duisburg. . Ein halbes Jahr nach dem Protest um eine Trafo-Station an der Loveparade-Gedenkstätte ist Künstler Gerd Losemann erbost über die Hinhaltetaktik.
- Ein halbes Jahr nach dem Protest um eine Trafo-Station an der Loveparade-Gedenkstätte ist noch nicht geklärt
- Künstler Gerd Losemann wird im zähen Zweikampf zwischen Infrastruktur und Erinnerungskultur immer zorniger
- 60 bildende Künstler haben sich mit Losemann solidarisiert - der will am 7. Juni vor Ort demonstrieren
Eine Trafo-Station, so groß und so sperrig wie eine Garage, knallrot gerahmt, hat das niederländische Bahnunternehmen Abellio im vergangenen Jahr nur knapp 30 Meter von der Loveparade-Gedenkstätte des Duisburger Künstlers Gerhard Losemann am Karl-Lehr-Tunnel errichtet. Mit Genehmigung der Stadt. Der Künstler ist darüber sehr empört. „Wie kann man nur an einen solchen Ort der Erinnerung solch eine aufdringliche Kiste setzen?“, fragte er zornig. Das war im Januar dieses Jahres (wir berichteten mehrfach).
Heute, fünf lange Monate, eine Reihe geschriebener Protestbriefe und ein geführtes Krisengipfelgespräch später ist (fast) alles beim Alten: Der klobige Trafo steht noch immer da am gleichen Standort; kein nachträgliches Grün hat ihn schamhaft bedeckt.
Bierflaschen und Schlafmatraze liegen gelassen
Nur, dass jetzt Vandalen den Trafo für Rund-um-Schmierereien entdeckt haben, was ihn nicht wirklich ansehnlicher macht. Und dass der eine oder andere „Besucher“ gern mal seine Bierflaschen und seine Schlafmatraze direkt hinter dem Trafo und am Kunstwerk abgelegt hat. Die Wirtschaftsbetriebe sorgen aber regelmäßig für Müllentsorgung. Losemann ist wütender denn je: „Denn die wollen uns einfach durch monatelanges Hinhalten ins Leere laufen lassen . . .“
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Der Kern dieses Streites rankt nicht um eine möglicherweise gestörte Trauer der Familien der 21 Loveparade-Toten, sondern dieser zornige Protest ist ein Ringen des Künstlers um einen fairen Umgang mit Kultur im öffentlichen Raum, für mehr Respekt von Seite der Stadt und des Bahnunternehmens mit der Kunst: Schon jetzt sei durch Sprayer ein deutlicher Vandalismus vor Ort erkennbar. Losemann: „Wer dort sprüht, der sprüht auch auf die Kunst!“ Am Kunstwerk selber seien bereits zahlreiche gedruckte Namen der Loveparade-Toten abgeknibbelt worden.
Zweikampf zwischen Infrastruktur und Gedenkkultur
Damit nun endlich Schwung kommt in einen offenbar erlahmten Zweikampf zwischen grober Infrastruktur und künstlerischer Gedenkkultur hat Künstler Losemann in den vergangenen Wochen seine Kollegen in der Stadt um Unterstützung und um eine Protestunterschrift gebeten: Sechzig von ihnen haben nach Losemanns Worten zustimmend geantwortet.
Jetzt will Losemann diese Unterstützer in der kommenden Woche, am Mittwoch, 7. Juni um 18 Uhr an dem Mahnmal neben dem Lehr-Tunnel medienwirksam zu einer öffentlichen Protest-Kundgebung versammeln.
Hermann Kewitz, Vorsitzender des Bürgervereins „Pro Duisburg“, jener Verein, der damals das Loveparade-Mahnmal initiiert und dann der Stadt feierlich übergeben hatte, und der jetzt in der Streitsache „Trafo-Station“ als Moderator und Vermittler unterwegs ist, kann Losemanns Position wie seine Ungeduld gut verstehen.
„Abellio muss nun endlich mal aus der Hufe kommen.“
Er kritisiert: „Abellio teilt uns Wochen nach einem Krisen-Gespräch im Rathaus mit, dass man jetzt eine Agentur beauftragt habe, die die Machbarkeit einer Trafo-Begrünung prüfen solle, ohne aber weitere Termine zu nennen. Gleichzeitig wird die Situation am Mahnmal nicht schöner, sondern ganz im Gegenteil sehr unerquicklich!“ Abellio müsse nun endlich mal aus „der Hufe kommen.“
So sieht es auch der Künstler: Der hat unterdessen an alle Mitglieder des Kulturausschusses des Rates ebenfalls einen Brief geschickt, mit der herzlichen Bitte um tätige Unterstützung. Doch die Reaktion aus der Lokalpolitik überrascht: Komplettes Schweigen im Walde. Losemann: „Dies finde ich aber nun wirklich sehr eigenartig!“
Muss der Trafo denn so groß sein?
Von Abellio und der Stadtverwaltung würde Losemann übrigens gerne wissen, ob es denn wirklich nötig ist, dass der sperrige Container für die Medienübergabestation (für Gas, Elektrik, Strom, Wasser) tatsächlich im Umfang und Ausmaß so groß sein müsse. Vielleicht sei der ja einfach eine „Einheitskiste“ und für seinen Inhalt völlig überdimensioniert. Und Rohrleitungen und Stromkabel, das wisse er als Handwerker sehr gut, ließen sich doch immer verlegen. Dreißig Meter die Kiste fort vom Mahnmal in Richtung Tunnel schieben und der Fall wäre gelöst.
Dies ist aber offenbar leichter gesagt als getan. Jetzt ruft der Künstler zur Kundgebung am 7. Juni (18 Uhr) am Mahnmal auf.