Duisburg. Anas Nafile tritt mit nur 18 Jahren bei der Kommunalwahl in Duisburg für die SPD an. Wieso es den jungen Duisserner in die Lokalpolitik zieht.

Wenn Anas Nafile durch Duissern spaziert, merkt man ihm den Stolz auf seinen Stadtteil an. „Wir sagen hier nicht umsonst Königreich Duissern“, erzählt der 18-Jährige lächelnd. Am 13. September würde Anas aber gerne einen Schritt aus seinem Königreich hinaus wagen – an diesem Tag hat der Nachwuchspolitiker die Chance, bei der Kommunalwahl einen Sitz im Duisburger Stadtrat zu ergattern und somit einer der jüngsten Ratsherren Duisburgs zu werden.

Auf der Wahlkreiskonferenz Anfang Juni wurde Anas offiziell als Direktkandidat für den Wahlkreis Duissern aufgestellt. Es ist kein Zufall, dass die Sozialdemokraten einem jungen Kandidaten das Vertrauen schenken: „Die SPD hat dieses Jahr großen Wert darauf gelegt, viele jüngere Kandidaten zu nominieren“, berichtet Anas. „Ich finde das gut, denn gerade bei Fragen der Stadtentwicklung fehlt hier in Duisburg oft die Stimme der Jungen.“

Ratskandidat mit 18: Duisburger trat 2016 in die SPD ein

Politisches Engagement spielte in Anas‘ Familie schon immer eine wichtige Rolle. „Meine Eltern kamen 1992 aus Marokko und haben sich hier aus dem Nichts ein Leben aufgebaut“, erzählt er. „Mein Vater hat mir und meinen Geschwistern dann von Anfang an beigebracht, dass politische Teilhabe sehr wichtig ist.“ So führte Anas schon als Zehnjähriger politische Diskussionen mit seinem Vater und seinem Großvater. „Wäre es gegangen, wäre ich damals vielleicht schon in die SPD eingetreten“, erzählt er.

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So dauerte es noch bis Januar 2016, bis Anas Mitglied bei den Sozialdemokraten wurde. Andere Parteien kamen für ihn nie ernsthaft in Frage: „Für mich ist die SPD die einzige Partei, die immer den Menschen im Blick hat“, sagt Anas. „Ich bin überzeugt davon, dass Deutschland eine starke SPD braucht.“ Dies sehe man aktuell wieder am Konjunkturpaket der Bundesregierung im Zuge der Coronakrise.

Coronakrise Anas Nafile zeigt sich mit OB Link zufrieden

Mit der Arbeit der Duisburger SPD in den vergangenen Monaten ist Anas zufrieden: „Ich denke, dass Sören Link während der Coronakrise sehr gute Arbeit geleistet hat.“ Ihm sei aber bewusst, dass dies noch keine Garantie für einen SPD-Erfolg bei der Kommunalwahl ist. „Früher konnte man in Duisburg einen Besen rot anmalen und wurde gewählt“, stellt Anas mit Blick auf die frühere Dominanz der Sozialdemokraten fest. „Heute müssen wir uns als Partei viel besser profilieren und zeigen, wofür die SPD steht.“

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In Anas‘ Wahlkreis ist das nicht immer ganz einfach: „Die CDU war in Duissern schon immer eine starke Konkurrenz“, weiß der Nachwuchspolitiker. Bei der Europawahl im letzten Jahr stimmten die Duisserner dann mehrheitlich für die Grünen. Schon jetzt ist also klar: Geschenkt bekommen wird Anas den Sitz im Stadtrat nicht.

Wahlkampf auf der Straße war nicht möglich

Dennoch ist er optimistisch, mit seinen Ideen die Mehrheit der Wähler zu überzeugen – auch wenn es in Coronazeiten schwierig ist, mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. „Wegen der Abstandsregeln ist auf der Straße kaum Wahlkampf möglich“, sagt der 18-Jährige. „Deswegen müssen wir versuchen, den Wahlkampf zu den Leuten nach Hause zu bringen.“

Das soll vor allem über soziale Medien gelingen. Wann immer es möglich ist, möchte Anas aber auch mit den Leuten persönlich sprechen: „Bei aller Digitalisierung dürfen wir den Dialog auf der Straße natürlich nicht vergessen.“

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Bei seinen politischen Zielen legt Anas besonders großen Wert auf eine gute Bildungspolitik. In diesem Bereich sieht er durch die Coronakrise auch eine Chance: „Dadurch könnten wir endlich die Digitalisierung der Schulen vorantreiben“, findet der Nachwuchspolitiker. Gleichzeitig weiß er aber auch, dass es an vielen Schulen noch viel grundlegendere Probleme gibt: „Wir reden über Digitalisierung, haben aber oft nicht einmal Toiletten, auf denen sich die Schüler wohlfühlen.“

Ratskandidat studiert an der Uni Duisburg-Essen

Seine persönlichen Ziele formuliert der Nachwuchspolitiker eher zurückhaltend. „Politik sollte man immer als Mannschaftssport betrachten“, findet Anas. „Ich mache nicht Politik, um Bürgermeister zu werden oder in den Landtag zu kommen.“ Stattdessen möchte er den Menschen in seinem Stadtteil zuhören und ihnen eine Stimme verleihen.

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Über eine mögliche Zukunft in der Politik hat er sich noch keine Gedanken gemacht. „Ich möchte mich nicht jetzt schon festlegen, ob ich Politiker werde oder nicht“, sagt Anas. Momentan studiert der 18-Jährige an der Universität Duisburg-Essen die Fächer Deutsch und Sozialwissenschaften auf Lehramt.

Kommunalwahl in Duisburg mit 370.000 Wahlberechtigten

  • Die Kommunalwahl in Duisburg findet in diesem Jahr am Sonntag, 13. September statt. Rund 370.000 Wahlberechtigte haben an diesem Tag die Chance, über die Zusammensetzung des Duisburger Stadtrats und der Bezirksvertretungen zu entscheiden.
  • Parallel dazu finden an diesem Tag die Integrationsratswahl sowie die Wahl zum neuen Ruhrparlament statt. Bei der letzten Kommunalwahl im Jahr 2014 konnte die SPD einen klaren Sieg erringen: 41 Prozent der Stimmen entfielen auf die Sozialdemokraten. Es folgten die CDU mit 24,8 Prozent und die Grünen mit 7,4 Prozent.