Duisburg. Die Träger der Duisburger Kitas freuen sich auf die Rückkehr der Kinder. Platz für alle können sie wegen des Personalmangels nicht garantieren.

Ab dem 8. Juni sollen die Kitas in Duisburg wieder für alle Kinder öffnen, das Land hat das Betretungsverbot aufgehoben. Eine Herausforderung für die Träger und ihre Mitarbeiter. Denn garantieren können sie die Betreuung unter den aktuellen Bedingungen nicht.

Wie sollen die Kinder verpflegt werden? Wie von den Eltern gebracht und abgeholt werden? Fragen, die Dr. Marcel Fischell, Geschäftsführer des Evangelischen Bildungswerks, in den nächsten Tagen beantworten will. „Aber diesmal haben wir wenigstens Zeit, das mit unseren Mitarbeitern gemeinsam zu klären. Die letzten Entscheidungen mussten ja immer übers Wochenende umgesetzt werden.“

Fischell muss für 13 Kitas, 130 Beschäftigte und rund 850 Kinder Lösungen finden. Einen Vorgeschmack auf das volle Kita-Leben unter Corona-Bedingungen bekommen die Einrichtungen in dieser Woche mit den Vorschulkindern. Der Alltag werde ein Balanceakt für die Erzieher, „sie sollen eine gewisse Distanz wahren, aber nicht voll vermummt den Kindern begegnen“. Die Kleinen werden lernen müssen, dass der Flur nicht zu bespielen ist und Spielzeug regelmäßig desinfiziert wird. Und statt Bauecke und Puppenhaus wird es mehr Angebote draußen geben.

Mitarbeiter freuen sich auf die Rückkehr in die Kitas

Bei den Mitarbeitern sei die Stimmung gut und positiv. Wer wenig im Einsatz war, freut sich auf ein bisschen mehr Normalität im Alltag. Auch jene, die zur Risikogruppe gehören, hätten freiwillig ihre Rückkehr angeboten. „Sie sehen sich als wichtige Partner für die Kinder und die Eltern, haben aber auch den nötigen Respekt vor den Hygienemaßnahmen“, so Fischell.

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Dass Erzieherinnen zur Demo rufen, versteht er zwar. Als Arbeitgeber kann auch er „keine hundertprozentige Sicherheit geben“. Aber eine Alternative sehe er auch nicht. „Die Kollegen in der Alten- oder Behindertenhilfe setzen sich ja denselben Gefahren aus.“

Problematisch werde es, wenn Kollegen ausfallen. Die Personalnot sei beim Evangelischen Bildungswerk „dank der Tarifbindung“ nicht so groß, aktuell seien nur drei Stellen unbesetzt und dafür gab es gerade eine Vorstellungsrunde. Aber als Regel gilt: „Wir tauschen keine Mitarbeiter zwischen den Einrichtungen aus, springen nicht zwischen den Gruppen. Im schlimmsten Fall kann in der Gruppe nur eine Notbetreuung angeboten werden.“

Eingewöhnung von Rückkehrer-Kindern bislang nicht nötig

Viele offene Fragen hat der Zweckverband der katholischen Kitas. Gebietsleiterin Ursula Roosen muss sich mit rund 300 Mitarbeitern in 29 Kitas abstimmen, um maximal 1900 Kinder betreuen zu können. Da der Kontakt zu den Eltern und Kindern in all den Wochen nicht abgerissen sei, war die Rückkehr vieler Kinder „erfreulicherweise unkompliziert“, eine neuerliche Eingewöhnung bislang nicht nötig. Man habe die Corona-Herausforderungen kindgerecht erklärt. Dass das teiloffene Konzept – also das Hin und Her zwischen den Gruppen – verboten ist, sei aber nicht für jedes Kind sofort zu verstehen.

Dass Erzieher demonstrieren wollen, sieht Roosen entspannt, „das lähmt den Prozess nicht“. Man sei gut gefahren mit größtmöglicher Transparenz, habe alle Infos vom Land, auch am Wochenende oder spät abends, immer so schnell wie möglich weitergeleitet, „das hat geholfen“. Ob am Ende alle Kinder wie gewünscht in den Kitas betreut werden können, hänge aber von der Frequenz ab und der individuellen räumlichen Situation, weshalb sie es nicht garantieren kann. „Das ist unser Ziel, aber ob es klappt...“

Knappe Personaldecke macht den Regelbetrieb schwer

Beim DRK laufen die drei Kitas, darunter zwei heilpädagogische Einrichtungen, im Notbetrieb. Das habe gut geklappt, sagt Fachberaterin Barbara Seidel, die mit einem wöchentlichen Newsletter im Kontakt zu den Eltern blieb.

Wenn in zwei Wochen alle 190 Kinder kommen wollen, werde es am Standort Beeckerwerth aber eng. Acht Mitarbeiter dürfen nicht arbeiten, weil sie Risikopatienten sind oder wegen einer Schwangerschaft ein Beschäftigungsverbot haben. Da das Personal auch nicht zwischen den Standorten wechseln darf, sei schon ein eingeschränkter Regelbetrieb „schwierig, uns retten aktuell die Therapeuten, die im Gruppendienst eingesetzt werden“, so Seidel. Das Schwedenheim wiederum habe das Problem, dass der Außenbereich nicht so groß ist, außerdem startet bald eine Baumaßnahme. Ungewiss sei außerdem, wie viele Kinder tatsächlich kommen werden. Auch unter ihnen gibt es Risikopatienten.

Die Stadt selbst als größter Betreiber von Kitas hält sich aktuell noch bedeckt. Man arbeite an einem Konzept, benötige vom Land aber noch genauere Hinweise und Erläuterungen, als bislang in den Veröffentlichungen standen, erklärt ein Sprecher.

Der Kita-Zeitplan

Das Land NRW öffnet die Kitas schrittweise. Ab Donnerstag dürfen alle Vorschulkinder wieder in ihre Kita gehen. Ab dem 8. Juni wechseln die Kitas von der erweiterten Notbetreuung in den eingeschränkten Regelbetrieb.

Dann sollen alle Kinder wieder betreut werden - allerdings nicht in den gebuchten Stundenumfängen, sondern im Schnitt um zehn Stunden reduziert.