Essen. . Beim Essener Industriekonzern kursieren Planspiele für eine Aufspaltung des Unternehmens nach dem Vorbild des Energieversorgers RWE. Demnach könnte Thyssen-Krupp das Geschäft mit Aufzügen, Autoteilen und Industrieanlagen abtrennen, an die Börse bringen und einen Anteil von etwa 25 Prozent verkaufen, um damit Geld in die Unternehmenskasse zu spülen. Bei diesem Modell bliebe das traditionsreiche Stahlgeschäft im Konzern.

Beim Essener Industriekonzern kursieren Planspiele für eine Aufspaltung des Unternehmens nach dem Vorbild des Energieversorgers RWE. Demnach könnte Thyssen-Krupp das Geschäft mit Aufzügen, Autoteilen und Industrieanlagen abtrennen, an die Börse bringen und einen Anteil von etwa 25 Prozent verkaufen, um damit Geld in die Unternehmenskasse zu spülen. Bei diesem Modell bliebe das traditionsreiche Stahlgeschäft im Konzern.

Vorstandschef Heinrich Hiesinger sondiert derweil die Chancen für eine Fusion der Stahlsparte mit dem Europageschäft des indischen Konzerns Tata Steel. Die Gewerkschafter der IG Metall lehnen einen solchen Zusammenschluss allerdings strikt ab und drohen mit einem Arbeitskampf.

Nach einem Bericht der „Börsen-Zeitung“ über die Aufspaltungspläne flammte eine Diskussion über mögliche Alternativen zur Tata-Fusion auf. Der Druck auf Konzernchef Hiesinger wächst. In zwei Monaten geht das aktuelle Geschäftsjahr von Thyssen-Krupp zu Ende. Doch trotz monatelanger Spekulationen gibt es bislang keinen Abschluss der Gespräche mit Tata. „Es ist ein unerträglicher Zustand für die Beschäftigten“, klagt Konzernbetriebsratschef Wilhelm Segerath. „Die Unruhe ist groß. Die Mitarbeiter brauchen eine Perspektive.“

Das RWE-Modell, das nun als Vorbild für Thyssen-Krupp gehandelt wird, gilt als Erfolg. Durch die Gründung der Ökostrom- und Netztochter Innogy hat sich die Lage des Energiekonzerns stabilisiert. Mit Blick auf die Planspiele für Thyssen-Krupp sagt Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment: „Ich denke, der Kapitalmarkt würde eine Aufspaltung samt Börsengang begrüßen. Es muss endlich Bewegung in den Umbau kommen.“

Die Bilanz von Thyssen-Krupp wird durch hohe Schulden und Pensionszusagen sowie ein niedriges Eigenkapital belastet. Durch eine Konzernaufspaltung samt Börsengang einer neuen Tochtergesellschaft könnte Thyssen-Krupp die Kasse vermutlich aufbessern. So ließe sich wohl auch eine Kapitalerhöhung vermeiden, die den Einfluss des Großaktionärs Krupp-Stiftung verringern würde.

Die Stiftung – das Vermächtnis von Alfried Krupp – ist mit 23 Prozent größter Einzelaktionär – gefolgt vom Finanzinvestor Cevian mit etwas mehr als 18 Prozent. Sollte Cevian bei einer Kapitalerhöhung mitziehen, nicht aber die Krupp-Stiftung, entstünde eine Machtverschiebung im Konzern.

Auf ihrer Internetseite zitiert die Stiftung dieser Tage Alfried Krupp: „Vorstellungen einer falsch verstandenen Tradition dürfen uns nicht hindern, zu neuen Wegen zu finden.“ Der 30. Juli war der 50. Todestag des Industriellen. Auch Stiftungschefin Ursula Gather hatte Konzernchef Hiesinger schon vor mehr als einem Jahr im Zusammenhang mit einer möglichen Stahlfusion Rückendeckung gegeben. „Sorgen kann ich verstehen, bin mir aber sicher, dass die Gremien des Unternehmens zu einer gemeinsamen und klugen Lösung finden“, sagte Gather.

Arbeitnehmervertreter werfen Hiesinger allerdings vor, ihm gehe es bei einem Zusammenschluss der Stahlsparte mit Tata in erster Linie um „Bilanzkosmetik“. Durch eine Fusion könnten die hohen Pensionsverpflichtungen aus den Büchern des Essener Konzerns verschwinden. Auch der Verkauf des verlustreichen Stahlwerks in Brasilien hinterlässt Spuren in der Bilanz. Abschreibungen von rund 900 Millionen Euro schüren die Gefahr eines Verlusts am Ende des Geschäftsjahres.