Duisburg. Nach siebenwöchiger Corona-Schließung haben die Museen wieder geöffnet. Auf Visite in Lehmbruck-Museum, Stadtmuseum und Binnenschifffahrtsmuseum.

Obwohl es danach aussieht: Das Lehmbruck-Museum begrüßt am ersten Öffnungstag nach sieben Wochen Corona-Zwangspause seine Besucher nicht mit Musik. Dass das Sonus-Trio der Duisburger Philharmoniker an diesem Dienstagmorgen in Dienstkleidung in der Glashalle des Museums Schubert spielt, ist das Ergebnis einer neuen Zusammenarbeit. Die Musiker werden gefilmt, um das Konzertpublikum im Netz zu unterhalten.

Dem Trend, Kultur online zu präsentieren, hat der lange Lockdown einen mächtigen Schub gegeben, wie Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck-Museums, ebenso bestätigt wie Dr. Susanne Sommer, Leiterin des Kultur- und Stadthistorischen Museums. Ausdruck davon sind virtuelle Führungen und Workshops, Instagram-Auftritte und digitale Newsletter. Doch damit gibt sich die erste Besucherin des Tages nicht zufrieden.

Lehmbruck-Museum: Besucherin braucht „Schokolade für die Augen“

Claudia Köhn steht um fünf vor zwölf vor dem Lehmbruck-Museum und will rein. „Ich brauche Schokolade für meine Augen“, sagt die kulturbegeisterte Duisburgerin, die nach der langen Pause erstmal ihr Lieblingswerk begrüßen muss: Giacomettis „Frau auf dem Wagen“. Claudia Köhn hat eine Jahreskarte fürs Lehmbruck-Museum und das Museum DKM. „Donnerstags bin ich in der Küppersmühle.“ Und Konzerttermine füllen ihren Kalender, der jetzt so leer ist wie noch nie.

Hände desinfizieren jetzt auch im Museum: Eine inzwischen ebenso geübte Prozedur wie das Abstand halten.
Hände desinfizieren jetzt auch im Museum: Eine inzwischen ebenso geübte Prozedur wie das Abstand halten. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich


Von den höchstens 150 Besuchern, die gleichzeitig im Lehmbruck sein dürften, ist das Haus am Tag eins der Wiedereröffnung weit entfernt. Am Eingang sind Streifen aufgeklebt, die den Mindestabstand von 1,50 Metern anzeigen, und eine Flasche für die Handdesinfektion steht bereit.

Im Haus selbst ist reichlich Platz, um Abstand zu halten, sagt Söke Dinkla. „Wann geht’s endlich wieder los?“, sei sie oft gefragt worden. Und auch die ersten Gruppen hätten sich schon nach Führungen erkundigt. Vorerst seien keine Veranstaltungen geplant.

Duisburger Philharmoniker zu Gast bei Lehmbruck

Dafür ist das Museum jetzt Bühne für die Philharmoniker, die in wechselnden Ensembles für eine kleine Serie „Duisburger Philharmoniker zu Gast bei Lehmbruck“ Kammermusik aufnehmen. Sie soll das Publikum über die konzertfreie Zeit trösten, sagt Intendant Dr. Alfred Wendel. Er hofft, dass es bald weitergehen kann: „Wir arbeiten an einem neuen Konzept, die nächste Saison zu ermöglichen.“

„Wir leben von Veranstaltungen“, sagt Susanne Sommer. Eine Stunde nach der Öffnung hat noch kein Besucher im Stadtmuseum im Innenhafen vorbei geschaut. Wo sonst Schulklassen für Leben sorgen, herrscht an diesem schönen Frühlingsmorgen Ruhe. 20 Besucher dürften sich maximal auf einen mit Pfeilen gekennzeichneten Rundgang begeben.

Stadtmuseum: Die Kulturgeschichte des Toilettenpapiers als neues Thema

Gerhard Mercator bittet mit Mundschutz, das Stadtmuseum im Innenhafen zu besuchen.
Gerhard Mercator bittet mit Mundschutz, das Stadtmuseum im Innenhafen zu besuchen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich


Die Absagen der „Extraschicht“ und der Marina-Märkte reißen ein zusätzliches Loch in die Besucherbilanz, sagt Sommer. Ausfallen mussten bereits die Eröffnung der Ausstellung „Rassendiagnose: Zigeuner“ über den Völkermord an den Sinti und Roma und das Begleitprogramm des Zentrums für Erinnerungskultur.

„Wir arbeiten noch am Online-Rundgang durch die Stadtgeschichte“, so Museumssprecherin Nathalie Grüber. Ein neuerdings begehrtes Exponat hat sie in einer Vitrine im Eingangsbereich platziert: Eine Rolle Toilettenpapier, ordentlich beschriftet mit Fundort („Aldi Süd“) und Datierung (2020 n. Chr.) und einer kleinen Kulturgeschichte des Klopapiers.

Rheinglück in Ruhrort

Lisa Maria Feike in ihrer Ausstellung „Rheinglück“ im Museum der Binnenschiffahrt. Sie ist in Ruhrort zu Hause.
Lisa Maria Feike in ihrer Ausstellung „Rheinglück“ im Museum der Binnenschiffahrt. Sie ist in Ruhrort zu Hause. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ruhig geht es am Dienstag auch im Binnenschifffahrtsmuseum in Ruhrort zu, in dem sich sonst oft Kindergruppen aller Altersklassen tummeln. Bis 13 Uhr ist noch kein Besucher aufgekreuzt. Auch hier ist ein Rundgang markiert und sind die üblichen Hygienehinweise ausgehängt. Dr. Cornelia Garwer-Schier, die die Sonderausstellungen betreut, findet es schade, dass punktgenau zum Lockdown die Eröffnung der Ausstellung „Rheinglück“ untergegangen ist. Die Bilder der Duisburger Künstlerin Lisa-Maria Feike, die an der Kunstakademie Düsseldorf studiert hat, zeigen Motive aus der Sagen- und Märchenwelt am Rhein: Loreley und Rheintöchter, Höhen und Auen (bis 6. Juni).