Duisburg. . Das Christopheruswerk schickt einen Brief an NRW-Ministerin Scharrenbach: Das Land finanziert Frauenhäuser nur noch zu 54 Prozent.

70 Frauen und 88 Kinder fanden im vergangenen Jahr Schutz im Duisburger Frauenhaus des Ev. Christophoruswerkes – nur. „Leider übersteigt die Nachfrage das Angebot. „In diesem Jahr haben wir bereits ca. 240 Platzanfragen ablehnen müssen, in den meisten Fällen war kein freier Platz mehr im Frauenhaus vorhanden“, erklärt Karin Bartl, die die Frauenhaus gGmBH leitet. Der aktuelle Personalschlüssel sowie die „vollkommen unzureichende“ Finanzierung ließen dies nicht zu.

Aktuell werden die Personalkosten nur noch zu 54% durch den Zuschuss des Landes gedeckt; im Jahr 2018 nur noch zu 50%. Die Kosten für Miete und Nebenkosten werden durch die Nutzungsentgelte getragen, die Frauen im Frauenhaus zahlen – ggfs. mitfinanziert von Jobcenter und Sozialamt. Alle Sach- und die restlichen Personalkosten können nur durch Spenden finanziert werden. Hier ist das Frauenhaus Duisburg seit Jahren von einem Duisburger Großspender abhängig. Sollte dieser sein Engagement reduzieren oder einstellen, müsste das Frauenhaus Duisburg schließen.

Beratung beginnt oft erst, wenn Finanzierung klar ist

„Eine existenzbedrohende und unhaltbare Situation“, so Karin Bartl und fährt fort: „Zudem kann es nicht sein, dass unsere Mitarbeiterinnen einen guten Teil ihrer Arbeitszeit für Spendenakquise und das Stellen von Anträgen an Stiftungen aufwenden müssen.“ Auch kann die echte Beratung der schutzsuchenden Frauen oft erst beginnen, wenn die Frauen alle Anträge zur Sicherung des Lebensunterhaltes gestellt haben und sie den Kopf für neue Perspektiven frei haben. „Unhaltbar, weil das einer akuten Notsituation nicht angemessen ist“, findet man im Frauenhaus Duisburg.

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Von Christian Balke

Im Koalitionsvertrag haben CDU und FDP festgehalten, dass die Arbeit der Frauenhäuser unverzichtbar sei. „Wir teilen die Einschätzung“, so Bartl. Allerdings müssten den Worten nun auch Taten folgen. Die Frauenhaus Duisburg gGmbH hat deshalb einen Brief an die zuständige neue Ministerin Ina Scharrenbach geschrieben. Darin wird eine Finanzierung gefordert, die es „allen gewaltbedrohten und gewaltbetroffenen Frauen ermöglicht, in einem Frauenhaus Schutz zu finden, unabhängig von Nationalität, Aufenthaltsstatus, Arbeitssituation, Religion, bisherigem Wohnort usw.