Duisburg. Tarifforderung der IG Metall stößt in Duisburger Wirtschaft auf Widerstand. Unter anderem, weil schon jetzt qualifizierte Mitarbeiter fehlen.
- Tarifforderung der IG Metall nach Wahloptionen bei der Arbeitszeit stößt auf Widerstand.
- Die Verhandlungen für die Metall- und Elektrobranche beginnen am Donnerstag.
- Ende Dezember endet die Friedenspflicht, Streiks sind ab Januar möglich
Sechs Prozent mehr Lohn will die IG Metall für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie und eine „Wahloption bei der Arbeitszeit“. Vor allem Letzteres treibt den Unternehmern Sorgenfalten auf die Stirn. „Schockiert“ sei er über die Gewerkschaftsforderung, sagt Dr. Marcus Korthäuer, Geschäftsführer der Espera-Werke, die in Duissern Wiege- und Preisauszeichnungstechnik herstellt.
Worum geht es bei der „Wahloption“: Beschäftigte sollen ihre Arbeitszeit ohne Begründungszwang auf bis zu 28 Stunden in der Woche für einen Zeitraum von bis zu 24 Monaten reduzieren und anschließend wieder auf ihre frühere Arbeitszeit zurückkehren können.
Qualifizierte Mitarbeiter sind Mangelware
Bei Espera habe man ausschließlich qualifizierte Mitarbeiter, rund 130 insgesamt. Das Problem, wenn die IG Metall-Forderung ungesetzt würde: „Ich finde doch überhaupt keinen, der einspringen könnte.“ Und für eine befristete Beschäftigung seien kaum noch qualifizierte Leute zu bekommen. Würde ein Mitarbeiter seine Arbeitszeit verkürzen, müssten Kollegen die Arbeit übernehmen. Korthäuer: „Es wird also nicht Flexibilität erreicht, sondern das Gegenteil.“
Rund 40 Duisburger Unternehmen mit 7000 bis 8000 Beschäftigten gehören zur Metall- und Elektrobranche, für die am Donnerstag die Tarifverhandlungen in der Dortmunder Fußballarena beginnen. Darunter sind große Unternehmen wie Siemens, Grillo und Hitachi, aber auch viele mittlere und kleine Firmen. Ende Dezember läuft die Friedenspflicht aus, ab dann könnte gestreikt werden.
"Die wirtschaftliche Lage ist solide"
Die Frage des Geldes sei wohl lösbar, sagt Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes: „Da sind wir zuversichtlich.“ Und: „Die wirtschaftliche Lage ist solide.“ Allerdings gehe es nicht allen Firmen gleichermaßen gut, auch seien oft die Umsätze besser als die Erlöse, was auch an den zögerlichen Investitionen zu merken sei.
Und in den meisten Unternehmen, ist Schmitz überzeugt, gibt es auch schon Regelungen, wie Mitarbeitern geholfen werden kann, die Kinder betreuen oder Angehörige pflegen. Dafür gebe es einen „bunten Blumenstrauß an Varianten“, so dass eine Regelung per Tarifvertrag nicht notwendig sei.
Im Gegenteil bestehe die Gefahr, so Schmitz, dass noch mehr Unternehmen aus der Tarifbindung flüchten, wenn es zu kürzeren Arbeitszeiten komme: „Und das ist auch nicht im Sinne der IG Metall.“ Zumal die zunehmende Digitalisierung, aber auch die Exportorientierung der deutschen Industrie künftig weit flexiblere Arbeitszeitregelungen als heute erfordern dürften.