Duisburg. . Zu hohes Risiko: Die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp Steel wird eine Fusion mit Tata Steel wohl ablehnen.
- Jüngste Planspiele zur Zukunft der Stahlsparte von Thyssen-Krupp lehnt der Betriebsrat ab
- Eine Fusion mit Tata Steel ist aus Sicht der Arbeitnehmer mit zu vielen Risiken behaftet
- Entsprechende Pläne würden im Aufsichtsrat keine Zustimmung der Beschäftigten finden
Fusion der Stahlsparte mit Tata Steel? Aufspaltung des Gesamtkonzerns nach dem Muster von RWE? Was auch immer auf den Chefetagen von Thyssen-Krupp derzeit geplant wird, stößt auf die entschiedene Ablehnung auf der Arbeitnehmerseite.
Auch wenn es offenbar ein Nachdenken über andere Modelle gebe, sei eine Fusion mit Tata Steel nach wie vor nicht vom Tisch, warnt Günter Back, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates bei Thyssen-Krupp Steel. Und damit auch nicht das aus Sicht der Arbeitnehmer unkalkulierbare Risiko, das mit einem Zusammengehen der Hüttenwerke in Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland verbunden wäre.
Riskante Pensionsverpflichtungen
Dabei geht es laut Back vor allem um Pensionsverpflichtungen, die beide potenziellen Partner mit in die Verbindung einbringen würden. Entstehen würde ein „labiles Konstrukt“ mit nicht auszuschließenden späteren finanziellen Belastungen vor allem für Thyssen-Krupp: „Das bleibt dann hier bei uns hängen“, befürchtet der erfahrenen Arbeitnehmervertreter.
„Das ist alles nichts Schönes, was wir da hören“, kommentiert Back andere Modelle für die künftige Struktur des Traditionskonzerns, über die derzeit spekuliert wird. Welche Entscheidung auch immer anfalle, sie müsse im Aufsichtsrat getroffen werden. Und dort werde die Arbeitnehmerseite keiner Entscheidung zustimmen, die nicht akzeptabel ist. Back nennt als wichtigste Kriterien die Sicherheit der Arbeitsplätze und die Stabilität des Unternehmens, das auch künftig in der Lage sein müsse, Krisenzeiten zu überstehen. Womit beispielsweise wieder die hohen Pensionsverpflichtungen im Spiel wären, die mit einer Fusion mit Tata Steel verbunden wären.
Arbeitnehmer waren gegen Brasilien-Pläne
Schon bei dem Entschluss vor einigen Jahren, in Brasilien und in den USA in den Bau neuer Werke zu investieren, sei die Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat überstimmt worden. Die Folge waren die bekannten Milliarden-Verluste, unter denen der Thyssen-Krupp-Konzern immer noch leidet.
„Es gibt offensichtlich keinen Plan B von Herrn Hiesinger“, kritisiert Back den obersten Konzern-Chef, dem nachgesagt wird, er wolle Thyssen-Krupp vom Stahlbereich trennen. Dessen Argumentation dürfte sich in Kürze auch daran messen lassen, was die Stahlsparte zum Konzernergebnis in diesem, im September endenden Geschäftsjahr beiträgt. Branchenkenner gehen nach den letzten Quartalszahlen davon aus, dass der Stahlbereich durchaus gut abschneiden wird. Die Auftragsbücher sind dem Vernehmen nach gut gefüllt, die Stahlpreise haben angezogen, und die Rohstoffpreise haben sich nicht zum Problem entwickelt.
Dass den Stahlbelegschaften zuletzt immer wieder vorgehalten wurde, sie vernichteten Werte, bringt Back in Rage: „Die Wertevernichter sitzen ganz woanders“, sagt er selbstbewusst und lässt keinen Zweifel daran, dass er da deutlich eher die Vorstände der Stahlsparte und des Konzerns in der Verantwortung sieht als die Belegschaft.