Duisburg. Ein achtköpfiges Team, das sich „die Metaller“ nennt, kümmert sich um die Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten im Duisburger Landschaftspark.
Sie schweißen und bohren, sie hämmern und schleifen. Genannt werden sie: die Metaller. Hinter diesem knackigen Spitznamen verbirgt sich ein achtköpfiger Eingreiftrupp, der im Landschaftspark Nord vor allem für eines zuständig ist: das Industriedenkmal instandzusetzen und in seiner Substanz zu erhalten. Das geschieht oft verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit. „Denn wir“, betont Matthias Hake, Schlossermeister und Chef der Metaller, „arbeiten meistens dort, wo normale Besucher gar nicht hinkommen“. Ohne die Tatkraft dieser „unsichtbaren Helfer“ wäre das ehemalige Hüttenwerk vom schnellen Verfall bedroht.
Wir treffen uns am Hochofen 2. Der ist eingezäunt und nicht öffentlich zugänglich. Die Sonne strahlt am makellos blauen August-Himmel. Matthias Hake, ein groß gewachsener Mann mit breiten Schultern, begrüßt uns in Arbeitsklamotten mit kräftigem Händedruck. „Hier sind wir gerade mit einer Baustelle fertig geworden“, sagt Hake, als er ein Gittertor aufschließt. Wir kraxeln Stufen hinauf. Und kommen oben an der Staubtopfbühne aus.
Die Sicherung der Anlage steht im Landschaftspark Nord stets im Vordergrund
Deren graue Korrosionsschutz-Beschichtung ist frisch aufgetragen. „Wir haben die Unterkonstruktion aus Stahlträgern vorgereinigt, diese beschichtet und danach neue Bleche aufgelegt“, erklärt der in Gelsenkirchen-Buer lebende Hake. Knapp zwei Wochen Arbeit stecken da drin.
Unter dem gigantischen Staubtopf des Hochofens wird das nächste Projekt sichtbar: In einigen Blechen dieser Bühne klaffen tellergroße Löcher. „Da müssen wir ran“, so Hake. Denn hier kommen geführte Besuchergruppen vorbei. „Und weil für uns die Sicherung der Anlage immer an allererster Stelle steht, werden solche Schäden auch schnellstens beseitigt“, stellt Hake klar.
Hochachtung vor den Erbauern des ehemaligen Hüttenwerks
Beim Gang durchs Industriedenkmal fällt auf, mit welch großer Anerkennung der Metaller-Chef auf die Konstruktion schaut. Dann zeigt er auf eine der fast kunstvoll genieteten Trägerstreben und sagt: „Man kann vor der Arbeit der Menschen, die dieses alte Hüttenwerk errichtet haben, nur Hochachtung haben.“
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Hake und seine sieben hauptamtlich beschäftigten Mitstreiter kennen das frühere Werk bestens. Einmal im Jahr gehen sie die komplette Anlage ab und suchen nach neu aufgetretenen Schäden. „Das machen wir immer im Frühjahr. Es dauert bis zu vier Wochen, bis wir alles gesichtet haben. Und wir brauchen Hubsteiger, um an schwierige Stellen heranzukommen“, so Hake. Ihm ist es wichtig, zu betonen: „Wir machen hier nicht alle Arbeiten allein. Bei größeren Sachen holen wir Fremdfirmen hinzu.“ Und es werde auch nicht einfach drauflos gebaut. Bei tragenden Teilen wird etwa immer ein Statiker mit einbezogen.
Metaller haben ihre Heimat im Schalthaus West des Landschaftsparks Nord
Das war auch am Tauchgasometer der Fall. Dort ersetzen die Metaller Markus Krümmling und Pierre Kamin gerade die Stützfüße des Treppenaufgangs, der hinauf zum Eingang des 21-Millionen-Liter-Behälters führt. Auch Betonfundamente werden erneuert. „Das ist das Spannende an unserer Arbeit: Wir haben jeden Tag etwas Anderes zu tun.“
Wir laufen vorbei an Hochofen 5 hinüber zum Schalthaus West. „Das ist unsere Bude“, sagt Hake, als er in die Metallwerkstatt hineinbittet. In dieser Halle sind sechs Arbeitsplätze eingerichtet, an denen Teile vorgefertigt werden, die später bei der Instandsetzung verbaut werden. Weil der Platz hier nicht ausreicht, haben die Metaller ein zweites Domizil auf dem Gelände: die Wassermannswerkstatt. Hier findet sich auch das benötigte Werkzeug jeglicher Art. Die Palette reicht vom Winkelschleifer über Bohrmaschinen bis hin zu Schweißgeräten.
Fundsachen hängen an der Wand
Absoluter Blickfang an einer der langen Wände ist eine imposante Fundsachen-Sammlung. „Das sind alles Gegenstände, die einst im Hüttenwerk vergessen oder versteckt wurden und die wir bei Reparaturen entdeckt haben“, erklärt Hake. Zu den betagten „Schätzen“ gehören etwa Maulschlüssel, Blechschilder, aber auch eine längst vergilbte Tageszeitung. „Und es kommen immer noch regelmäßig neue Fundsachen hinzu“, sagt Hake und lacht.
Dem Landschaftspark wünscht er zu dessen 25-jährigen Bestehen, dass „er weiter so existieren kann wie bisher und auch weiterhin möglichst viele Menschen Freude an der Anlage haben“. Er selbst möchte den Rest seines Arbeitslebens dort verbringen: „Die Menschen, die hier arbeiten, sind alle Überzeugungstäter. Wir leben und wir lieben das hier.“
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Ein perspektivisches Problem gibt es: „Wir können den Verrottungsprozess nicht komplett aufhalten. Aber wir können ihn verlangsamen“, so Hake. Genau das werden die Metaller tun. Mit all ihrem Herzblut.