Duisburg. . Mit vielen Projekten versucht Duisburg, Zuwanderer aus Südosteuropa zu erreichen. Das kostet Millionen Euro. Fluktuation hemmt die Integration.

Restriktion und Integration sind die beiden Grundpfeiler, mit denen Duisburg auf den großen Zustrom aus Südosteuropa reagiert. 2012 entwickelte die Stadt ein Integrations-Handlungskonzept. Knapp neun Millionen Euro flossen seitdem in Betreuungsprojekte. „Wir haben in der Zeit 15.600 Personen erreicht. Das ist eine große Zahl“, meint Ralf Krumpholz, der zuständige Beigeordnete für die Integration.

Betreuungsaufwand ist riesengroß

Oft schlechte schulische und berufliche Qualifikation, in der Regel keine Deutschkenntnisse, eine räumliche Konzentration auf einige Stadtteile wie Marxloh oder Hochfeld, oft sogar verdichtet auf einzelne Straßenzüge: Der Betreuungsaufwand für die aktuell rund 21.000 Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien ist riesengroß. „Oft geht es dabei um die Regelung das sozialen Zusammenlebens“, so Marijo Terzic, Leiter des Kommunalen Integrationszentrums.

Marijo Terzic leitet das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Duisburg.
Marijo Terzic leitet das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Duisburg. © Kerstin Bögeholz

Die „Sicherung des sozialen Friedens“, schulische und berufliche Qualifizierung, Kinderbetreuung und Gesundheitsvorsorge sind dabei die Bausteine der Integrationsprogramme. Erfahrung: Je länger die Menschen in Duisburg bleiben, umso besser greifen Integrationsbemühungen und Anpassungen.

Doch, so Terzic, die Fluktuation ist groß. Oft beginnt die Arbeit von neuem. Auch das Recht auf Freizügigkeit in der EU könne Duisburg nicht ändern: „Solange es ein erhebliches Wohlstandsgefälle in Europa gibt, wird auch die Zuwanderung anhalten“, vermutete Marijo Terzic schon bei der Vorstellung des überarbeiteten Integrationskonzeptes 2017.

Jobcoaches und Streetworker

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Seit 2014 entwickelte die Stadt 19 gezielte Projekte für südosteuropäische Zuwanderer. Aktuell läuft unter anderem das Projekt „Bildung, Arbeit, Leben in Duisburg“ mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds für Zuwanderer in Marxloh und Hochfeld.

„Jobcoaches“ der Gesellschaft für Beschäftigungsförderung GfB versuchen, Teilnehmer mit Qualifizierung und Begleitung in Beschäftigung zu bringen. 1440 Teilnehmer zählt das Projekt, 427 wurden in Beschäftigung gebracht, so Krumpholz. Es funktioniert also.

Seit Anfang des Jahres betreuen Integrationsberater vom Integrationszentrum, der GfB und der Hamborner Werkkiste gezielt Zuwandererfamilien mit Vorschulkindern. Sie leisten Hilfestellungen zur Gesundheitsvorsorge bei Elterngesprächen im Kindergarten, bei Einschulungen. Fast 4000 Menschen wurden seit 2016 auf diesem Wege erreicht.

Muttersprachler als Streetworker und Straßenpaten

Gezielt in Hamborn, Marxloh, Meiderich/Beeck und Hochfeld arbeiten muttersprachliche Streetworker und Straßenpaten. Ihre Aufgabe: Regeln erklären, Konflikte lösen, das Miteinander fördern, So bringen Rumänen und Bulgaren ihren Landsleuten nahe, dass Lärm im Hinterhof und Müllberge vor dem Haus nicht zu örtlichen Gepflogenheiten gehören.


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Da von den Zuwanderern aus Südosteuropa rund 10.000, also die Hälfte, nicht krankenversichert sind, ist die Gesundheitsvorsorge ein großes Problem. Eine von der Awo betriebene Clearingstelle – eine von fünf in NRW – kümmert sich mit Unterstützung des Gesundheitsamtes um den Personenkreis ebenso wie die Malteser Migrantenambulanz mit ihren Sprechstunden.

Mit dem Förderprogramm „Komm an NRW“ unterstützt das Land ferner bisher 60 ehrenamtliche Integrationsprojekte. Auch sprachlich setzen die Programmtitel symbolträchtig auf Integration: So trug ein vor allem kulturelles Projekt des Rundes Tisches Rheinhausen von 2013 den Namen: „Und jetzt bist du hier.“