Duisburg. Bei Kupsch-Whisky in Duisburg gibt es Single Malts für mehrere tausend Euro pro Flasche. Manche Kunden gönnen sich den Luxus-Whisky jede Woche.

In diesem Geschäft gibt es die wohl teuersten Flaschen Duisburgs zu kaufen: Kupsch-Whisky ist spezialisiert auf Sorten, für deren Preis andere lieber eine teure Kamera kaufen, eine Traumreise unternehmen oder einen Kleinwagen anschaffen. Bis zu 10.000 Euro kostet hier eine Flasche Whisky. Manche Kunden gönnen sich den Luxus eines Einkaufs jede Woche.

Sie füllen Regale vom Boden bis zur Decke, Seite an Seite, Meter um Meter: Whiskyflaschen, soweit das Auge und der Laden reichen. Mehr als 3.500 Single Malts führt Peter Kupsch, 6.500 Flaschen erwarten den Kunden, die meisten davon Raritäten: besonders alt, besonders selten – und besonders teuer. 10.000 Euro kostet die exklusivste Flasche, auch wenn die nicht im Geschäft an der Kardinal-Galen-Straße lagert: „Das kann man nicht versichern.“

Auch interessant

1978 fährt der Schüler Peter Kupsch mit seinem Englisch-Leistungskurs nach Schottland. Dort kostet er zum ersten Mal Whisky. Es ist der Beginn einer lebenslangen Leidenschaft. Der Geschmack des Getränks fasziniert ihn ebenso wie dessen Geschichte. Stundenlang kann Kupsch über Whisky erzählen: vom Angel’s Share – dem Anteil, der während der Lagerung aus dem Fass verdunstet – , von Getreideerträgen und Geschmacksnuancen; und das so, dass sich selbst der Laie nicht langweilt.

Von diesem Whisky wurden nur 66 Flaschen abgefüllt. Solche Raritäten haben ihren Preis.
Von diesem Whisky wurden nur 66 Flaschen abgefüllt. Solche Raritäten haben ihren Preis. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Duisburger Whisky-Liebhaber besitzt privat 1300 Flaschen

Heute vergeht kein Tag, an dem er kein Glas Whisky genießt: Die Reise nach Schottland hat ihn nicht nur zum Händler gemacht, sondern auch zum Sammler. 1300 Flaschen nennt er privat sein eigen, „ich hab’ immer 20, 30 offen.“ Nur ein kleiner, feiner Auszug aus einer Geschmackswelt, die er so umreißt: „Der eine schmeckt nach tropischen Südfrüchten, der andere nach Rosinen und Mandeln.“

Auch interessant

Eine Welt, die seine Kunden an der Kardinal-Galen-Straße selbst bereisen können: 6500 Flaschen erwarten sie dort, der Inhalt in Farben von Bernsteingelb bis nahezu Schwarz, die Masse der Destillate genau das nicht: nicht Supermarktware, sondern Sammlerstücke. „Es gibt niemanden in Deutschland, der mehr alte Whiskys hat“, sagt Peter Kupsch nicht ohne Stolz. Und nur wenige in Europa: Von den drei größten Fachgeschäften sitzt nach seinen Worte eines in London, eines in Paris – und eines in Duisburg. Seines.

54 Sorten Lagavulin im Regal – der Supermarkt führt eine

Dabei hat Peter Kupsch gar nichts gegen Whisky aus dem Supermarkt; der hat durchaus seine Berechtigung, findet er. Doch er bietet nicht das, mit dem er handelt, das er gerne trinkt – und seine Kunden. Ein Beispiel: Einen Lagavulin hat wohl beinahe jeder Supermarkt im Regal – in Kupschen Regalen stehen 54. Nicht Flaschen, wohlgemerkt: Sorten, zumeist alt und selten.

Peter Kupsch ist mit seinem Geschäft in Duisburg spezialisiert auf alte, seltene Whisky-Sorten. Seine Raritäten kauft er meistens aus Nachlässen oder nach Scheidungen.
Peter Kupsch ist mit seinem Geschäft in Duisburg spezialisiert auf alte, seltene Whisky-Sorten. Seine Raritäten kauft er meistens aus Nachlässen oder nach Scheidungen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Ihr Alter tragen die Raritäten stolz zur Schau: Eine Flasche aus den 1950ern präsentiert sich oben herum mit Tin Cap; heute ist dort längst der simple Drehverschluss Standard. Eine andere steckt noch im Karton aus den 30er Jahren, ungebrochenes Siegel oben drauf inklusive. „Da gibt es kein Dutzend mehr auf der Welt von“, sagt Kupsch. Ein paar mehr sind’s vom Macallan, auch wenn der früher als Rolls Royce unter den Whiskys galt. Doch der Zwölfjährige von heute schmeckt nicht mehr wie der Zwölfjährige von früher: „Wenn man die probiert, bedarf es keiner Wort mehr, warum wir dieses Geschäft betreiben.“

Alter Whisky ist Nostalgie in Flaschen

Alter Whisky ist Nostalgie in Flaschen. Abgefüllt in einer Zeit, in der die Destillerien ausschließlich schottische Gerste verarbeiteten, ihr Edelgetränk über Jahre in 100-jährigen Sherryfässern lagerten und der sogenannte Outturn klein war, also die Menge dessen, was schließlich in den Verkauf gelangte.

