Duisburg. Der Duisburger Marko Herberner, Chef der Florida Table Dance Bar, führt ein Leben, um das ihn viele beneiden. Vom Leben eines Paradiesvogels.
Duisburgs bekanntestes Auto misst neun Meter und blockiert locker drei Parkplätze. Vor zwei Jahren hat Marko Herberner, Chef der Florida Tabledance Bar, die schneeweiße Stretch-Limousine angeschafft. Der Ford Lincoln ist Statussymbol und Werbegag. 150 Euro kostet die Fahrt samt Chauffeur und rotem Teppich – Getränke gehen extra. Für Herberner, der als gebürtiger Sachse seinen Führerschein auf einem Trabi machte, hat sich die Investition längst gelohnt. Aus dem Leben eines Paradiesvogels.
Schicke Schlitten und schöne Mädchen gehören für den 55-Jährigen zusammen. Vor 20 Jahren hat Marko Herberner den Nachtclub gegenüber vom Hauptbahnhof übernommen. Wie es dazu kam, war eher Zufall: Ende der 1980er Jahre, kurz bevor die Mauer fiel, durfte er aus der DDR ausreisen. „Ich stand mit 100 Mark Begrüßungsgeld am Hauptbahnhof und habe mir überlegt wie ich daraus möglichst schnell 200 Mark machen konnte.“ Geld ist für ihn, neben Gesundheit, das Wichtigste im Leben. Er heuerte auf dem Großmarkt an, schleppte Bananenkisten, arbeitete sich hoch. Sein Gehalt sparte er, investierte es in Eigentumswohnungen und betrieb später die Eckkneipe „Scharnhorst“ in Duisburg-Kaßlerfeld. Wenn er allerdings dort nachts um 2 Uhr die Gaststätte schloss, konnte er nicht sofort schlafen gehen. Im Bett wälzte er sich nur umher. „Und Fernsehen kann man ja um diese Uhrzeit auch nicht schauen.“ Also ging er in die Tabledance Bar, nahm einen Drink. Abend für Abend. Ein Jahr lang.
Duisburger Florida Tabledance Bar ist weit über die Stadtgrenzen bekannt
„Irgendwann dachte ich mir, dass es billiger wäre, den Laden direkt zu kaufen.“ Damals war alles noch plüschiger, mit typisch rotem Teppich ausgelegt. Bei Reisen nach Las Vegas lernte er schicke, moderne Clubs kennen, weit entfernt vom Schmuddel-Image der Branche. „Ich wollte Tabledance gesellschaftsfähig machen.“ Er renovierte, baute Lounge-Möbel ein. „Wir hatten keinen Tag geschlossen“, sagt der Geschäftsmann stolz, der mit seiner weißen Stretch-Limo schon die Rotlichtgröße Bert Wollersheim zur Hochzeit fuhr.
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Dafür, dass Marko Herberner in einem eher diskreten Geschäftsfeld unterwegs ist, fällt er ganz schön auf. Er trägt mit Vorliebe bunte Anzüge, seine Hände schmücken blinkende Ringe. Die Füße stecken in auffälligen Schuhen und als „Kleinwagen“ fährt er eine Corvette. „Ich habe mich daran gewöhnt, dass ich nirgendwo hingehen kann, ohne aufzufallen. Ich bin eben ein Paradiesvogel.“
Gäste stammen aus allen gesellschaftlichen Bereichen
Seine Gäste stammen aus allen gesellschaftlichen Bereichen: Ältere Herren, junge Erwachsene, die ihren 18. Geburtstag feiern wollen und erst unschlüssig vor der Tür stehen. Junggesellenabschiede werden gefeiert oder Weihnachten. Und aus jeder Gruppe kommt einer der Männer garantiert wieder. Am Wochenende sind zwar in der Regel mehr Zuschauer da, doch manchmal bringt ein ganz normaler Wochentag mehr Umsatz.
