Laar. . Der „Senioren-aktiv-Kreis“ der Ev. Kirche in Laar hatte die stellvertretende Leiterin der Einrichtung für misshandelte Frauen zu Gast.
Der „Senioren-aktiv-Kreis“, der sich wöchentlich in den Gesellschaftsräumen der Evangelischen Kirche in Laar trifft, macht seinem Namen alle Ehre: Rund 40 fröhlich plaudernde, quirlige Bürger jenseits der 50 schart der ehemalige Presbyter Dietrich Rahm wöchentlich um sich.
Die Kuchentafel ist reich gedeckt. Es wird gesungen, gebetet, geklönt und über gesellschaftlich relevante Themen diskutiert.
Fröhlich und optimistisch, wie ihre Gastgeber, wirkt auch Shari Kreutz, Sozialpädagogin und stellvertretende Leiterin des Duisburger Frauenhauses, als sie von Dietrich Rahm begrüßt wird: „Danke, dass sie hier zu Gast sind und uns von ihrer anspruchsvollen, schweren Arbeit berichten.“
Physische und psychische Gewalt
Fröhlich und optimistisch vielleicht auch deshalb, weil die Frauen, wenn sie zu Shari Kreutz und ihren Kolleginnen kommen, das Schlimmste gewöhnlich schon hinter sich haben: „Neben physischer Gewalt, also dem Schlagen oder Treten, gibt es natürlich auch psychische Gewalt“, sagt Kreutz.“
Vor ihr habe mal eine Jugendliche gesessen, die über Jahre vom eigenen Vater und auch vom Freund aufs Übelste beschimpft wurde: „Dieses Mädchen nahm positive Zuwendung gar nicht mehr wahr, sondern wunderte sich total, dass sie bei uns nicht beschimpft wird.“
In Neudorf an einer geheimen Adresse
Das Frauenhaus, das sich in Neudorf an einer geheim gehaltenen Adresse befindet, bietet bis zu neun Frauen und bis zu 13 Kindern Schutz: „Oft kommen unsere Frauen gar nicht aus Duisburg“, sagt Kreutz, „es kommt vor, das jemand aus München bei uns ist, weil er möglichst weit weg vom Täter sein möchte. Derzeit ist zum Beispiel eine Berlinerin bei uns.“
Die Leidenswege der Frauen, die Kontakt mit dem Duisburger Frauenhaus aufnehmen würden, sagte Kreutz, seien so unterschiedlich wie die Frauen selbst: „Es gibt Frauen, die rufen bei uns an und werden noch am Telefon vom Täter geschlagen.“
Altersspanne von 18 bis 96 Jahren
Dann gebe es Frauen, die nach einer langen Leidenszeit gemeinsam mit ihren Kindern generalstabsmäßig ihre Flucht planten. Die Altersspanne der Frauen reiche von 18 bis 96 Jahren: „So alt war unsere älteste Bewohnerin.“
Rund 40 Prozent der Frauen haben einen Migrationshintergrund, ihre Verweildauer im Haus beträgt durchschnittlich 33 Tage: „Während dieser Zeit begleiten wir die Frauen auf Amtsgängen, erledigen mit ihnen alles, was nötig ist, damit sie sich ein eigenes Leben aufbauen können“, sagt Shari Kreutz.
Auf Spenden dringend angewiesen
In 30 Prozent der Fälle sei der Täter der Ehemann oder Partner. Auch Väter oder Mütter, sogar Kinder könnten eine Frau durch Gewalt ins Frauenhaus treiben.
Die Sozialpädagogin warb in Laar auch um Spenden für ihre Einrichtung, die zu 55 Prozent vom Land gefördert wird: „Den Rest müssen wir durch Spenden auftreiben.“