Duisburg. . Hells Angel Timur A. hatte 2009 Rocker „Eschli“ von den rivalisierenden Bandidos erschossen. Gegen seine Abschiebung wehrte er sich vergeblich.
Auf seiner Facebook-Seite postete Timur A. vor langem auch schon mal ein Foto aus Rheinbach. In der dortigen Justizvollzugsanstalt saß der Hells Angel seine langjährige Haftstrafe wegen Totschlags ab. Seit kurzem schickt A. über seine Facebook-Seite, die mehr als 9000 Abonnenten hat, „Schöne Grüße aus Istanbul“. Auch Besuch aus der alten Heimat hat er offenbar schon empfangen: Auf einem der Fotos ist ein Aufnäher mit dem Schriftzug „Duisburg“ auf einer Kutte zu sehen. Im Oktober 2009 hatte der Hells Angel A. das Bandido-Mitglied „Eschli“ auf offener Straße erschossen und damit ein Fanal für den Krieg der Rocker-Banden an Rhein und Ruhr geliefert. Jetzt hat die Bundesrepublik den Rocker in die Türkei abgeschoben.
Die deutschen Behörden geben sich zunächst wortkarg. Das eigentlich für Abschiebungen zuständige NRW-Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration verweist an die Pressestelle des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg. Dort gibt es zunächst nur eine offizielle Bestätigung: A. sei „am 2. Mai auf dem Luftweg abgeschoben worden“. Weitere Angaben könnten aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht gemacht werden. Auf weitere Nachfrage ergänzt ein Sprecher aber noch Details. „Die Person wurde in einem Linienflug mit Sicherheitsbegleitung in ihr Heimatland rückgeführt.“ Die Kosten dafür trage das Land und damit der Steuerzahler. Sollte A. versuchen, nach Deutschland zurückzukehren, müsste er die Kosten im Falle einer erneuten Abschiebung selbst tragen.
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Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung
Abgeschoben wurde A. nach Angaben des Kreises aufgrund von Paragraf 53 ff. des Aufenthaltsgesetzes. Demnach könne ein Ausländer, „dessen Aufenthalt die öffentliche Sicherheit und Ordnung, die freiheitliche demokratische Grundordnung oder sonstige erhebliche Interessen der Bundesrepublik Deutschland gefährdet“, ausgewiesen werden. Der in Duisburg-Beeck aufgewachsene Rocker hat versucht, sich juristisch gegen die Abschiebung zu wehren: „Um die Rückführung durchzusetzen, hat der Rhein-Sieg-Kreis den Rechtsweg bis hin zum Oberverwaltungsgericht beschritten.“
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Nachdem A. seinen Rivalen „Eschli“ vom rivalisierenden Rocker-Club vor fast zehn Jahren vor dem Vereinsheim der Bandidos in der Duisburger Innenstadt erschossen hatte, wurde er vom Landgericht ein Jahr später zu einer elfjährigen Haftstrafe verurteilt. Die Kammer wertete die Tat als Totschlag und nicht wie ursprünglich angeklagt als Mord. Eine Notwehr-Situation wie vom Schützen angegeben sah das Gericht aber nicht.
1000 Bandidos bei der Beerdigung von „Eschli“
Einen Großteil der Strafe hat der Hells Angel verbüßt. Ob die Tat aus dem Streit um eine Frau heraus entstand oder aus völlig falsch verstandenem Ehrgefühl, ließ sich nicht restlos klären. In der Folge lieferten sich Bandidos und Hells Angels im Großraum Ruhrgebiet etliche blutige Auseinandersetzungen. „Eschli“ wurde damals unter großer Anteilnahme seiner Clubkollegen, rund 1000 Rocker kamen, auf einem Friedhof in Gelsenkirchen beigesetzt. Wie es A. jetzt in der Türkei geht, können seine Abonnenten bei Facebook verfolgen: „Genießt das Wetter“, notieren sie in den Kommentaren.
1000 Bandidos kamen zur Beerdigung