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Er selbst wartet immer ab, ob ihn ein Passant grüßt. Hinter den verspiegelten Scheiben seiner Stretch-Limousine ist man hingegen vor neugierigen Blicken geschützt. Und während im Innenraum auf den hellen Ledersitzen bis zu acht Personen Party machen und sich das eine oder andere Getränk aus der Minibar gönnen, fährt der auffällige Wagen Werbung für die Tabledance Bar. „Mit dem Auto bin ich auf Messen und auch, wenn es mal irgendwo parkt, merkt sich jeder den Namen meiner Bar.“ Einmal war er in Düsseldorf zu einem gesellschaftlichen Großereignis unterwegs. Vor ihm kam NRW-Innenminister Herbert Reul mit seiner Entourage an. Die Fernsehkameras schwenkten allerdings sofort hinüber zur Limousine, als Herberner ankam. Er genießt solche Auftritte.
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Zehn Euro kostet der Eintritt. „Die Frauen begrüßen die Männer und nehmen ihnen die Mäntel ab“, beschreibt Herberner das Prozedere Abend für Abend. Die Tänzerinnen sind selbstständig und arbeiten auf eigene Rechnung. Sie verdienen an den Dollars, die die Männer ihnen an Strip und BH stecken. Ein Dollar sind umgerechnet zwei Euro. „Damit sind wir schon exklusiver als andere“. An der Bar gibt’s die Drinks. Ein Bier kostet acht Euro, Longdrinks zehn Euro. Der Piccolo Champagner schlägt mit 50 Euro zu Buche, es gibt aber auch Flaschen für 10.000 Euro. Die Getränke sind entscheidend. „Mit dem Gepoppe wird doch heute kein Geld mehr verdient.“
Happy-End habe es in seiner Bar ohnehin nie gegeben. Es gelte: Nur gucken und vielleicht ein bisschen schäkern. „Wir sind kein Puff.“ Und Herberner weiß wie er den Umsatz für die Mädchen erhöhen kann. „Komm’, ich mach mal Nebel an, damit man die Falten nicht so bei den Girls sieht“, sagt er dann zu den Besuchern. Die meisten beeilen sich zu sagen, dass die Frauen wunderschön seien. „Und warum spendierst du ihr dann keinen Drink?“, fragt er dann. Das funktioniert meistens.
Die meisten Mädchen haben ihre Stammkunden
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Tammy und Kim gehören zum Stammpersonal. „Ich bin eigentlich ziemlich sparsam und gebe nicht viel Geld aus“, erklärt die brünette Schönheit Tammy, was sie mit ihrem Geld anstellt. Auf gutes Essen legt sie wert, tut viel für ihren Körper, gibt den einen oder anderen Euro für Beauty und Wäsche aus. Die 24-Jährige arbeitet seit einem Jahr in der Tabledance-Bar. Kim (22) ist hingegen erst seit einer Woche dabei. „Ich war vor ein paar Monaten schonmal hier, wollte aber noch meine Ausbildung zur Altenpflegerin fertig machen.“ Inzwischen hat sie ihre Lehre absolviert und auch schon ihre ersten Einsätze. „Wir zeigen uns gegenseitig, wie man schön tanzt“, erklärt Tammy. Zicken-Krieg unter den Mädchen gibt’s nur selten. Die meisten haben außerdem ihre Stammkunden, die bevorzugt eine Frau tanzen sehen wollen.
Anfangs seien die meisten Tänzerinnen etwas schüchterner. „Das ändert sich aber ganz schnell. Die werden ja jeden Abend von den Männern mit Komplimenten überschüttet, die muss ich erstmal wieder erden“, erklärt Marko Herberner lächelnd. Er rät den Mädchen immer: In jungen Jahren Geld verdienen, investieren und später könnten sie immer noch in einem anderen Beruf arbeiten. In Sachen Finanzen ist der Duisburger Table Dance-Chef ganz bürgerlich: „Ich sag immer: Wer im Rentenalter von seiner staatlichen Rente leben muss, der hat was falsch gemacht.“