge künftig digital einreichen kann“, erläutert sie. Darüber hinaus zählt auch ein neues Verkehrskonzept mit einer engeren Taktung von Bussen und Bahnen zu den Eckpunkten, mit denen Schulze Lohoff die Wähler überzeugen möchte.
Daniela Haberland: In Duisburg gibt es zu wenig Sozialarbeiter
Beim Wählerbündnis Junges Duisburg ist der Name Programm: Die Partei hat es sich zum Ziel gemacht, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Stimme zu verleihen. Dementsprechend jung ist auch ein großer Teil der Kandidaten, wie die 22-jährige Daniela Haberlandt. Die junge Politikerin kandidiert im Wahlkreis Duissern für den Stadtrat. Neben ihrer Parteiarbeit studiert sie in Düsseldorf soziale Arbeit.
Seit zwei Jahren ist Daniela Mitglied der Wählergemeinschaft Junges Duisburg. Damals ist sie durch ihren Cousin auf die Partei aufmerksam geworden. „Ich habe ihn dann mal zu einer Veranstaltung begleitet und mich direkt total wohlgefühlt“, erinnert sich die 22-Jährige. Besonders angetan ist sie von dem breiten Meinungsspektrum innerhalb der Partei: „Wir haben oft einen großen Diskurs rund um unsere Themen“, erzählt Daniela.
Einige dieser Themen stehen auch bei der Kommunalwahl im Fokus. „Mir persönlich sind die Themen Jugend und Schule besonders wichtig“, sagt Daniela. Sie würde gerne erreichen, dass es an allen Duisburger Schulen genügend Sozialarbeiter gibt. „Davon sind wir momentan leider noch weit entfernt“, weiß die junge Kandidatin. Darüber hinaus möchte sie sich dafür einsetzen, dass Vereine und Künstler ausreichend gefördert werden, wenn sie durch die Coronakrise in eine finanzielle Schieflage geraten sind.
Wahlberechtigt sind alle Duisburger ab 16 Jahren
- Bei der Kommunalwahl entscheiden die Wähler über die Verteilung der 72 Sitze im Duisburger Stadtrat. Die Hälfte dieser Sitze wird über Direktmandate in den Wahlkreisen vergeben, die andere Hälfte über die Reservelisten der Parteien.
- Im Gegensatz zu Wahlen auf Landes- und Bundesebene dürfen Jugendliche bei der Kommunalwahl bereits mitbestimmen: Wahlberechtigt sind alle Duisburger, die mindestens 16 Jahre alt sind. Wer selbst für einen Sitz im Stadtrat kandidieren möchte, muss hingegen mindestens 18 Jahre alt.