Duisburg. Kunstakademie-Absolventin Lisa-Marie Feike malt Feen, heile Natur und schöne Flusslandschaften. Was die Duisburgerin zu Idyllen inspiriert hat.

Haarkämmend blickt Loreley auf den blauen Rhein, drei Nixen schwimmen im blauklaren Fluss – manchmal überraschen Bilder gerade nicht durch ihre rätselhafte Konstruktion oder tiefsinnige Kommentierung. Lisa-Maria Feikes Zyklus „Rheinglück“ – zu sehen im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt – besticht vielmehr durch eine oberflächlich einfache Darstellung von Natur und Mythen. In ihrem Rheinglück aber liegt eine tiefe Sehnsucht verborgen.

Mit „neue Romantik“ hat Museumskuratorin Cornelia Garwer-Schier die Serie der jungen Duisburger Malerin und Autorin griffig beschrieben. Denn Feike traut sich für ihre erste Solo-Ausstellung zu den Akzenten etwas zu, das in Zeiten von Klimaprotest, zynischen Fake-News und rasendem Wutbürgertum wie eine Utopie wirkt, ein Antikörper. Oder eine Flucht ins Fantastische?

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Die Ausstellung „Rheinglück“ ist ein poetischer Ruhepol geworden

Man mag sich jedenfalls die Augen wund reiben angesichts der in der Ausstellung präsentierten Idylle aus heilen Flusslandschaften, Feen mit wehenden Haaren, Pferden und den vielen weiteren Symbolen wallender Weiblichkeit. Oder darin mit Genuss verweilen, denn Rheingold ist wie ein emotionaler, poetischer Ruhepol an einem inneren Ort geworden. „Ich habe nach Figuren aus der Mythologie gesucht, die mit dem Rhein verbunden sind“, beschreibt Feike den Entstehungsprozess für „Rheinglück“. Denn hier am großen Fluss ist die Künstlerin nicht nur aufgewachsen, sondern er war stets auch eine Inspiration für Ideen.

Wagners Rheingold kam der 29-Jährigen unvermeidlich in den Sinn, und seine Rheintöchter Floßhilde, Wellgunde und Woglinde. Immer wieder sind die Naturwesen inszeniert, wenn auch oft so, dass wir ihnen über die Schulter gucken, die Welt aus ihrer Perspektive teilen. „Ich bin auch fasziniert von ihren fließenden Haaren gewesen und wollte sie unbedingt malen“, sagt Feike.

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Das künstlerische Handwerk lernte Lisa-Marie Feike an der Kunstakademie Düsseldorf

Scheidender Kulturdezernent lobt Ausstellung

„Glück ist etwas, das wir in diesen immer panischer werdenden Zeiten gebrauchen können“, kommentiert Thomas Krützberg die Ausstellung bei seinem letzten offiziellen Besuch als Kulturdezernent im Binnenschifffahrtsmuseum. Krützberg wird als Dezernent im Mai durch Astrid Neese abgelöst.

Er will seiner Nachfolgerin das Museum weiterhin ans Herz legen, „denn das Haus bietet viel mehr als nur die Dauerausstellung und orientiert sich künstlerisch immer wieder neu“, lobte der scheidende Dezernent.

Das Museum der Deutschen Binnenschiffahrt soll in Zukunft von einer Musealen Leitung zusätzlich in der inhaltlichen Arbeit unterstützt werden. Der Landschaftsverein Rheinland machte dies möglich mit einer Zuwendung von 130.000 Euro für drei Projekte, darunter die „Erschließung, Erforschung und Sonderausstellung ,Sozialgeschichte der Binnenschifffahrt’“.

Ihr Handwerk lernte Feike übrigens in der Kunstakademie Düsseldorf bei Professor Siegfried Anzinger, der in den 1980er Jahren als Teil der „Neuen Wilden“ den Expressionismus auf die Spitze trieb. Also so ziemlich das Gegenteil der Kunst Feikes. Von ihm lernte die junge Künstlerin Disziplin und Lebendigkeit beim Malen. In ihren Stil allerdings griff Anzinger nicht ein. Im Januar 2019 verlieh ihr die Akademie den Meisterschülertitel, ihr Studium schloss sie im Juli 2019 ab.

Vom Rheingold zum „Glück“ und zu dem großen Thema der Duisburger Akzente war es dann nur ein kleiner Schritt. Für die Ausstellung will Feike ihre mythologischen Schöpfungen mit ihrer zweiten Leidenschaft verbinden: dem Schreiben. In einer kleinen Broschüre kombiniert sie ihre Bilder mit ihren Gedichten. Zwei Bücher hat sie bereits geschrieben und im Eigenverlag publiziert: Lichtbringer ist eine Fantasy geworden mit Shakespeareanischen Anleihen: Teufelssohn Zachary soll den Untergang der Welt besiegeln, verliebt sich aber in Elainah – die Tochter des Erzengels Michael. Beide Familien sind von der sich anbahnenden Vermählung beider Welten nicht amüsiert.

Wie soll es für die Künstlerin aber in Zukunft weitergehen? Eigentlich genau so: „Ich will weiterhin malen und schreiben“, sagt Feike. Jetzt steht erst einmal die Ausstellung im Rahmen der Akzente an: Vom 15. März bis zum 7. Juni ist Rheinglück im Museum der Deutschen Binnenschiffahrt zu sehen.