Duisburg. . Mehr als 200 Frauen arbeiten im Milieu an der Vulkanstraße. Viele kommen aus Rumänien und Bulgarien. Männer haben freie Wahl, und nutzen sie.
Joline (Name von der Redaktion geändert) sitzt auf einem Barhocker vor ihrem Zimmer. An der Tür hängen Schmetterlinge, das Bett ist fertig drapiert. Es ist wenig Betrieb, nur ein paar Männer schlendern am frühen Nachmittag durch das Bordell im Rotlichtbezirk, sind auf der Suche nach schneller Befriedigung.
Die hübsche Dame aus Rumänien ist eine von rund 500 Frauen, die in Duisburg pro Tag als Prostituierte arbeiten. 29 Bordelle, FKK-, Sauna und Swingerclubs gibt es im Stadtgebiet. Deutsche seien kaum noch an der Vulkanstraße zu finden, erzählt Joline; und auch die Mädchen aus der Dominikanischen Republik und anderen Ländern haben sich andere Plätze zum Geldverdienen gesucht. Die Geschäfte gehen schlecht – zu viel Konkurrenz, die die Preise drückt. Die meisten nehmen 20 oder 25 Euro pro Nummer; zwei Stellungen und Oralverkehr inklusive. Und wenn ein Freier den Service lieber ohne Kondom möchte, dann erlauben die meisten Frauen für ein paar Euro mehr auch das. Der Mann hat schließlich freie Wahl.
Vier Kunden, bis die Miete drin ist
„Ich sag den Frauen immer, dass sie sich nicht so drücken lassen sollen“, erklärt Sabine Müller (Name geändert). Sie vermietet für 100 Euro am Tag ein paar Zimmer. Um die Miete zu verdienen, brauchen die Mädchen mindestens vier Kunden. „In den 90er Jahren waren die Bedingungen noch besser. Es gab nicht so viele, die hier gearbeitet haben, die Preise waren höher und die Frauen mussten sich alle zwei Wochen vom Gesundheitsamt auf Krankheiten untersuchen lassen“, erzählt eine Dame.
Später wurden die verpflichtenden Gesundheitstests allerdings abgeschafft. „Wir zahlen doch Sexsteuer, da können wir doch erwarten, dass die Frauen dafür auch etwas bekommen“, sagt Müller empört. Sie arbeitet mit den Behörden zusammen und rät den Mädchen, sich regelmäßig testen zu lassen.
Sexsteuer brachte der Stadt 980.000 Euro
Die Sexsteuer hat die Stadt 2010 eingeführt. Allerdings schwankten die Einnahmen anfangs stark. Die Stadt wollte die Steuer pro Kopf berechnen – dagegen klagten Bordellbetreiber. Das Gericht gab ihnen Recht. Die Stadt musste 2014 daher 410 000 Euro an die Bordellbetreiber zurückzahlen. Seitdem wird die Steuer nach Fläche berechnet. Pro Monat werden 6,50 pro Quadratmeter fällig. Arbeitet eine Prostituierte nicht in einem Club, muss sie sechs Euro pro „Veranstaltungstag“ zahlen, wie es in der Satzung der Stadt heißt. 2016 nahm die Stadt 980 000 Euro ein.
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Untersuchen und beraten lassen können sich die Frauen bei der Prostituiertenberatung der Stadt. 208 Personen wurden im vergangenen Jahr untersucht, allerdings ist für diese Aufgabe keine Gynäkologin, sondern eine Chirurgin zuständig. „Es ist schwierig, jemanden für die Aufgabe zu finden. Es wäre schön, wenn wir mehr für die Frauen tun könnten“, sagt Iris Sperg vom Gesundheitsamt. Sie betreute im vergangenen Jahr auch den Verein „Lily“, mit dem den Frauen Perspektiven außerhalb der Prostitution aufgezeigt werden sollten. Bei einigen wenigen gelang die Vermittlung. Die meisten müssten allerdings erst einmal Deutsch lernen, bevor sie sich für andere Jobs bewerben können.
Hinzu kommt: Anschaffen zu gehen, verspricht schnelles Geld. „Die meisten Frauen, die wir beraten, kommen aus Rumänien, Albanien oder Bulgarien.“ Iris Sperg hält Kontakt zu den Häusern an der Vulkanstraße, macht Werbung für die Untersuchungen und die Beratungsstelle in der Altstadt.
Das Problem: Viele der Frauen haben keine Krankenversicherung, können also nicht so einfach zum Arzt. Ein Thema, das auch die Migranten-Ambulanz erkannt hat. Im Sommer soll es deshalb ein Gespräch mit der Stadt und Krankenhäusern geben, um eine bessere Versorgung der Frauen zu ermöglichen.
Joline hockt weiter vor ihrem Zimmer. Noch hat sich kein Mann für sie entschieden. Der Stadt liegen inzwischen weitere Bauanfragen für Bordelle vor. Die Konkurrenz wird weiter wachsen.