Heute stoßen manche Brennereien 20 mal mehr Whisky aus als noch vor 50, 60 Jahren. Für diese Masse reicht die schottische Gerste längst nicht mehr aus: Der Getreiderohstoff wird aus dem Ausland zugekauft, moderne Sorten liefern doppelt so viel Ertrag pro Halm wie früher, nehmen aber immer noch nur die gleiche Menge geschmacksgebender Mineralien auf.

Gerste und Sherryfässer gehen den Whisky-Destillerien aus

Auch interessant

Nicht nur der Rohstoff geht den Destillerien aus: auch die alten Sherryfässer sind rar, die dem Destillat seine Aromen von Mandeln und Rosinen sowie die begehrte dunkle Farbe verleihen. Hinzu kommt: In den goldenen Zeiten der Whiskyherstellung wurde das Holz jahrzehntelang gelagert, bevor es zum Fass verarbeitet wurde. „Heute werden Montag Bäume gehauen, und Mittwoch wird ein Fass draus gemacht“, sagt Kupsch. Industrielle Trocknung macht’s möglich – allerdings zerstört die auch die Struktur des Holzes. Dabei ist es gerade die Lagerung, die dem Whisky seinen unverwechselbaren Charakter verleiht. Verlieh, würde der Kenner sagen. Und darum „gibt es viele, die den alten Zeiten aus den 60er, 70er Jahren hinterher weinen.“

Der Macallan galt früher als Rolls Royce unter den Whiskys. Heute ist das nicht mehr so – darum kostet eine Flasche des neuen Zwölfjährigen „nur“ 90 Euro, während ihr jahrzehntealter Vorgänger für 1900 Euro zu haben ist.
Der Macallan galt früher als Rolls Royce unter den Whiskys. Heute ist das nicht mehr so – darum kostet eine Flasche des neuen Zwölfjährigen „nur“ 90 Euro, während ihr jahrzehntealter Vorgänger für 1900 Euro zu haben ist. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

So stillen die alten Sorten heute Sehnsüchte, die nur eine Zeitreise befriedigen könnte – oder ein Ausflug in Kupschs Laden. „Sie kommen an den Geschmack, den der Faktor Zeit bringt, einfach nicht heran“, sagt er. Und so trinkt, wer es sich leisten kann, eben nicht das Gesöff für 30 Euro aus dem Supermarkt, sondern eine Rarität, die schon mal 10.000 Euro kosten darf. Wobei Kupsch immerhin einschränkt: „Davon haben wir nur zwei Flaschen.“

Für manche Kunden ist ein Whisky für 1.000 Euro normal

Es ist eine Welt, in der ein normaler Preis relativ ist: „Wir haben Kunden, die Whisky im 1.000-Euro-Bereich ganz normal trinken.“ Normal, das heißt bei einem von Kupschs Kunden, jeden Freitag in den Laden zu kommen und Flaschen für 1- bis 3.000 Euro zu kaufen. „Als Geldanlage. Eine davon macht er auf.“ Noch im Laden öffnen seine russischen Stammkunden die erste Flasche, für ein paar hundert Euro, zum Aufwärmen. „Dann laden sie sich den Kofferraum voll“, Fahrerin und Dolmetscher machen’s möglich.

So werden Sie zum Whisky-Connoisseur

Wer noch kein Whisky-Profi ist, aber auf den Geschmack kommen möchte, dem rät Experte Peter Kupsch: Den Whisky bei Zimmertemperatur trinken, und zwar pur und ohne Eis. Ein paar Tropfen Mineralwasser öffnen den Whisky – dazu ein gutes Wasser ohne Kohlensäure benutzen.

Wer seinen Geschmack bilden möchte, sollte dafür fünf bis zehn Jahre einkalkulieren. Und nie nur einen Whisky kaufen: lieber mehrere Miniaturen, um den Geschmack vergleichen zu können. Es muss ja nicht gleich die Abfüllung für 100 Euro sein. Los geht’s bei 2,99 Euro für die Miniflasche.

Kupschs Kunden: Viele kommen aus den Nachbarländern, aus den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich. Auch deutsche Kunden sind dabei. Eine Sorte Kunde allerdings fehlt dem Duisburger Luxusgeschäft: „Duisburger kaufen solche teuren Flaschen nicht – das ist eine Nummer zu viel. Hier liegt die Grenze bei 100 Euro.“ Immerhin: Für diese Summe kann man durchaus eine große Flasche für mehrere tausend Euro probieren – Kupsch verkauft auch Miniabfüllungen. Für 100 Euro gibt’s dann 50 Milliliter – das reicht wenigstens für einen großen Probierschluck.